1. Vermögenslage (Aktiva)
Rückgang des Anlagevermögens: Das Anlagevermögen ist von 712.185 EUR im Jahr 2022 auf 464.901 EUR im Jahr 2023 gesunken. Dieser Rückgang von rund 35 % deutet auf intensive Abschreibungen der Windkraftanlagen hin. Die Sachanlagen sind besonders betroffen und sanken von 543.435 EUR auf 296.151 EUR. Dies könnte ein Hinweis auf den fortschreitenden Verschleiß der Anlagen sein oder auf außerplanmäßige Abschreibungen aufgrund von Wertminderungen.
Die Finanzanlagen blieben mit 168.750 EUR stabil, was zeigt, dass es hier keine weiteren Investitionen oder Abwertungen gab.
Anstieg des Umlaufvermögens: Positiv zu bewerten ist der Anstieg des Umlaufvermögens von 312.526,70 EUR auf 494.348,46 EUR. Der Anstieg der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände von 122.730,64 EUR auf 207.923,90 EUR könnte jedoch auf offene Forderungen hindeuten, deren Einbringlichkeit geprüft werden sollte.
Auch der Guthabenbestand bei Kreditinstituten hat sich von 189.796,06 EUR auf 286.424,56 EUR erhöht, was auf eine verbesserte Liquiditätslage hindeutet. Dies ist ein positives Signal für die kurzfristige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens.
Nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil der Kommanditisten: Ein erheblicher Posten in der Bilanz ist der nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteil der Kommanditisten, der von 484.655,08 EUR auf 261.033,49 EUR gesunken ist. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen in der Lage war, einen Teil der Verluste abzubauen. Allerdings bleibt dieser Verlustanteil für Anleger ein kritisches Signal, da er zeigt, dass die Ertragslage weiterhin angespannt ist.
2. Finanzlage (Passiva)
Rückstellungen leicht gesunken: Die Rückstellungen sind von 157.938,99 EUR auf 151.498,46 EUR gesunken. Dies könnte auf den Abbau von Risiken oder auf beglichene Verpflichtungen hindeuten. Dennoch bleibt die Frage offen, ob die Rückstellungen ausreichen, um alle zukünftigen Verbindlichkeiten abzudecken, insbesondere im Hinblick auf Wartungs- und Betriebskosten.
Abbau der Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten wurden von 1.351.427,79 EUR auf 1.068.784,49 EUR reduziert. Dies ist ein positives Zeichen, da das Unternehmen aktiv seine Schuldenlast abbaut.
Details zu den Verbindlichkeiten:
Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern sind von 108.053,26 EUR auf 104.728,82 EUR gesunken, was auf eine geringfügige Rückzahlung oder Anpassung dieser internen Verpflichtungen hindeutet.
Ein großer Teil der Verbindlichkeiten (947.713,32 EUR) ist durch die Verpfändung der Stromerlöse besichert. Dies bedeutet, dass die Einnahmen aus dem Stromverkauf primär zur Tilgung von Schulden verwendet werden müssen, was die finanzielle Flexibilität des Unternehmens einschränken könnte.
3. Ertragslage und operative Risiken
Fehlende Gewinn- und Verlustrechnung: Der Jahresabschluss enthält keine detaillierte Gewinn- und Verlustrechnung, was die Beurteilung der Rentabilität erschwert. Der Rückgang des nicht gedeckten Verlustanteils deutet jedoch darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise operative Verbesserungen erzielt hat.
Fortführungsprognose trotz Verlustanteil: Trotz des negativen Eigenkapitals (in Form des nicht gedeckten Verlustanteils) wird der Jahresabschluss unter der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufgestellt. Die Geschäftsleitung argumentiert, dass die Verluste vor allem durch Abschreibungen verursacht wurden und der operative Cashflow positiv bleibt. Dies ist ein wichtiger Punkt für Anleger, da ein positiver Cashflow die kurzfristige Liquidität sichern kann, auch wenn bilanziell Verluste ausgewiesen werden.
Langfristige finanzielle Verpflichtungen: Das Unternehmen hat Pachtverpflichtungen in Höhe von 58.974 EUR im Jahr 2023, mit weiteren Verpflichtungen bis 2033. Diese langfristigen Verpflichtungen sind typisch für Windparks, könnten jedoch bei sinkenden Strompreisen oder unerwarteten Betriebsausfällen zur Belastung werden.
4. Bewertung aus Anlegersicht
Positiv:
Der Abbau der Verbindlichkeiten zeigt, dass das Unternehmen aktiv an der Schuldenreduzierung arbeitet.
Die verbesserte Liquiditätslage durch den Anstieg der Guthaben bei Kreditinstituten stärkt die kurzfristige Zahlungsfähigkeit.
Der Rückgang des nicht gedeckten Verlustanteils deutet auf eine Verbesserung der Ertragslage hin.
Negativ:
Der erhebliche Rückgang des Anlagevermögens könnte auf Wertverluste der Windkraftanlagen hindeuten.
Die fortbestehende Belastung durch den nicht gedeckten Verlustanteil der Kommanditisten ist ein kritisches Signal für Anleger.
Die hohe Abhängigkeit von besicherten Verbindlichkeiten (durch Verpfändung der Stromerlöse) schränkt die finanzielle Flexibilität des Unternehmens ein.
Die fehlende Gewinn- und Verlustrechnung erschwert eine fundierte Bewertung der Rentabilität.
Fazit:
Der Jahresabschluss der Windpark Westerberg II GmbH & Co. KG zeigt ein Unternehmen, das sich in einer Konsolidierungsphase befindet. Der Abbau der Verbindlichkeiten und der Rückgang des nicht gedeckten Verlustanteils sind positive Zeichen, die auf eine verbesserte Ertragslage und Schuldenreduktion hindeuten.
Allerdings bleibt die finanzielle Lage angespannt, da das Unternehmen weiterhin Verluste ausweist, die über das Kommanditkapital hinausgehen. Die Verpfändung der Stromerlöse zur Besicherung von Verbindlichkeiten könnte die Flexibilität des Unternehmens in Zukunft einschränken.
Für Anleger bietet das Unternehmen trotz dieser Herausforderungen Potenzial, insbesondere wenn die operative Rentabilität weiter verbessert und die Schuldenlast weiter reduziert wird. Vor einer Investition sollten jedoch detailliertere Informationen zur Ertragslage und den langfristigen finanziellen Verpflichtungen eingeholt werden.