Während die Trump-Administration mit voller Kraft daran arbeitet, die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) zu demontieren, stehen Tausende von Mitarbeitern weltweit buchstäblich vor dem Nichts. Wer dachte, humanitäre Hilfe, Krisenbewältigung und Demokratieförderung seien fester Bestandteil der US-Außenpolitik, muss nun erkennen: In Trumps Amerika zählt das Motto America First – und wenn dabei ein paar Millionen Menschen in Krisengebieten leer ausgehen, dann sei es eben so.
Ein Schachzug – nur die Menschen sind die Figuren
In Zentralamerika packte eine USAID-Mitarbeiterin am Donnerstag vorsorglich ihren Schreibtisch zusammen. Offiziell hatte ihr niemand gesagt, sie müsse gehen – aber seit Tagen kamen keine konkreten Informationen mehr, nur ein immer näher rückender Stichtag: Freitagabend sollten alle verbliebenen Angestellten in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt werden.
„Wir sind auf der Titanic – und wir sinken gerade“, fasste sie die Situation zusammen. Statt weiter an Programmen gegen HIV, für den Umweltschutz oder zur Demokratieförderung zu arbeiten, blieb ihr vor allem eine dringende Aufgabe: ihre Familie zurück in die USA zu bringen.
Doch das ist nur eine von Tausenden Geschichten. Weltweit fühlen sich USAID-Mitarbeiter im Stich gelassen – von ihrer eigenen Regierung. Niemand weiß, wie es weitergeht. Was passiert mit den Menschen, die auf USAID-Programme angewiesen sind? Was geschieht mit Projekten, die Länder bei der Bekämpfung von Hunger, Krankheiten oder politischer Instabilität unterstützen? Aber keine Sorge: Die Regierung versichert, dass es für alles „irgendwann einen Plan“ geben werde.
Musk und Trump: Zwei Milliardäre gegen die „böse“ Entwicklungshilfe
USAID ist seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge konservativer Politiker, aber mit Trump an der Spitze geht es der Behörde nun an den Kragen. Während seines Wahlkampfs versprach Trump, „unnötige“ Regierungsausgaben zu streichen – und was könnte unnötiger sein als Hilfe für Menschen in Not?
Sein „Sparplan“ wird nun mit voller Wucht umgesetzt: Die Behörde soll von rund 10.000 auf nur noch wenige Hundert Mitarbeiter schrumpfen und mit dem US-Außenministerium fusionieren. Das klingt nach Effizienz – oder nach einem netten Vorwand, um missliebige Strukturen einfach auszuradieren.
Elon Musk, mittlerweile offizieller Leiter der neu geschaffenen „Abteilung für Regierungseffizienz“ (kein Witz – Department of Government Efficiency, kurz: DOGE), nennt USAID eine „kriminelle Organisation“. Auf X erklärte er, die Behörde sei „böse“ und müsse „eliminiert“ werden. Schließlich hat ja noch niemand bewiesen, dass Hungersnöte, Klimakatastrophen oder Epidemien wirklich existieren, oder?
Notfallplan? Fehlanzeige. Chaos? Garantiert.
Eine Bundesrichterin hat Trumps abrupten Kahlschlag vorerst ausgebremst und eine einstweilige Verfügung gegen die Zwangsurlaube erlassen – doch für viele kommt das zu spät.
Selbst wenn sie wollen, können USAID-Mitarbeiter derzeit nicht einmal auf ihre eigenen Notfallsysteme zugreifen. Alarmknöpfe, die in Krisengebieten für Sicherheit sorgen sollten? Abgeschaltet. Updates aus Washington? Kaum vorhanden. Wer seine Wohnung im Ausland aufgeben muss, fragt sich: Wie bekomme ich meine Sachen zurück? Wo soll ich in den USA wohnen? Doch diese Fragen scheinen in der Regierung niemanden zu interessieren – schließlich gibt es ja wichtigeres, wie Steuererleichterungen für Superreiche.
Hunger Games in Washington – und USAID-Mitarbeiter sind die Tribute
Ein Mitarbeiter aus Südostasien beschreibt die Situation so: „Es fühlt sich an wie die Hunger Games oder Squid Game – jeder verschwindet nach und nach.“
Und während sich das Drama entfaltet, gibt es natürlich auch die passenden markigen Sprüche aus der Regierung. Der neue kommissarische USAID-Chef Marco Rubio – gleichzeitig US-Außenminister – appellierte bei einer Dienstreise in Guatemala an die „Geduld“ der Mitarbeiter. „Ich weiß, es ist schwer, um Vertrauen zu bitten, wenn Sie mich noch nie zuvor getroffen haben“, sagte er – ein Satz, der vermutlich niemandem Mut gemacht hat.
Auf Fox News war er hingegen weniger diplomatisch: USAID sei „rückständig“ und habe sich der Regierung widersetzt. Eine interessante Definition von „Widersetzen“ – wenn damit gemeint ist, dass Fachleute weiterhin humanitäre Hilfe leisten wollten, anstatt sich kampflos abschaffen zu lassen.
Der eigentliche Plan? Ablenkung durch Chaos
USAID sei ineffizient, sagen Trump-Anhänger. Doch eine kürzlich entlassene Mitarbeiterin einer NGO, die auf USAID-Fördergelder angewiesen war, sieht das anders: Natürlich gebe es bürokratische Hürden, aber darum gehe es nicht.
„Das ist alles nur ein Ablenkungsmanöver“, sagt sie. „Wovon genau? Vom eigentlichen Ziel: den Staat zu zerschlagen und mehr Macht zu konzentrieren.“
Und während in Washington über politische Spielchen debattiert wird, verlieren weltweit Menschen den Zugang zu lebensrettender Hilfe. Aber hey – Hauptsache, das Haushaltsdefizit sieht auf dem Papier ein bisschen besser aus.