„Gold ist das neue Bitcoin – nur ohne Elon Musk“
Ein Interview mit Finanzexperte Thomas Bremer über die glänzenden Aussichten für Gold, Trumps Wirtschaftsexperimente und eine Finanzpolitik aus dem Wunderland.
Herr Bremer, der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen. Was ist da los?
Thomas Bremer: Nun, wenn Donald Trump wirtschaftspolitische Entscheidungen trifft, reagieren die Märkte ungefähr so, als würde ein Elefant durch einen Porzellanladen tanzen. Der Goldpreis liegt aktuell bei 2.870 Dollar pro Feinunze, und das ist vor allem eine Reaktion auf Trumps Zoll- und Handelspolitik, seine spontanen Finanzexperimente und eine gewisse allgemeine Unsicherheit, ob morgen überhaupt noch jemand weiß, was im Weißen Haus passiert.
Aber Gold war doch schon vorher gefragt. Warum jetzt dieser extreme Anstieg?
Bremer: Die Nachfrage nach Gold war bereits wegen des Ukraine-Krieges und geopolitischer Unsicherheiten hoch. Zentralbanken haben massiv Gold gekauft, um sich gegen Währungsrisiken abzusichern. Aber jetzt kommt noch die Angst vor Trumps Handelspolitik dazu. Er will Zölle einführen, was viele als wirtschaftlichen Selbstmord sehen. Also flüchten Anleger in Gold, weil es traditionell als sichere Anlage gilt, wenn Chaos droht.
Und was genau macht Trump diesmal?
Bremer: Trump will den Welthandel mit neuen Zöllen aufmischen, angeblich um die amerikanische Wirtschaft zu schützen. Das Problem ist nur: Er schadet den USA damit wahrscheinlich mehr als China oder Europa.
Gleichzeitig hat sein Finanzminister Scott Bessent, ein ehemaliger Hedgefonds-Manager, eine sehr kreative Idee:
- Die US-Goldreserven sind aktuell mit 42 Dollar pro Unze bewertet.
- Der Marktpreis liegt aber über 2.800 Dollar.
- Eine Neubewertung würde plötzlich 800 Milliarden Dollar ins Finanzministerium spülen – quasi Geld drucken, nur mit Gold.
Das klingt natürlich verlockend, aber es zeigt vor allem, dass die US-Finanzen in einer prekären Lage sind.
Könnte das funktionieren?
Bremer: Theoretisch ja, praktisch wird es schwierig. Die Märkte könnten misstrauisch werden, wenn die US-Regierung plötzlich ihre eigenen Goldreserven „hochrechnet“, um ihre Bilanz zu schönen. Das ist ungefähr so, als würde man sein altes Auto plötzlich für eine Million Euro bewerten und hoffen, dass die Bank es als Sicherheit akzeptiert.
Aber unter Trump ist ja nichts unmöglich. Wer hätte gedacht, dass er mal ernsthaft Grönland kaufen wollte?
Apropos kreative Finanzpolitik – was ist mit dem US-Dollar?
Bremer: Das ist der nächste Punkt. Trumps Leute behaupten, der Dollar ist zu stark und schade der Wirtschaft. Gleichzeitig wollen sie aber, dass der Dollar weltweit dominiert.
Ihr Plan ist folgendermaßen:
- Zölle einführen, um Geld einzunehmen.
- Länder dazu zwingen, US-Staatsanleihen zu kaufen, um das Defizit zu finanzieren.
- Danach die Notenbank dazu bringen, den Dollar wieder zu schwächen, damit die Industrie wettbewerbsfähig bleibt.
Das Problem ist: Diese Strategie ist ein finanzieller Drahtseilakt. Man kann nicht gleichzeitig einen starken und schwachen Dollar haben – genauso wenig, wie man gleichzeitig Burger essen und eine Diät machen kann.
Und wie reagieren die Märkte auf all das?
Bremer: Die Märkte hassen Unsicherheit – und genau das produziert Trump am laufenden Band. Deshalb gehen Anleger jetzt in Gold. Manche Experten sagen sogar, dass der Goldpreis in den nächsten drei Monaten die 3.000-Dollar-Marke knacken könnte.
Das ist auch ein Grund, warum gerade riesige Mengen Gold aus London nach New York geflogen werden. Die Investoren decken sich ein, bevor es noch teurer wird.
Klingt nach einer wilden Finanzwelt. Wo geht die Reise hin?
Bremer: Die „Financial Times“ hat es schön zusammengefasst: „Einst unvorstellbare Ideen sind plötzlich völlig normal – und das schließt nicht nur Trumps Plan ein, Grönland zu kaufen.“
Wir leben in einer Zeit, in der Gold kaufen plötzlich als eine der vernünftigsten Finanzentscheidungen erscheint. Und wenn das so bleibt, könnte Gold bald noch viel glänzender werden.
Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!
Bremer: Gerne. Und vergessen Sie nicht: Wer heute noch kein Gold hat, könnte morgen schon dumm dastehen.