Na wunderbar, endlich sind wir da angekommen: Wer kein Smartphone hat, zahlt drauf. Supermärkte haben eine revolutionäre Methode gefunden, um Kundschaft in zwei Klassen zu spalten – die technikaffinen Rabatt-Könige mit Smartphone und die hoffnungslos veralteten Barzahler, die an der Kasse einfach nur brav den vollen Preis blechen dürfen.
Die Senioren-Union hat das Problem erkannt (immerhin haben sie offenbar noch Zugriff auf gedruckte Zeitungen) und kritisiert völlig zurecht, dass ältere Menschen oder schlicht technikmüde Kunden durch App-exklusive Rabatte benachteiligt werden. Man stelle sich vor: Jahrzehntelang treue Kundschaft, die den Einzelhandel durch alle Höhen und Tiefen begleitet hat, wird jetzt von der Kassiererin mitleidig belächelt, weil sie nicht erst umständlich in einer App herumwischen können, um zehn Cent auf den Joghurt zu sparen.
Verbraucherschutz? Fehlanzeige!
Dass das Rabatt-Glück mittlerweile mit einer DSGVO-Albtraum-App erkauft werden muss, bei der persönliche Daten, Einkaufsverhalten und wahrscheinlich die GPS-Position gleich mit verwurstet werden, ist natürlich reiner Zufall. Datenschutz? Nicht nötig – die Oma muss halt lernen, dass Einkaufen heute mit einer stillen Zustimmung zur vollständigen Werbeüberwachung verbunden ist.
Und wer kein Smartphone hat? Tja, Pech gehabt! Die Alternative, eine Kundenkarte mit Barcode, die einfach an der Kasse gescannt wird, wäre ja viel zu einfach. Da könnte schließlich jeder sparen – und wo kämen wir da hin?
Fazit: Rabatte für alle – oder gar nicht!
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Preisnachlässe sollten an der Kasse für jeden gelten, ohne dass man sich erst durch eine App-Registrierung mit fünfzig-seitigen AGBs wühlen muss. Die Vorstellung, dass ältere Menschen, die vielleicht nicht mit Smartphones aufgewachsen sind, mit Zuschlägen für Digitalverweigerung bestraft werden, ist an Absurdität kaum zu überbieten.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass sich Verbraucherschützer mal diesem modernen Rabatt-Chaos annehmen. Denn wenn das so weitergeht, gibt es bald nicht mehr „billiger durch Apps“, sondern „teurer für alle, die keine haben“. Und dann gute Nacht, Einzelhandel!