Kritische Analyse aus Anlegersicht
Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Rohrberg GmbH & Co. KG zeigt eine gemischte wirtschaftliche Entwicklung: Zwar konnten die Stromerträge um 24 % über Plan liegen, doch der Jahresüberschuss sank drastisch von 3,09 Mio. EUR auf 1,03 Mio. EUR. Dies wirft Fragen zur langfristigen Rentabilität und Finanzierung auf.
1. Ertragslage: Stark fallende Umsätze trotz guter Windbedingungen
- Stromertrag: 50.368 MWh erzeugt (+24 % über Plan, Vorjahr: 39.449 MWh).
- Umsatzerlöse: 4,45 Mio. EUR, ein massiver Rückgang gegenüber 6,88 Mio. EUR im Vorjahr.
- EBIT-Rückgang: 1,68 Mio. EUR (Vorjahr: 4,02 Mio. EUR), was eine Verschlechterung der operativen Rentabilität bedeutet.
📌 Bewertung:
Obwohl die Windbedingungen außergewöhnlich gut waren, sind die Umsatzerlöse eingebrochen. Der Rückgang des Strompreises und regulatorische Vorgaben scheinen eine erhebliche Belastung zu sein. Für Anleger stellt sich die Frage, ob die Gesellschaft in schwächeren Windjahren überhaupt Gewinne erwirtschaften kann.
2. Finanzlage: Hohe Schuldenlast und sinkende Liquidität
- Eigenkapitalquote sinkt auf 35 % (Vorjahr: 38 %) → Rückgang auf 7,2 Mio. EUR von 9,6 Mio. EUR.
- Bankverbindlichkeiten reduzieren sich leicht von 14,1 Mio. EUR auf 12,5 Mio. EUR, was positiv ist.
- Liquide Mittel halbieren sich von 5,78 Mio. EUR auf 2,82 Mio. EUR – Hinweis auf stärkere Kapitalabflüsse.
📌 Bewertung:
Die sinkende Eigenkapitalquote deutet auf eine zunehmende finanzielle Schwächung hin. Der hohe Schuldenstand bleibt ein erhebliches Risiko, insbesondere wenn sich Strompreise oder gesetzliche Rahmenbedingungen weiter verschlechtern. Die deutliche Reduktion der Liquidität könnte problematisch sein, falls unerwartete Instandhaltungskosten auftreten.
3. Kostenstruktur: Betriebskosten stabil, aber Finanzierungsaufwand steigt
- Betriebsaufwendungen blieben konstant bei 2,77 Mio. EUR (Vorjahr: 2,87 Mio. EUR).
- Abschreibungen bleiben hoch bei 1,63 Mio. EUR, was die Bilanzwerte der Anlagen zunehmend reduziert.
- Finanzierungsaufwand steigt auf -459 Tsd. EUR (Vorjahr: -411 Tsd. EUR), was auf die hohe Verschuldung zurückzuführen ist.
📌 Bewertung:
Die hohen Abschreibungen zeigen, dass die WEA weiterhin in ihrer Nutzungsdauer abgebaut werden. Die Frage ist, ob nach Ablauf der Betriebszeit genügend Rücklagen für Ersatzinvestitionen gebildet werden können.
4. Prognose & Risiken: Ungewisse Zukunft trotz stabiler Windbedingungen
- Prognose für 2024: Erwarteter Jahresüberschuss von nur 387 Tsd. EUR (2023: 1,03 Mio. EUR).
- Hauptrisiken:
- Weiterer Rückgang der Strompreise.
- Negative Auswirkungen der EEG-Regulierung, insbesondere bei längeren Phasen mit negativen Strompreisen.
- Hohe Schuldenlast könnte die Finanzierungsfähigkeit weiter einschränken.
📌 Bewertung:
Die Planung für 2024 ist äußerst konservativ, was darauf hindeutet, dass die Gesellschaft sich auf eine schwierige Marktsituation vorbereitet. Die Schuldenlast und der sinkende Cashflow sind zentrale Risikofaktoren für Anleger.
5. Fazit: Für langfristige Anleger mit Risikobereitschaft geeignet
✅ Stärken:
- Solide technische Performance mit überdurchschnittlichen Winderträgen.
- Fortlaufende Tilgung der Bankverbindlichkeiten.
- Hoher Bürgerbeteiligungsanteil, was politische Stabilität bringen kann.
❌ Schwächen:
- Erheblicher Rückgang der Umsätze trotz guter Windbedingungen.
- Sinkende Eigenkapitalquote und schwindende Liquidität.
- Hohe Abschreibungen belasten die langfristige Substanz.
📌 Empfehlung:
Investoren sollten sich bewusst sein, dass die wirtschaftliche Lage fragil bleibt. Die Gesellschaft kann in guten Windjahren moderate Gewinne erwirtschaften, doch die starke Abhängigkeit von Strompreisen und regulatorischen Änderungen birgt erhebliche Risiken. Eine langfristige Investition ist nur für risikobewusste Anleger mit einem Fokus auf nachhaltige Energien sinnvoll.