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Analyse des Jahresabschlusses der SL Windpark Wesel GmbH & Co. KG (2023) aus Anlegersicht

ASPhotohrapy (CC0), Pixabay

1. Vermögenslage: Investitionen in technische Anlagen, sinkendes Umlaufvermögen

Das Anlagevermögen stieg von 8,92 Millionen Euro (2022) auf 9,86 Millionen Euro (2023), was auf weitere Investitionen in den Windpark hindeutet. Besonders auffällig ist die Verschiebung innerhalb der Sachanlagen: Die geleisteten Anzahlungen und Anlagen im Bau sanken drastisch von 4,24 Millionen Euro auf 4.740 Euro, während die technischen Anlagen entsprechend anstiegen. Dies zeigt, dass zuvor getätigte Investitionen nun in Betrieb genommen wurden – ein positives Signal für die Betriebsbereitschaft der Anlagen.

Gleichzeitig sank das Umlaufvermögen von 4,38 Millionen Euro auf 1,51 Millionen Euro, was hauptsächlich auf einen Rückgang der liquiden Mittel von 3,42 Millionen Euro auf 1,15 Millionen Euro zurückzuführen ist. Ein derart drastischer Rückgang sollte Investoren aufmerksam machen, da eine gesunkene Liquidität die Flexibilität des Unternehmens beeinträchtigen kann.

2. Ertragslage: Deutlich gesunkener Jahresüberschuss

Der Rohertrag sank von 1,88 Millionen Euro auf 1,70 Millionen Euro, was auf leicht rückläufige Umsätze oder höhere Betriebskosten hindeutet. Besonders ins Gewicht fällt jedoch der massive Rückgang des Jahresüberschusses von 546.780 Euro (2022) auf 79.540 Euro (2023) – ein Rückgang von fast 85 %.

Ein zentraler Kostenfaktor ist die Abschreibung, die von 713.276 Euro auf 889.936 Euro anstieg. Dies hängt mit den getätigten Investitionen in neue Anlagen zusammen, ist aber dennoch ein Warnsignal, da höhere Abschreibungen die Gewinne auch in Zukunft belasten werden.

Auch die Zinsaufwendungen sind mit 303.236 Euro fast dreimal so hoch wie im Vorjahr (106.333 Euro). Das deutet auf eine stärkere Fremdfinanzierung hin, was in Zeiten steigender Zinsen eine Belastung darstellt.

3. Finanzlage: Hohe Verschuldung und langfristige Verbindlichkeiten

Die Verbindlichkeiten bleiben mit 10,3 Millionen Euro auf einem sehr hohen Niveau, wenn man sie ins Verhältnis zum Eigenkapital von 694.008 Euro setzt. Das bedeutet eine hohe Fremdkapitalquote und eine niedrige Eigenkapitalquote von gerade einmal 6,1 % (2022: 4,7 %). Eine derartige Kapitalstruktur bedeutet für Investoren ein hohes Risiko, insbesondere in einer Branche mit volatilen Erträgen.

Positiv hervorzuheben ist, dass die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen fast vollständig abgebaut wurden. Allerdings machen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten nun 9,78 Millionen Euro aus. Zudem bestehen langfristige finanzielle Verpflichtungen aus Pachtverträgen und Darlehen, die sich auf 5,72 Millionen Euro summieren.

4. Risiken und Chancen für Investoren
Risiken:

Extrem niedrige Eigenkapitalquote: Die Gesellschaft ist stark fremdfinanziert, was in Zeiten steigender Zinsen problematisch sein kann.
Deutlicher Gewinnrückgang: Der Gewinn ist massiv eingebrochen, was Fragen zur Rentabilität der getätigten Investitionen aufwirft.
Sinkende Liquidität: Der drastische Rückgang der liquiden Mittel könnte die finanzielle Flexibilität einschränken.

Chancen:

Investitionen abgeschlossen: Die hohen Anzahlungen aus 2022 wurden in technische Anlagen überführt, was in den kommenden Jahren zu stabileren Erträgen führen könnte.
Rückläufige kurzfristige Verbindlichkeiten: Die Verbindlichkeiten mit kurzer Laufzeit wurden reduziert, was die Liquiditätsbelastung kurzfristig verringert.

Fazit für Anleger

Die SL Windpark Wesel GmbH & Co. KG hat im Jahr 2023 wichtige Investitionen abgeschlossen, was ein positives Signal für den künftigen Betrieb sein könnte. Gleichzeitig ist das Unternehmen jedoch hoch verschuldet, und der massive Gewinneinbruch sowie der drastische Rückgang der liquiden Mittel sind Warnsignale.

Investoren sollten daher genau prüfen, wie sich die Einnahmen aus der Stromproduktion in den kommenden Jahren entwickeln und ob das Unternehmen die hohen Finanzierungskosten tragen kann. Solange die Eigenkapitalquote so niedrig bleibt und die Zinsbelastung steigt, bleibt das Investment risikobehaftet.

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