Die Windpark Kirchberg GmbH & Co. KG hat im Geschäftsjahr 2023 einen starken Anstieg der Umsatzerlöse und des Jahresüberschusses verzeichnet. Trotz positiver Entwicklungen gibt es jedoch einige kritische Punkte, die Anleger im Blick behalten sollten.
1. Ertragslage: Starker Gewinnanstieg, aber hohe Ausschüttungen
- Umsatzerlöse: 23,69 Mio. EUR (+70 % im Vergleich zu 13,93 Mio. EUR im Vorjahr).
- Jahresüberschuss: 13,26 Mio. EUR (+135 % im Vergleich zu 5,64 Mio. EUR im Vorjahr).
- Gewinnverwendung: 11,5 Mio. EUR wurden bereits im Voraus ausgeschüttet, der verbleibende Gewinn von 1,76 Mio. EUR wurde ebenfalls ausgeschüttet.
- Erhöhte Steuerlast: 2,18 Mio. EUR (Vorjahr: 1,0 Mio. EUR), resultierend aus dem gestiegenen Gewinn.
✅ Positiv:
- Deutliche Umsatzsteigerung aufgrund erhöhter Einspeiseerlöse.
- Starker Gewinnzuwachs, was auf eine gute operative Performance hindeutet.
- Steuerliche Belastung entspricht den gestiegenen Erträgen, keine übermäßigen Rückstellungen.
❌ Kritisch:
- Die hohe Ausschüttungsquote (fast 100 % des Jahresüberschusses) reduziert die Rücklagen.
- Keine Thesaurierung für zukünftige Investitionen oder Krisenabsicherung, was langfristig problematisch sein kann.
2. Vermögenslage: Rückgang der Bilanzsumme und Eigenkapitalquote
- Bilanzsumme gesunken: 40,6 Mio. EUR (Vorjahr: 46,3 Mio. EUR), was einem Rückgang von 12,3 % entspricht.
- Eigenkapitalquote gesunken: 35,5 % (Vorjahr: 41,6 %).
- Sachanlagenwert gesunken: 32,42 Mio. EUR (Vorjahr: 36,76 Mio. EUR), hauptsächlich durch planmäßige Abschreibungen.
- Rückstellungen deutlich gestiegen: 4,91 Mio. EUR (+109 % im Vergleich zu 2,35 Mio. EUR im Vorjahr), hauptsächlich für Steuerverpflichtungen und Rückbauverpflichtungen.
✅ Positiv:
- Solide Eigenkapitalquote, trotz Rückgang.
- Tilgung von Schulden, was langfristig finanzielle Stabilität erhöht.
- Erhöhte Rückstellungen, insbesondere für Steuern und Rückbau, zeigen ein vorausschauendes Risikomanagement.
❌ Kritisch:
- Deutlicher Rückgang der Eigenkapitalquote, bedingt durch hohe Ausschüttungen.
- Rückgang der Bilanzsumme, was auf Kapitalabfluss hindeutet.
- Sinkender Sachanlagenwert, keine erkennbaren Neuinvestitionen.
3. Finanzlage: Hohe Ausschüttungen und Schuldenabbau
- Liquide Mittel: 6,12 Mio. EUR (Vorjahr: 5,07 Mio. EUR), also ein Plus von 1,05 Mio. EUR trotz hoher Ausschüttungen.
- Tilgung von Darlehen: 3,6 Mio. EUR, wodurch die Gesamtverschuldung reduziert wurde.
- Verbindlichkeiten: 19,95 Mio. EUR (Vorjahr: 23,62 Mio. EUR), hauptsächlich gegenüber Kreditinstituten.
✅ Positiv:
- Verbesserte Liquidität trotz hoher Ausschüttungen.
- Schuldenabbau, was die Zinsbelastung langfristig verringert.
