Es gibt Tage, an denen man sich fragt, ob Politik nicht doch nur eine Reality-Show mit schlechter Regie ist. Der Hauptdarsteller dieser Woche: Eric Adams, Bürgermeister von New York, der – völlig überraschend – von seinen eigenen Leuten im Stich gelassen wurde. Gleich vier seiner Stellvertreter haben das Weite gesucht, wohl in der Hoffnung, dass das sinkende Schiff ohne sie doch noch einen sicheren Hafen findet.
Keiner will mehr mitspielen – außer Eric Adams selbst
Stadtratsvorsitzende Adrienne Adams (nein, keine Verwandtschaft!) hat sich die Mühe gemacht, das Offensichtliche in Worte zu fassen: „Bürgermeister Adams hat das Vertrauen seiner eigenen Mitarbeiter, seiner Kollegen in der Regierung und der New Yorker Bürger verloren.“ Keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, dass ein Bürgermeister ja in erster Linie von eben diesen Leuten regiert werden soll.
Aber Moment mal – warum einfach so das Handtuch werfen? Eric Adams hat immerhin eine Stadt zu führen! Klar, dass Rücktrittsforderungen an ihm abprallen wie Regen an einer New Yorker Bordsteinkante. In seinen Augen ist das alles nur ein kleines Gewitter, das schon bald weiterzieht.
Gouverneurin denkt laut über Amtsenthebung nach – wie unhöflich!
Auch Gouverneurin Kathy Hochul sieht offenbar genug Material für eine Drama-Serie und überlegt, Adams gleich ganz aus dem Amt zu kegeln. Ihr Argument? Die Rücktritte seiner Vizes seien nur die Spitze des Chaosbergs, den Adams mit seinen Entscheidungen geschaffen habe. Aber mal ehrlich: Wenn jeder Bürgermeister wegen Chaos in seiner Stadt gehen müsste, wäre New York längst ein Selbstverwaltungsprojekt mit Bürgermeistern im Wochenrhythmus.
Adams bleibt trotzdem standhaft: Korruptionsvorwürfe? Unbegründet! Rücktritt? Nicht mal im Traum! Er ist schließlich der Kapitän dieses schlingernden Schiffs – und wer wäre er, wenn er jetzt einfach ins Rettungsboot hüpfen würde?
Demokrat oder Republikaner? Adams weiß es selbst nicht mehr
Doch was macht die ganze Sache wirklich spannend? Adams‘ neuer Freundeskreis. In einem Plot-Twist, den selbst Hollywood nicht besser hätte schreiben können, hat er sich plötzlich mit Donald Trump in Sachen Migrationspolitik verbrüdert. Das kommt beim linken Flügel der Demokraten nicht so gut an – denn wer will schon einen Parteikollegen, der mit dem politischen Erzfeind kuschelt?
Während der New Yorker Stadtrat sich also noch überlegt, wie er Adams loswerden kann, bleibt der Bürgermeister entspannt und erklärt sein politisches Überleben zur Chefsache. Ob er tatsächlich noch lange im Amt bleibt oder ob New York bald einen neuen Hauptdarsteller für seine Polit-Soap casten muss? Warten wir’s ab – Fortsetzung folgt garantiert.