Die Diskussion über eine mögliche Annäherung Großbritanniens an die Europäische Union im Rahmen der Pan-Euro-Mediterranen Konvention (PEM) gewinnt an Bedeutung. Der neue Handelskommissar der EU, Maros Sefcovic, äußerte bei Gesprächen die Möglichkeit, Großbritannien in diese Handelsregelung zu integrieren. Eine derartige Entwicklung könnte die Handelsbeziehungen verbessern und die wirtschaftlichen Hürden nach dem Brexit reduzieren.
Vorteile der PEM-Konvention für Großbritannien
Die Pan-Euro-Mediterrane Konvention definiert einheitliche Handelsregeln, welche Lieferketten zwischen Europa, Nordafrika und weiteren Ländern vereinfachen. Dies ermöglicht zollfreien Handel mit Bauteilen und Materialien, die innerhalb dieser Mitgliedstaaten beschafft werden. Für britische Unternehmen könnte dies eine erhebliche Entlastung bedeuten, da Zölle und bürokratische Hürden für Exporte in die EU vermindert würden.
Ein Beispiel nennt William Bain von der British Chambers of Commerce: Die Teilnahme am PEM-Abkommen könnte die Kosten und den Verwaltungsaufwand für viele britische Exporteure senken. Insbesondere Unternehmen, die auf die komplexen Lieferketten der Fertigungsindustrie angewiesen sind, könnten stark profitieren.
Haltung der britischen Regierung
Bisher hält die britische Regierung jedoch Abstand zur PEM-Konvention. Minister Nick Thomas-Symonds erklärte vor dem Unterhaus, dass es aktuell „keine Pläne“ gebe, dem Abkommen beizutreten. Dennoch hat die Regierung begonnen, bei Unternehmen Meinungen zu den möglichen Vorteilen einzuholen. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, doch die positive und pragmatische Haltung von Sefcovic wird als ein Signal gesehen, dass es Raum für weitere Gespräche gibt.
Thomas-Symonds betonte, dass die Regierung stets nach Wegen suche, Handelsbarrieren abzubauen – jedoch innerhalb der im Wahlmanifest festgelegten Grenzen.
Erweiterte Gespräche zu Handel und Jugendmobilität
Neben der PEM-Konvention gibt es weitere Diskussionen, die die Handels- und Arbeitsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien betreffen. Etwa wird ein Vorschlag zur Jugendmobilität diskutiert, der es jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren ermöglichen könnte, für eine begrenzte Zeit in Großbritannien oder der EU zu arbeiten, zu lernen oder zu studieren. Sefcovic betonte, dass dies nicht als „Freizügigkeit“ zu verstehen sei, jedoch Brücken zwischen beiden Partnern bauen solle. Großbritannien hatte diesen Vorschlag zuvor abgelehnt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist das bald auslaufende Fischereiabkommen zwischen Großbritannien und der EU. Sefcovic stellte die Bedeutung einer Lösung für beide Seiten heraus, da die Fischerei weiterhin ein zentraler Bestandteil der Handelsbeziehungen ist.
Verbesserung der EU-Großbritannien-Beziehungen
Die jüngsten Gespräche zeigen eine deutliche Verbesserung des Klimas zwischen der EU und Großbritannien. Sefcovic äußerte sich positiv über die Zusammenarbeit mit seinem Gegenüber, Nick Thomas-Symonds, und beschrieb die Beziehungen als „definitiv besser“. Jedoch liegt der Ball, so Sefcovic, aktuell im britischen Spielfeld – London müsse konkrete Schritte unternehmen, um die Gespräche voranzutreiben.
Fazit
Die Diskussion um den Beitritt Großbritanniens zur PEM-Konvention verdeutlicht die Herausforderungen und Chancen in den Handelsbeziehungen nach dem Brexit. Während die britische Regierung zögert, könnte eine Teilnahme erhebliche Vorteile für Unternehmen bieten, insbesondere in Hinblick auf reduzierte Zölle und vereinfachte Handelsprozesse. Ergänzend dazu zeigen Themen wie Jugendmobilität und Fischerei eine Bereitschaft beider Seiten, Brücken zu bauen und Hindernisse zu reduzieren. Ob Großbritannien jedoch bereit ist, diesen Weg zu gehen, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen auf Annäherung – wie weit diese jedoch geht, wird die Zukunft zeigen.