❌ Kritisch:
- Hohe Ausschüttungen könnten zukünftige Liquidität einschränken, insbesondere bei unerwarteten Investitionen oder geringeren Einnahmen.
- Kaum Investitionen in neue Anlagen oder Infrastruktur, was zukünftiges Wachstum hemmen könnte.
4. Chancen- und Risikoprofil: Markt- und Betriebssicherheit
- Preisrisiken gering: Bis Ende 2024 besteht eine Preissicherung. Danach Marktrisiko durch Direktvermarktung.
- Mengenrisiko mittel: Abhängig von Witterung und Windaufkommen.
- Operative Risiken gering: Langfristige Wartungsverträge und Versicherungen reduzieren Risiken.
- Rechtliche Risiken gering: Langfristige Verträge schützen vor abrupten Änderungen.
- Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken gering: Durch gesicherte Einnahmen und kontrollierte Schulden.
✅ Positiv:
- Risiken insgesamt gut abgesichert, keine unmittelbaren Bedrohungen für das Geschäftsmodell.
- Preissicherung für 2024 schafft Planbarkeit.
❌ Kritisch:
- Nach 2024 besteht Unsicherheit bezüglich der erzielbaren Strompreise, was das Ertragsrisiko erhöht.
- Langfristig könnten sich regulatorische Änderungen negativ auswirken.
5. Prognose: Gewinnrückgang in den kommenden Jahren
- Erwarteter Jahresüberschuss 2024: 10,0 Mio. EUR (2023: 13,3 Mio. EUR).
- Erwarteter Gewinn 2025: 4,1 Mio. EUR.
- Erwarteter Gewinn 2026: 2,4 Mio. EUR.
✅ Positiv:
- Weiterhin profitable Geschäftsentwicklung, wenn auch mit abnehmendem Gewinn.
❌ Kritisch:
- Erwarteter Gewinnrückgang zeigt abnehmende Rentabilität, was Anleger beunruhigen könnte.
- Keine klaren Expansionspläne erkennbar, die zukünftiges Wachstum sichern könnten.
Fazit: Solide aktuelle Performance, aber langfristige Risiken durch hohe Ausschüttungen und sinkende Gewinne
✅ Positiv:
- Starker Gewinnzuwachs in 2023 (+135 %).
- Hohe Umsatzerlöse (+70 %), vor allem durch höhere Strompreise.
- Schuldenabbau und weiterhin solide Eigenkapitalquote (35,5 %).
- Geringe operative, rechtliche und finanzielle Risiken.
❌ Negativ / Kritisch:
- Extrem hohe Ausschüttungsquote (100 % des Gewinns), keine Thesaurierung für zukünftige Investitionen.
- Sinkende Eigenkapitalquote (41,6 % → 35,5 %) zeigt Kapitalabfluss.
- Rückgang der Bilanzsumme und fehlende Investitionen in neue Anlagen.
- Gewinnerwartungen für die nächsten Jahre stark rückläufig (2026 nur noch 2,4 Mio. EUR Gewinn).
- Nach 2024 höhere Unsicherheit durch Marktrisiken bei der Strompreisgestaltung.
Empfehlung für Anleger:
Die Windpark Kirchberg GmbH & Co. KG hat 2023 ein außergewöhnlich gutes Jahr hinter sich, profitierte stark von höheren Strompreisen und konnte hohe Ausschüttungen leisten. Allerdings zeigt der Jahresabschluss, dass die zukünftigen Gewinne stark rückläufig sein werden und keine klaren Wachstumsstrategien erkennbar sind.
📌 Für kurzfristig orientierte Anleger könnte die hohe Ausschüttung attraktiv sein.
📌 Langfristig orientierte Anleger sollten sich jedoch fragen, ob die aktuelle Strategie nachhaltig ist, da weder Investitionen in neue Projekte noch eine klare Expansionsstrategie ersichtlich sind.
Fazit: Gute kurzfristige Rendite, aber fragliche langfristige Perspektive.