Die ERG Windpark Aukrug GmbH & Co. KG hat ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt. Eine detaillierte Analyse zeigt sowohl Herausforderungen als auch Chancen für Investoren und potenzielle Kapitalgeber.
1. Finanzielle Stabilität: Bilanzielle Überschuldung als Risiko
Eigenkapital bei null – Patronatserklärung als Stütze
Die Bilanz zeigt, dass das Unternehmen kein Eigenkapital ausweist und ein negatives Eigenkapital von 21.333,89 EUR verzeichnet. Dies ist eine klare bilanziellen Überschuldung, die Investoren alarmieren sollte.
Allerdings wurde eine Patronatserklärung der ERG Power Generation S.p.A. (Genua, Italien) vom 22. April 2024 vorgelegt. Diese sichert zu, dass die Gesellschaft finanziell ausgestattet wird, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
➡ Kritische Bewertung: Eine Patronatserklärung ist zwar eine Absichtserklärung, aber keine rechtlich bindende Garantie für eine langfristige Kapitalausstattung. Anleger sollten daher hinterfragen, inwieweit diese Unterstützung nachhaltig gesichert ist.
Hoher Schuldenstand – Verbindlichkeiten fast das gesamte Bilanzvolumen
Die Verbindlichkeiten von 714.037,94 EUR übersteigen das gesamte Anlagevermögen (695.223,37 EUR) bei Weitem.
➡ Kritische Bewertung: Diese Schuldenlast bedeutet, dass das Unternehmen stark auf externe Finanzierung angewiesen ist. Langfristig kann das zu Liquiditätsrisiken führen, insbesondere falls die operative Rentabilität nicht schnell verbessert wird.
2. Investitionen in Anlagevermögen – Windkraftanlagen in Entwicklung
Das Anlagevermögen liegt bei 695.223,37 EUR, was darauf hindeutet, dass in den Windpark investiert wurde. Es wird jedoch im Anhang vermerkt, dass die Abschreibungen erst mit der Fertigstellung der Windkraftanlagen beginnen.
➡ Kritische Bewertung: Dies deutet darauf hin, dass sich das Projekt noch in einer Investitions- und Aufbauphase befindet. Investoren sollten hinterfragen, wann die Windkraftanlagen vollständig betriebsbereit sind und wann die ersten signifikanten Einnahmen aus dem Energieverkauf zu erwarten sind.
3. Ertragslage – Fehlende operative Gewinne, aber Wachstumspotenzial
Das Unternehmen weist keine Gewinne aus, was aufgrund der frühen Projektphase nicht ungewöhnlich ist.
➡ Kritische Bewertung: Es ist entscheidend, wann sich das Unternehmen in den Bereich der Rentabilität bewegt. Anleger sollten sich über die erwarteten Einnahmen aus dem Energieverkauf informieren und klären, ob es langfristige Abnahmeverträge (PPAs – Power Purchase Agreements) gibt, die eine stabile Cashflow-Planung ermöglichen.
4. Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern – Interne Finanzierungsstruktur
Es bestehen erhebliche Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern (687.849,86 EUR, Vorjahr: 55.162,09 EUR).
➡ Kritische Bewertung: Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen stark von interner Finanzierung abhängig ist. Solange die Gesellschafter Kapital bereitstellen, ist dies eine stabile Quelle, aber es könnte die Rückzahlungsverpflichtungen in der Zukunft belasten.
5. Steuerliche Rahmenbedingungen und Unternehmensstruktur
Die Gesellschaft unterliegt der Gewerbe- und Umsatzsteuer und wird als Kleinstpersonenhandelsgesellschaft eingestuft.
➡ Kritische Bewertung: Dies zeigt, dass das Unternehmen aktuell noch eine vergleichsweise kleine operative Einheit ist, was möglicherweise begrenzte Skalierungsmöglichkeiten mit sich bringt.
Fazit: Investitionschance oder zu hohe Risiken?
Die ERG Windpark Aukrug GmbH & Co. KG befindet sich in einer kritischen Phase der Unternehmensentwicklung. Die finanziellen Risiken, insbesondere die bilanziellen Überschuldung und die hohe Abhängigkeit von Fremdkapital, sind nicht zu unterschätzen.
Jedoch bietet das Projekt auch Potenzial, insbesondere wenn:
✅ Die Windkraftanlagen erfolgreich in Betrieb gehen
✅ Langfristige Einnahmen durch Stromverkäufe gesichert werden
✅ Die Patronatserklärung tatsächlich für eine nachhaltige Finanzierung sorgt
➡ Empfehlung für Anleger:
🔹 Risikobewusste Investoren sollten auf eine klare Finanzierungsstrategie für die kommenden Jahre achten.
🔹 Langfristige Anleger könnten eine Chance in der steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien sehen.
🔹 Kurzfristige Spekulanten sollten jedoch vorsichtig sein, da das Unternehmen aktuell noch keine stabilen Einnahmen vorweisen kann.
Fazit: Hohe Risiken, aber auch Chancen – die Rentabilität entscheidet über den langfristigen Erfolg.