Die Iqony Windpark Ullersdorf GmbH & Co. KG (IWU) betreibt einen Windpark mit 18 Windenergieanlagen und erzielt Einnahmen aus der Stromerzeugung. Der Jahresabschluss 2023 zeigt eine insgesamt solide Bilanzstruktur, allerdings auch deutliche Herausforderungen, insbesondere in der Ertrags- und Liquiditätsentwicklung. Im Folgenden erfolgt eine kritische, aber faire Bewertung aus der Perspektive eines Investors oder Gläubigers.
1. Vermögenslage: Rückgang der Bilanzsumme und schwindende Liquidität
Die Bilanzsumme ist von 62,1 Millionen Euro (2022) auf 53,45 Millionen Euro (2023) gesunken, was einem Rückgang um 14 Prozent entspricht. Die wesentlichen Ursachen hierfür sind:
Das Anlagevermögen hat sich durch planmäßige Abschreibungen in Höhe von 4,08 Millionen Euro reduziert, wodurch der Buchwert der technischen Anlagen von 45,39 Millionen Euro auf 41,67 Millionen Euro gesunken ist.
Das Umlaufvermögen ist um 4,44 Millionen Euro gesunken. Besonders auffällig ist der Rückgang der flüssigen Mittel von 11,6 Millionen Euro (2022) auf 7,09 Millionen Euro (2023), was auf Ausschüttungen und Tilgungen zurückzuführen sein dürfte.
Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind auf 614.212 Euro gestiegen, während sie im Vorjahr nicht vorhanden waren. Dies könnte darauf hindeuten, dass offene Zahlungen ausstehen.
Aus Anlegersicht ist die Reduzierung der liquiden Mittel kritisch zu bewerten, da eine geringere Finanzreserve die Flexibilität des Unternehmens einschränken kann.
2. Kapitalstruktur: Hohe Fremdfinanzierung und sinkendes Eigenkapital
Die Eigenkapitalquote lag Ende 2022 bei 36,7 Prozent (22,77 Millionen Euro von 62,1 Millionen Euro) und sank 2023 auf 32,6 Prozent (17,44 Millionen Euro von 53,45 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss betrug 1,19 Millionen Euro und lag damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 5,02 Millionen Euro.
Die Verbindlichkeiten sind mit 33,45 Millionen Euro weiterhin hoch, wurden aber im Vergleich zum Vorjahr (36,56 Millionen Euro) um rund 3,1 Millionen Euro reduziert. Dies ist positiv, zeigt aber auch, dass eine starke Abhängigkeit von Fremdkapital weiterhin besteht.
Aus Anlegersicht ist die Verringerung der Schulden grundsätzlich ein gutes Zeichen. Allerdings bleibt die hohe Fremdfinanzierung ein bedeutender Risikofaktor, insbesondere in einem volatilen Marktumfeld.
3. Ertragslage: Deutlicher Gewinneinbruch durch gesunkene Umsätze
Die Umsatzerlöse sind von 14,95 Millionen Euro (2022) auf 9,98 Millionen Euro (2023) zurückgegangen, was einem Rückgang von 33 Prozent entspricht. Der Jahresüberschuss fiel von 5,02 Millionen Euro auf 1,19 Millionen Euro, was einem Rückgang von 76 Prozent entspricht.
Hauptgründe für diesen starken Rückgang:
Die Strompreise waren 2022 außergewöhnlich hoch, während 2023 eine Rückkehr zu niedrigeren Marktpreisen erfolgte.
Die Einspeisevergütung nach EEG bot 2023 zwar eine gewisse Stabilität, lag aber unter den hohen Marktpreisen von 2022.
Während der Umsatz stark gesunken ist, blieben viele Kostenfaktoren konstant, darunter der Materialaufwand und betriebliche Aufwendungen. Besonders der Zinsaufwand von 1,32 Millionen Euro belastet das Unternehmen erheblich.
Aus Anlegersicht ist der massive Gewinneinbruch besorgniserregend. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies langfristige Folgen für die finanzielle Stabilität haben.
4. Liquiditätslage: Mittelabfluss durch Ausschüttungen und Tilgungen
Die liquiden Mittel sind um 4,5 Millionen Euro gesunken und betragen zum Jahresende 7,09 Millionen Euro. Der Abfluss ist vermutlich auf Ausschüttungen an die Gesellschafter sowie auf die Tilgung von Verbindlichkeiten zurückzuführen.
Laut Unternehmensangaben war die Liquiditätslage jedoch jederzeit stabil, sodass es keine akuten Probleme bei der Zahlungsfähigkeit gab. Dennoch stellt sich die Frage, ob das Unternehmen bei anhaltend sinkenden Umsätzen weiterhin in der Lage sein wird, seine finanziellen Verpflichtungen ohne Einschränkungen zu erfüllen.
5. Risikoanalyse: Hohe Marktabhängigkeit und ungewisse Zukunftsaussichten
Die wichtigsten Risiken für das Unternehmen sind:
Die Windkraftproduktion ist witterungsabhängig. Ungünstige Wetterbedingungen könnten die Stromproduktion erheblich reduzieren.
Die EEG-Vergütung bietet zwar bis 2034 eine stabile Einnahmequelle, danach ist jedoch unklar, wie sich die Wirtschaftlichkeit des Windparks entwickeln wird.
Die Zinskosten sind mit 1,32 Millionen Euro ein relevanter Kostenfaktor. Zwar wurde ein Zinsswap abgeschlossen, dennoch bleibt ein Restrisiko bei steigenden Zinsen.
Politische Rahmenbedingungen und regulatorische Änderungen könnten sich langfristig auf die Einnahmen auswirken.
Aus Anlegersicht bietet die EEG-Förderung bis 2034 eine gewisse Planungssicherheit. Danach wird das Unternehmen jedoch vollständig auf Marktpreise angewiesen sein, was eine erhebliche Unsicherheit darstellt.
6. Fazit: Chancen und Risiken für Anleger
Positive Aspekte
Das Unternehmen bleibt trotz gesunkener Umsätze profitabel.
Die Verbindlichkeiten wurden reduziert, was die finanzielle Stabilität verbessert.
Die EEG-Förderung sichert planbare Einnahmen bis 2034.
Kritische Punkte
Der Gewinneinbruch von 76 Prozent deutet auf strukturelle Herausforderungen hin.
Die hohe Fremdfinanzierung bleibt ein Belastungsfaktor.
Die liquiden Mittel sind deutlich gesunken, was die finanzielle Flexibilität einschränkt.
Bewertung aus Anlegersicht
Für bestehende Investoren empfiehlt es sich, die künftige Umsatz- und Gewinnentwicklung genau zu beobachten. Das Unternehmen bleibt profitabel, aber die sinkenden Erträge und die hohe Fremdfinanzierung bergen Risiken.
Für potenzielle Investoren erscheint eine Investition derzeit mit Unsicherheiten behaftet. Sollte sich der Markt für erneuerbare Energien stabilisieren oder verbessern, könnte die Rentabilität des Unternehmens wieder steigen.
Für Gläubiger ist die Lage zwar stabil, allerdings sollte der weitere Schuldenabbau und die Entwicklung der Ertragslage genau beobachtet werden.
Insgesamt bleibt das Unternehmen operativ stabil, aber die Ertragskraft hat sich erheblich verschlechtert. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich die finanzielle Lage wieder verbessert oder weitere Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen.