Dark Mode Light Mode
Staatsanwaltschaft Augsburg
Kritische, aber faire Analyse des Jahresabschlusses 2023 der 95. WestWind Windpark GmbH & Co. KG aus Anlegersicht
FINMA-Warnung: Wallenberg-Investment ohne Handelsregistereintrag tätig

Kritische, aber faire Analyse des Jahresabschlusses 2023 der 95. WestWind Windpark GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay

Die 95. WestWind Windpark GmbH & Co. KG betreibt einen Windpark und finanziert sich größtenteils über Fremdkapital. Der Jahresabschluss für 2023 zeigt eine stabile, aber stark fremdfinanzierte Bilanz, einen moderaten Rückgang des Anlagevermögens und eine sehr geringe Eigenkapitalbasis. Die hohe Verschuldung und die langfristigen finanziellen Verpflichtungen werfen Fragen zur langfristigen Stabilität des Unternehmens auf.

1. Vermögenslage: Sinkendes Anlagevermögen, steigende Forderungen

Die Bilanzsumme ist von 10,62 Mio. Euro (2022) auf 10,23 Mio. Euro (2023) gesunken – ein Rückgang um knapp 4 Prozent.

Das Anlagevermögen verringerte sich um 14 Prozent, was auf planmäßige Abschreibungen zurückzuführen ist.
Das Umlaufvermögen stieg um 37,8 Prozent, insbesondere durch einen starken Anstieg der Forderungen von 1,29 Mio. Euro auf 2,54 Mio. Euro.
Die liquiden Mittel (Kassenbestand, Bankguthaben) sind um 55 Prozent gesunken – von 811.330 Euro auf 362.045 Euro.
Rechnungsabgrenzungsposten und latente Steuern blieben nahezu unverändert, was darauf hindeutet, dass es keine wesentlichen Änderungen in der steuerlichen Behandlung oder Vorauszahlungen gab.

Bewertung aus Anlegersicht

Negativ: Der starke Rückgang der liquiden Mittel deutet auf eine reduzierte finanzielle Flexibilität hin.
Neutral: Der Anstieg der Forderungen ist auffällig, insbesondere die Forderungen gegenüber Gesellschaftern (1,49 Mio. Euro). Es bleibt abzuwarten, ob diese auch tatsächlich beglichen werden.
Kritisch: Das sinkende Anlagevermögen ohne größere Neuinvestitionen zeigt, dass der Windpark primär durch Abschreibungen an Wert verliert, ohne dass in neue Anlagen oder Erweiterungen investiert wurde.

2. Kapitalstruktur: Hohe Verschuldung, geringe Eigenkapitalbasis

Das Eigenkapital beträgt weiterhin nur 700.000 Euro, was eine Eigenkapitalquote von lediglich 6,8 Prozent bedeutet – eine sehr niedrige Quote für ein Unternehmen mit hohen langfristigen Verpflichtungen.

Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 9,03 Mio. Euro, was 88,2 Prozent der Bilanzsumme ausmacht.
5,17 Mio. Euro der Schulden haben eine Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren, was auf eine langfristige Verschuldung hinweist.
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind von 739.723 Euro auf 1,02 Mio. Euro gestiegen, was auf höhere fällige Zahlungen im nächsten Jahr hinweist.
Das Unternehmen hat Bankbürgschaften für Rückbauverpflichtungen in Höhe von 120.000 Euro bereitgestellt, die durch ein Pfandrecht auf die Windenergieanlagen abgesichert sind.

Bewertung aus Anlegersicht

Sehr kritisch: Die Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent bedeutet, dass das Unternehmen hoch verschuldet ist und wenig finanziellen Spielraum für unerwartete Kosten oder Investitionen hat.
Kritisch: Der Anstieg der kurzfristigen Verbindlichkeiten könnte darauf hindeuten, dass mehr Verbindlichkeiten in naher Zukunft fällig werden.
Neutral: Die langfristige Finanzierung ist üblich für Infrastrukturprojekte wie Windparks, birgt aber das Risiko steigender Zinsen und langfristiger Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern.

3. Ertragslage: Fehlender Gewinn, unklare Rentabilität

Es gibt erneut keinen Bilanzgewinn, was darauf hindeutet, dass die Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens gerade einmal ausgeglichen sind.
Ohne eine Gewinn- und Verlustrechnung bleibt unklar, ob das Unternehmen operativ profitabel arbeitet oder ob Defizite durch Kredite oder Gesellschafterdarlehen ausgeglichen werden.

