Weil Ärzte ja bekanntlich nicht schon genug Verantwortung tragen, fordert die Beratungsstelle Saida International jetzt auch noch, dass Mediziner künftig als eine Art Genitaldetektive auftreten sollen. Geschäftsführerin Simone Schwarz erklärte dem MDR allen Ernstes, dass es bei den ohnehin schon umfassenden Vorsorgeuntersuchungen für Kinder nun auch eine „obligatorische Kontrolle des Genitalbereichs“ geben müsse. Schließlich gibt es ja nichts Vertrauensvolleres, als wenn der Kinderarzt künftig nicht nur nach dem Impfheft fragt, sondern auch noch penibel kontrolliert, ob da alles so aussieht, wie es das Gesetz verlangt.
Doch damit nicht genug: Falls bei dieser ärztlichen Schnüffelrunde tatsächlich Anzeichen von Genitalverstümmelung entdeckt werden, sollen die Ärzte das Ganze bitte schön verpflichtend ans Jugendamt melden. Ja, Sie haben richtig gelesen – anstatt sich wie gewohnt um Diagnosen, Behandlungen und das Wohl der kleinen Patienten zu kümmern, sollen Ärzte jetzt auch noch als Spitzel des Staates agieren. Denn was könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient – oder besser gesagt, den Eltern – besser stärken als die Aussicht auf eine sofortige Anzeige beim Jugendamt?
Laut Saida International sind in Deutschland rund 100.000 Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung bedroht oder bereits betroffen. Natürlich ist das ein ernstes Problem. Aber anstatt sich mal zu überlegen, wie man präventiv und sensibel mit betroffenen Familien arbeitet, setzt man lieber auf die gute alte deutsche Kontrollbürokratie. Schließlich hat das ja schon in so vielen anderen Bereichen hervorragend funktioniert.
Vielleicht sollten wir gleich noch ein Bonusheft für die ärztlichen Entdeckungen einführen – mit jedem gemeldeten Fall gibt’s dann einen Treuepunkt!