1. Geschäftsentwicklung und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG (TWB) betreibt seit 2015 die erste Phase des Offshore-Windparks Borkum. Mit insgesamt 40 Windkraftanlagen gehört der Park zu den bedeutenden Offshore-Windkraftprojekten in Deutschland. Während die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch den allgemeinen Ausbau erneuerbarer Energien grundsätzlich positiv sind, waren 2023 mehrere Herausforderungen zu verzeichnen:
- Ein geringeres Windaufkommen als erwartet.
- Störungen an mehreren Windkraftanlagen, insbesondere eine Netzstörung in String 5.
- Deutlich gesunkene Marktpreise für Offshore-Windenergie.
Die oben genannten Faktoren führten zu einem Umsatzrückgang von 129,4 Mio. EUR (2022) auf 83,3 Mio. EUR (2023) – ein Rückgang um über 35%. Dies verdeutlicht die hohe Volatilität der Erträge aus erneuerbaren Energien, insbesondere bei Offshore-Windparks.
2. Finanzielle und operative Kennzahlen
2.1 Vermögenslage
Die Bilanzsumme reduzierte sich von 641,4 Mio. EUR (2022) auf 558,0 Mio. EUR (2023). Die Hauptursachen dafür sind:
- Hohe Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen (63,2 Mio. EUR), die planmäßig erfolgen, aber dennoch das Eigenkapital stark belasten.
- Rückzahlung von Gesellschafterdarlehen (Rückgang um 37,6 Mio. EUR).
Die Eigenkapitalquote ist dennoch leicht gestiegen von 47,1% auf 48,6%, was aus Anlegersicht als positives Signal zu werten ist. Jedoch ist der Bilanzverlust von 30,6 Mio. EUR besorgniserregend.
2.2 Ertragslage
- Umsatzerlöse: Rückgang um 35%, insbesondere durch den Wegfall der EEG-Vergütung und gesunkene Marktpreise.
- Materialaufwand: Leicht gesunken auf 34 Mio. EUR, aber immer noch ein bedeutender Kostenfaktor.
- Abschreibungen: Höchster Einzelposten mit 63,2 Mio. EUR, was die Rentabilität des Parks stark beeinflusst.
- Jahresfehlbetrag: -30,6 Mio. EUR (Vorjahr: +10,5 Mio. EUR), ein dramatischer Einbruch.
Die Kombination aus steigenden Betriebskosten, hohen Abschreibungen und sinkenden Marktpreisen zeigt deutlich, dass Offshore-Windparks nach Auslaufen der EEG-Förderung stärker dem Marktpreisrisiko ausgesetzt sind.
2.3 Finanzlage
- Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit: 41,2 Mio. EUR, ein starker Rückgang gegenüber dem Vorjahr (91,5 Mio. EUR).
- Darlehensrückzahlungen in Höhe von 53,9 Mio. EUR zeigen eine solide Finanzierungsstrategie.
- Liquidität war jederzeit gesichert, was aus Anlegersicht beruhigend ist.
3. Risiken und Herausforderungen
3.1 Markt- und Preisrisiko
Mit dem Ablauf der EEG-Förderung wurde der Park vollständig auf Power Purchase Agreements (PPAs) umgestellt. Die Absicherung der Erlöse für 2024 (80% bereits verkauft) ist positiv zu bewerten, allerdings wird sich zeigen, wie sich die Strompreise in den kommenden Jahren entwickeln. Für 2025 sind bisher 65% der Erzeugung durch PPAs gesichert – ein Zeichen für eine proaktive Marktstrategie.
3.2 Technische Risiken
- Alterung der Kransysteme auf den Anlagen könnte in den kommenden Jahren hohe Investitionen erfordern.
- Schaltanlagenproblem bei BW31 führte zu Netzproblemen, deren langfristige Auswirkungen noch unklar sind.
- Cybersecurity-Risiken sind durch neue gesetzliche Anforderungen gestiegen, erfordern Investitionen und könnten zu weiteren operativen Kosten führen.
4. Fazit und Ausblick für Investoren
Positiv: ✔️ Stabile Eigenkapitalquote trotz hoher Verluste. ✔️ Strategische Absicherung der Einnahmen durch PPAs. ✔️ Hohe technische Verfügbarkeit des Windparks (82,5%). ✔️ Solide Liquiditätslage ohne Engpässe.
Negativ: ❌ Deutlicher Umsatz- und Ertragsrückgang (-35% Umsätze, -30 Mio. EUR Jahresverlust). ❌ Abhängigkeit von Marktpreisen nach Auslaufen der EEG-Förderung. ❌ Erhöhte technische Risiken und mögliche hohe Ersatzinvestitionen.
Empfehlung:
- Anleger sollten die langfristige Marktentwicklung für Offshore-Windenergie genau beobachten.
- Die weitere technische Stabilität des Parks ist entscheidend für die Rentabilität.
- Langfristige Absicherung der PPAs sollte weiter ausgebaut werden.
- Die Gesellschaft muss ihre Kostenstruktur und operativen Risiken konsequent optimieren, um zukünftige Schwankungen besser abzufedern.
Gesamtbewertung: „Solider Betrieb mit Herausforderungen – langfristige Marktchancen, aber hohe Risiken durch Marktpreisvolatilität und technische Investitionen.“