Frage 1: Frau Bontschev, die BaFin hat gegen die Payone GmbH erhöhte Eigenmittelanforderungen verhängt und Mängel in der Geldwäscheprävention festgestellt. Wie schwerwiegend ist dieser Schritt aus regulatorischer Sicht?
Bontschev:
Das ist definitiv ein ernstzunehmender Schritt der BaFin. Wenn eine Finanzaufsichtsbehörde nicht nur Mängel feststellt, sondern auch zusätzliche Eigenmittelanforderungen verhängt und einen Sonderbeauftragten einsetzt, dann spricht das für erhebliche Defizite in der internen Organisation von Payone. Besonders problematisch ist, dass es nicht nur um technische oder organisatorische Unzulänglichkeiten geht, sondern um potenzielle Verstöße gegen das Geldwäschegesetz (GwG).
Frage 2: Was genau bedeutet die Anordnung erhöhter Eigenmittelanforderungen für Payone?
Bontschev:
Zusätzliche Eigenmittelanforderungen bedeuten, dass Payone mehr Kapital als Puffer bereithalten muss. Das kann die Liquidität belasten und möglicherweise Wachstum oder Investitionen einschränken. Die BaFin nutzt diese Maßnahme oft als eine Art Sicherheitsnetz, um sicherzustellen, dass das Unternehmen finanziell stabil genug bleibt, während es seine internen Prozesse verbessert. Solange die Mängel nicht vollständig behoben sind, bleibt diese Verpflichtung bestehen.
Frage 3: Ein Kernpunkt der Kritik sind Mängel in der Geldwäscheprävention. Warum ist das gerade für Zahlungsdienstleister so heikel?
Bontschev:
Zahlungsdienstleister sind naturgemäß einem höheren Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ausgesetzt, weil sie täglich riesige Mengen an Transaktionen abwickeln. Wenn es dabei Schwächen im Monitoring gibt – sei es durch unzureichende IT-Systeme oder mangelhafte Risikobewertungen –, dann besteht die Gefahr, dass illegale Finanzströme unbemerkt durch das System geschleust werden. Das kann nicht nur das betroffene Unternehmen in Schwierigkeiten bringen, sondern auch das gesamte Finanzsystem destabilisieren.
Frage 4: Welche konkreten Mängel hat die BaFin in der Geldwäscheprävention festgestellt?
Bontschev:
Laut BaFin gab es Defizite in mehreren Schlüsselbereichen:
EDV-Monitoring – also der automatisierten Überwachung von Transaktionen auf verdächtige Muster.
Risikobewertung – die Einordnung von Kunden und Transaktionen in verschiedene Risikokategorien.
Aktualisierung von Kundendaten – ein essenzieller Bestandteil der Geldwäscheprävention, um sicherzustellen, dass Geschäftsbeziehungen auf aktuellem Stand sind.
Wenn solche Prozesse nicht sauber funktionieren, besteht ein hohes Risiko, dass auffällige Transaktionen nicht rechtzeitig erkannt und gemeldet werden.
Frage 5: Die BaFin hat auch einen Sonderbeauftragten bestellt. Was bedeutet das in der Praxis?
Bontschev:
Das ist eine besonders weitreichende Maßnahme. Der Sonderbeauftragte wird die Umsetzung der angeordneten Maßnahmen eng überwachen und regelmäßig an die BaFin berichten. Er hat weitgehende Einsichtsrechte und kann den Fortschritt der Mängelbeseitigung bewerten. Kurz gesagt: Payone steht jetzt unter verschärfter Aufsicht.
Frage 6: Wie groß ist das Risiko für Kunden und Geschäftspartner von Payone?
Bontschev:
Für Kunden dürfte sich kurzfristig wenig ändern – ihre Zahlungen und Transaktionen laufen wie gewohnt weiter. Allerdings könnte Payone künftig strengere Sicherheitsüberprüfungen durchführen, was zu längeren Bearbeitungszeiten führen könnte. Für Geschäftspartner, insbesondere Banken oder Händler, könnte sich die Zusammenarbeit verkomplizieren, wenn Payone als potenzielles Risikoinstitut eingestuft wird.
Frage 7: Kann Payone die Mängel schnell beheben oder drohen weitere Sanktionen?
Bontschev:
Die Umsetzung solcher Maßnahmen ist oft ein langwieriger Prozess, vor allem wenn IT-Systeme angepasst oder neue Kontrollmechanismen eingeführt werden müssen. Solange die Mängel nicht vollständig beseitigt sind, bleibt das Unternehmen unter besonderer Beobachtung der BaFin. Sollte Payone die Auflagen nicht fristgerecht umsetzen, könnte die BaFin weitere Sanktionen verhängen – von Bußgeldern bis hin zu Einschränkungen der Geschäftstätigkeit.
Frage 8: Ist Payone ein Einzelfall oder sehen wir hier ein größeres Problem im Zahlungsdienstleistungssektor?
Bontschev:
Payone ist kein Einzelfall. Die BaFin hat in den letzten Jahren vermehrt Zahlungsdienstleister ins Visier genommen, weil diese oft besonders anfällig für Geldwäsche sind. Man denke nur an Wirecard – ein Extremfall, der gezeigt hat, was passieren kann, wenn Kontrollmechanismen versagen. Der gesamte Sektor steht unter wachsender regulatorischer Beobachtung, und Unternehmen müssen ihre Compliance-Systeme entsprechend aufrüsten.
Frage 9: Welche Lehren können andere Unternehmen aus diesem Fall ziehen?
Bontschev:
Der Fall Payone zeigt deutlich, dass Compliance kein Bereich ist, den man vernachlässigen darf. Unternehmen müssen proaktiv sicherstellen, dass ihre Geldwäschepräventionsmaßnahmen robust sind. Das bedeutet: regelmäßige IT-Überprüfungen, klare interne Richtlinien und vor allem eine funktionierende Überwachung verdächtiger Transaktionen. Wer hier spart oder nachlässig ist, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch einen massiven Reputationsschaden.
Frage 10: Wie wird sich dieser Fall Ihrer Einschätzung nach weiterentwickeln?
Bontschev:
Payone wird unter starkem Druck stehen, die Mängel schnell und effizient zu beheben. Falls das gelingt, dürfte sich das Unternehmen langfristig stabilisieren. Falls nicht, könnten weitere regulatorische Maßnahmen folgen, die den Geschäftsbetrieb erheblich einschränken. In jedem Fall ist dies ein Weckruf für die gesamte Branche.
Frau Bontschev, vielen Dank für das Gespräch!