Bewertung aus Anlegersicht

Sehr kritisch: Die Tatsache, dass erneut kein Gewinn ausgewiesen wird, zeigt, dass das Unternehmen möglicherweise keine ausreichenden Erträge erwirtschaftet.
Negativ: Ohne detaillierte Ertragszahlen ist es für Investoren schwer zu bewerten, ob das Unternehmen nachhaltig wirtschaftet oder ob es langfristig Verluste macht.

4. Liquiditätslage: Sinken der Zahlungsmittel, steigende Forderungen

Die liquiden Mittel haben sich mehr als halbiert, was darauf hindeutet, dass das Unternehmen weniger kurzfristige Liquiditätsreserven hat.
Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind gestiegen, während die liquiden Mittel gleichzeitig gesunken sind – eine potenziell gefährliche Kombination.
Die Forderungen gegenüber Gesellschaftern sind um 116 Prozent auf 1,49 Mio. Euro gestiegen – ob diese Forderungen tatsächlich eingetrieben werden können, bleibt offen.

Bewertung aus Anlegersicht

Sehr kritisch: Weniger Bargeld bei steigenden kurzfristigen Verpflichtungen kann schnell zu Liquiditätsproblemen führen.
Kritisch: Hohe Forderungen an Gesellschafter bedeuten, dass die finanzielle Stabilität des Unternehmens teilweise von der Zahlungsfähigkeit dieser Personen oder Unternehmen abhängt.

5. Risikoanalyse: Hohe Abhängigkeit von Fremdkapital und ungewisse Zukunft

Die größten Risiken des Unternehmens sind:

Geringe Eigenkapitalquote: Mit nur 6,8 Prozent Eigenkapital ist das Unternehmen sehr anfällig für wirtschaftliche Schwankungen.
Hohe Verschuldung: 88,2 Prozent der Bilanzsumme bestehen aus Schulden – ein hohes Risiko bei steigenden Zinsen oder sinkenden Einnahmen.
Sinkende Liquidität: Die drastische Reduzierung der Zahlungsmittel könnte in naher Zukunft Liquiditätsengpässe verursachen.
Fehlender Gewinn: Die ausbleibende Profitabilität lässt Zweifel an der langfristigen Wirtschaftlichkeit aufkommen.
Langfristige Verpflichtungen: Die hohen langfristigen Verbindlichkeiten bedeuten, dass das Unternehmen auch in den kommenden Jahren hohe Zahlungen leisten muss – ein Risiko bei schwankenden Marktbedingungen.

Bewertung aus Anlegersicht

Sehr kritisch: Die finanzielle Stabilität ist fragil, und es gibt wenig Spielraum für wirtschaftliche Rückschläge.
Kritisch: Die hohe Fremdfinanzierung und der Mangel an Gewinnen werfen Fragen zur langfristigen Tragfähigkeit des Geschäftsmodells auf.
Neutral: Solange das Unternehmen die Kredite bedienen kann und keine größeren unvorhergesehenen Kosten entstehen, bleibt es operativ handlungsfähig.

6. Fazit: Hohe Risiken, unsichere Zukunftsperspektive
Positive Aspekte

✔ Langfristige Finanzierung gesichert – das Unternehmen kann weiter operieren.
✔ Planmäßige Abschreibungen zeigen eine korrekte Bilanzierung der Windkraftanlagen.
✔ Umlaufvermögen gestiegen, was ein gewisses Polster bietet.
Kritische Aspekte

⚠ Sehr niedrige Eigenkapitalquote, was das Unternehmen extrem anfällig für Krisen macht.
⚠ Stark sinkende Liquidität, die kurzfristig Probleme verursachen könnte.
⚠ Keine ausgewiesenen Gewinne, was Zweifel an der Rentabilität aufwirft.
⚠ Sehr hohe Verschuldung, die langfristig eine große Belastung darstellt.
Gesamtbewertung aus Anlegersicht

Das Unternehmen befindet sich in einer finanziell angespannten Lage. Die niedrige Eigenkapitalquote, die hohe Verschuldung und die sinkende Liquidität machen es hochgradig risikobehaftet. Ohne eine deutliche Verbesserung der Ertragslage oder eine Kapitalerhöhung bleibt die Zukunft des Unternehmens unsicher.

Add a comment Add a comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Staatsanwaltschaft Augsburg

Next Post

FINMA-Warnung: Wallenberg-Investment ohne Handelsregistereintrag tätig