Interviewer: Herr Bremer, die Rolle von Andre Bischoff in der DEGAG-Insolvenz wirft einige Fragen auf. Sie haben ihn öffentlich kritisiert und offene Punkte angesprochen. Was genau ist Ihr Hauptkritikpunkt?
Thomas Bremer: Nun, Herr Bischoff war als Generalvertreter der Concordia Versicherung eng mit der DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AG verbunden. In seiner Funktion als Aufsichtsrat hatte er eine kontrollierende, beratende und überwachende Rolle gegenüber dem Vorstand. Jetzt stellt sich die Frage, inwiefern er diese Pflichten tatsächlich wahrgenommen hat und ob er vielleicht mehr über den Zustand der Immobilien wusste, als bislang öffentlich bekannt ist.
Interviewer: Sie spielen auf einen Kommentar an, in dem behauptet wird, Bischoff habe die Gebäudeversicherungen abgeschlossen und sich somit einen Überblick über den Immobilienbestand verschafft. Was wäre daran problematisch?
Thomas Bremer: Sollte das zutreffen, dann hätte er ja nicht nur gewusst, welche Objekte versichert wurden, sondern auch deren baulichen Zustand, mögliche Schäden und den Leerstand gekannt. Das könnte in einem Insolvenzverfahren eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere für geschädigte Anleger. Es geht hier um Transparenz. Hat er sich beispielsweise regelmäßig über den Fortgang der Sanierungen und Vermietungen informiert? Hat er Anleger rechtzeitig gewarnt? Das sind Fragen, die geklärt werden müssen.
Interviewer: Ein weiteres Thema, das Sie kritisch sehen, ist die Wahl der Insolvenzkanzlei. Worum geht es da genau?
Thomas Bremer: Ja, das ist tatsächlich sehr merkwürdig gelaufen. Nach unseren Recherchen gab es eine direkte Einflussnahme durch ein führendes Mitglied der DEGAG Holding auf die Wahl der Kanzlei. Diese Person hat bereits sehr frühzeitig den Vorschlag gemacht, genau diese Kanzlei zu beauftragen – zu einem Zeitpunkt, an dem das eigentlich noch gar nicht hätte entschieden sein dürfen. Das wirft Fragen auf.
Interviewer: Könnte das bedeuten, dass es eine besondere Verbindung zwischen Herrn Bischoff und der Insolvenzkanzlei gibt?
Thomas Bremer: Diese Möglichkeit kann man zumindest nicht ausschließen. Interessant wäre zu wissen, ob die Kanzlei Dr. Eckert möglicherweise Kunde der Concordia Versicherung ist oder war. Das wäre natürlich ein gravierender Interessenskonflikt. Zudem hat sich Herr Bischoff bislang nicht klar zu diesen Vorwürfen geäußert. Er hätte dazu ausreichend Gelegenheit gehabt.
Interviewer: Wie bewerten Sie insgesamt die Rolle des Insolvenzverwalters?
Thomas Bremer: Wir wollen kein Gegner des Insolvenzverwalters sein, sondern sein Partner, denn wenn es gelingt, mehr Masse für die Anleger zu generieren, profitieren alle Geschädigten davon. Allerdings hat sich die Kanzlei Dr. Eckert bisher einer Zusammenarbeit verweigert. Das halte ich für eine falsche Strategie. Wir werden daher versuchen, medialen Druck auszuüben, damit sich das ändert.
Interviewer: Sie haben das niedersächsische Justizministerium um Prüfung der Vorgänge gebeten. Was erwarten Sie sich davon?
Thomas Bremer: Erfahrungsgemäß wird nach außen hin zunächst alles bestritten werden. Aber bei den klaren Ungereimtheiten rund um die Vergabe des Insolvenzverfahrens könnte es für das Amtsgericht Hameln und die zuständige Insolvenzrichterin schwierig werden, eine schlüssige Erklärung zu liefern. Es könnte sein, dass hier letztlich eine Neubesetzung des Verfahrens notwendig wird.
Interviewer: Abschließend: Was ist Ihr Ziel in dieser Sache?
Thomas Bremer: Unser Ziel ist eine transparente und faire Abwicklung des Insolvenzverfahrens zum Wohle der Anleger. Wenn Herr Bischoff nichts zu verbergen hat, sollte er sich den offenen Fragen stellen. Wir hoffen, dass sich die Kanzlei Dr. Eckert eines Besseren besinnt und den Austausch sucht – und dass am Ende die wirklich Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Sollte das nicht geschehen, werden wir weiterhin öffentlichen Druck ausüben und weitere relevante Details ans Licht bringen.
Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bremer.