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Hollands neueste Mode: Designer-Drogen jetzt „out“!

mostafa_meraji (CC0), Pixabay

Die Niederlande, international bekannt für ihre liberalen Drogengesetze, ziehen jetzt eine neue Grenze: Ab dem 1. Juli ist die gesamte Gruppe der synthetischen Designer-Drogen verboten. Das bedeutet, dass sowohl die Herstellung als auch der Handel mit diesen psychoaktiven Substanzen strafbar wird. Die Erste Kammer des Parlaments in Den Haag hat dem neuen Gesetz nun endgültig zugestimmt – ein harter Kurswechsel für ein Land, das seit Jahrzehnten als Vorreiter einer pragmatischen Drogenpolitik gilt.

Doch warum dieser plötzliche Sinneswandel? Sind die Niederländer etwa müde geworden, das europäische Epizentrum für experimentierfreudige Partygänger und Hobby-Chemiker zu sein?

Wenn das Labor zur Goldgrube wird

Designer-Drogen – das klingt erstmal nach einem Luxusgut, das nur auf den Laufstegen von Mailand und Paris präsentiert wird. Tatsächlich handelt es sich jedoch um synthetisch hergestellte Substanzen, die oft als „legale Alternativen“ zu herkömmlichen Drogen wie Ecstasy, Kokain oder LSD verkauft wurden. Und genau das war das Problem: Jahrelang waren sie nicht explizit verboten, sondern bewegten sich in einer rechtlichen Grauzone.

Findige Chemiker hatten es sich zur Aufgabe gemacht, durch minimale Veränderungen an der chemischen Struktur bestehender Drogen immer wieder neue Variationen zu erschaffen – eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit dem Gesetz. War eine Substanz verboten, kam einfach die nächste Generation auf den Markt. Das Resultat? Ein unüberschaubarer Wildwuchs an teils extrem potenten, aber kaum erforschten Substanzen, die unter harmlos klingenden Namen wie „Badesalz“ oder „Kräutermischung“ verkauft wurden.

Die Folge: steigende Gesundheitsrisiken und ein rasant wachsender Schwarzmarkt. Denn während man sich über Jahre hinweg auf altbewährte „Freizeitstoffe“ wie Cannabis oder MDMA verlassen konnte, sind die Wirkungen dieser neuen Substanzen oft unberechenbar – und damit auch die Nebenwirkungen.

Von legal zu tödlich – das unterschätzte Risiko

Das niederländische Gesundheitsministerium schlägt Alarm: Die Gefahren von Designer-Drogen werden massiv unterschätzt. Der Grund? Ihre einfache Verfügbarkeit und die Tatsache, dass sie lange Zeit nicht verboten waren.

Viele Konsumenten gingen schlicht davon aus, dass etwas, das nicht illegal ist, wohl auch ungefährlich sein müsse. Doch die Realität sieht anders aus: Immer mehr Notaufnahmen melden Vergiftungen, Psychosen und sogar Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Substanzen. Während klassische Drogen oft seit Jahrzehnten erforscht sind, gibt es bei Designer-Drogen keine Langzeitstudien – was sie zu einem gefährlichen Glücksspiel macht.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Der internationale Drogenhandel hat sich längst auf diese neuen Märkte spezialisiert. In Asien und Osteuropa entstehen ständig neue Labore, die mit minimalem Aufwand große Mengen an psychoaktiven Substanzen herstellen. Diese werden dann als „Forschungssubstanzen“ oder „nicht für den menschlichen Konsum“ gekennzeichnet und problemlos über das Internet verkauft – oft ohne Alterskontrollen.

Das große Ziel: Den Schwarzmarkt austrocknen?

Mit dem neuen Gesetz wollen die Niederlande die Produktion und den Handel mit Designer-Drogen massiv erschweren. Doch wird das wirklich funktionieren? Skeptiker haben Zweifel.

Denn wenn es eines gibt, was die Geschichte der Drogenpolitik zeigt, dann ist es die einfache Regel: Verbote alleine haben noch nie dazu geführt, dass Drogen einfach verschwinden. Vielmehr besteht die Gefahr, dass sich der Markt einfach in den Untergrund verlagert – mit allen negativen Konsequenzen. Wer jetzt noch konsumieren will, muss sich auf zwielichtige Dealer verlassen, statt im Internet bequem bestellen zu können.

Und während die Niederlande also ihren harten Kurs fahren, wird sich das Geschäft wohl einfach in andere Länder verlagern. Wer glaubt, dass internationale Drogenkartelle sich von ein paar neuen Gesetzen abschrecken lassen, dürfte bald eines Besseren belehrt werden.

Back to the Roots – Zurück zu Heineken und Hasch?

Eines ist klar: Mit diesem Schritt verabschieden sich die Niederlande von ihrer einstigen Vorreiterrolle in Sachen liberaler Drogenpolitik. Während das Land jahrzehntelang für seinen pragmatischen Ansatz bekannt war – Stichwort Coffeeshops und kontrollierte Abgabe von weichen Drogen – scheint nun ein neuer Wind zu wehen.

Doch was bleibt den Feierwütigen und Experimentierfreudigen jetzt noch? Ganz einfach: Back to the Roots. Wer in den Niederlanden weiterhin „legal“ entspannen möchte, muss sich wohl wieder auf klassischere Rauschmittel wie Haschisch, Bier und genehmigte Partydrogen beschränken. Vielleicht eine gute Gelegenheit, um sich daran zu erinnern, dass man für eine gute Party auch einfach nur eine Flasche Heineken, ein paar Freunde und gute Musik braucht.

Aber mal ehrlich: Wann hat ein Verbot jemals wirklich eine Droge von der Bildfläche verschwinden lassen? Wir sind gespannt, welche „neue Generation“ an Substanzen als nächstes durch die Clubs und Labore geistern wird. Die Chemiker haben ihre Pipetten bestimmt schon bereit.

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