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Amazon und der „übersehene“ Milliardenbetrag – Italien wird ungemütlich

Riekus (CC0), Pixabay

Ach, Amazon – der Lieblingsversandhändler der Welt, stets effizient, stets kundenfreundlich und offenbar auch sehr kreativ im Umgang mit Steuern. In Italien ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen des Verdachts auf Mehrwertsteuerbetrug in Höhe von satten 1,2 Milliarden Euro. Zwischen 2019 und 2021 soll Amazon diese Summe eigentlich für Verkäufe externer Händler abgeführt haben – hat es aber anscheinend nicht so genau genommen.

Drei Milliarden? Ein Schnäppchen für Amazon!

Da könnte nun eine nette Rechnung ins Haus flattern: 3 Milliarden Euro Nachzahlung inklusive Bußgeldern. Für den Online-Riesen, der 2023 mal eben über 500 Milliarden Dollar Umsatz gemacht hat, sicher kein Weltuntergang – aber trotzdem unangenehm. Schließlich geht es ums Prinzip.

Amazon zeigt sich wie immer gelassen und möchte sich natürlich nicht zu den laufenden Ermittlungen äußern. Stattdessen gibt es die übliche Beruhigungspille: Man halte sich an alle Steuergesetze. Gut zu wissen – bloß, dass die italienischen Ermittler das offenbar anders sehen.

Ein Gesetz, das Amazon übersehen hat? Wie konnte das passieren!

Nun könnte man denken, dass Amazon mit seiner Legion von Steuerexperten und Anwälten ganz sicher über die italienischen Steuergesetze informiert war. Schließlich wurde 2019 in Italien eine klare Regel eingeführt: Plattformbetreiber sind für die Mehrwertsteuer verantwortlich, wenn Händler von außerhalb der EU in Italien verkaufen. Kein Problem, dachte sich Amazon wohl – und machte weiter wie zuvor.

Dass diese Regelung 2021 durch EU-Vorschriften ersetzt wurde, macht die Sache nicht unbedingt besser. Denn offensichtlich ist das Thema Mehrwertsteuer in dieser Zeitspanne irgendwo zwischen den Milliarden-Paketen in Amazons Lagern verloren gegangen.

Italien macht ernst – und Amazon schweigt

Die Ermittlungen liefen bereits seit Frühjahr 2024, abgeschlossen wurden sie im Dezember – und nun sitzt Amazon auf einem großen Problem. Vielleicht hofft der Konzern einfach, dass es sich in Rauch auflöst. Oder dass es am Ende einen netten Deal gibt, bei dem man sich irgendwie einigt.

Denn seien wir ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass Amazon wirklich die volle Summe zahlt, ist ungefähr so groß wie die Lieferzeit von „Same Day Delivery“ in einer italienischen Kleinstadt. Aber eines ist sicher: Die Behörden in Italien nehmen es offenbar ernster als gedacht – und Amazon dürfte künftig ein wenig genauer hinschauen müssen, wo die Mehrwertsteuer rein zufällig verloren geht.

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