Hurra, die Rettung von Varta ist perfekt – allerdings nicht für alle. Während sich der österreichische Investor Michael Tojner und der deutsche Sportwagenhersteller Porsche die Überreste des angeschlagenen Batterieherstellers sichern, schauen die bisherigen Aktionäre in die Röhre.
Gericht sagt „Nein“ zu Beschwerden – und tschüss!
Das Landgericht Stuttgart hat sämtliche Beschwerden gegen den Sanierungsplan abgewiesen und gleich klargestellt: „Bitte keine weiteren Beschwerden mehr, das Ding ist durch.“ Damit ist der Restrukturierungsplan offiziell rechtskräftig, und die neue Eigentümerstruktur kann starten – mit Tojner und Porsche an der Spitze.
Die beiden investieren 60 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen, während Banken und andere Gläubiger großzügig auf 255 Millionen Euro verzichten dürfen. Natürlich nicht ganz umsonst – sie bekommen die Aussicht auf eine Beteiligung am zukünftigen Unternehmenserfolg. Klingt nach einem Deal … zumindest für einige.
Aktionäre? Ach ja, die gibt’s ja auch noch …
Blöd gelaufen: Die bisherigen Varta-Aktionäre gehen leer aus. Ihre Aktien werden wertlos, und das Unternehmen hat bereits angekündigt, die Papiere „zeitnah“ von der Börse zu entfernen. Dass sich die Aktie bis zuletzt noch wacker zwischen 1,50 und 2,00 Euro hielt, dürfte daran liegen, dass Sanierungsberater und Anwälte Hoffnungen schürten, die sich nun als heiße Luft entpuppen.
Wie man sich selbst aus dem Unternehmen schmeißt
Varta hat sich mit seiner Expansion grandios übernommen und drohte, komplett den Bach runterzugehen. Um die Pleite zu verhindern, zog der Vorstand das StaRUG-Restrukturierungsgesetz aus dem Hut – eine wunderbare Möglichkeit, die bisherigen Eigentümer elegant aus dem Unternehmen zu kicken.
Porsche hat sich die Aktion wohl nicht ganz uneigennützig angeschaut: Der Autobauer wollte sich die Batterieproduktion der Varta-Tochter V4Drive sichern, die er dringend für seine Hybrid-Sportwagen benötigt. Und siehe da: Im Zuge der Sanierung übernahm Porsche gleich mal 70 Prozent von V4Drive.
Fazit: Ein Klassiker des Kapitalmarkts
Während Porsche seine Sportwagen mit Varta-Batterien ausstattet, bleibt den früheren Aktionären nur die Frage: „Warum habe ich nochmal in Varta investiert?“ Die Antwort liefert der Kapitalmarkt wie so oft: „Weil Hoffnung manchmal teurer ist als jede Aktie.“