Die Regierung Nepals hat eine deutliche Erhöhung der Genehmigungsgebühren für die Besteigung des Mount Everest angekündigt. Diese Maßnahme, die erstmals seit fast einem Jahrzehnt umgesetzt wird, soll ab September in Kraft treten. Die neuen Gebühren sollen insbesondere während der Hauptsaison, von April bis Mai, steigen. Künftig müssen Bergsteiger 15.000 US-Dollar (rund 12.180 Euro) zahlen, was einem Anstieg von 36 % im Vergleich zur bisherigen Gebühr von 11.000 US-Dollar entspricht. Auch außerhalb der Hauptsaison werden die Gebühren um den gleichen Prozentsatz erhöht. Von September bis November werden Bergsteiger 7.500 US-Dollar zahlen müssen, während der Preis von Dezember bis Februar auf 3.750 US-Dollar festgelegt wurde.
Wirtschaftliche Bedeutung und Ziel der Erhöhung
Die Einnahmen aus den Genehmigungsgebühren sind eine wichtige Einnahmequelle für Nepal. Der Berg- und Trekkingtourismus trägt mehr als 4 % zur nationalen Wirtschaft bei. Die Entscheidung, die Gebühren zu erhöhen, hatte sich bereits seit letztem Jahr abgezeichnet. Laut Narayan Prasad Regmi, dem Generaldirektor der nepalesischen Tourismusabteilung, war eine Überprüfung der Gebühren längst überfällig. Allerdings äußerte sich Regmi nicht dazu, wie die zusätzlichen Einnahmen konkret verwendet werden sollen.
Der britische Bergsteiger Kenton Cool, der den Gipfel des Everest bereits 18 Mal bestiegen hat, zeigte sich wenig überrascht von der Entscheidung. Für ausländische Bergsteiger, die ohnehin hohe Summen für die Everest-Expeditionen investieren, sei der zusätzliche Betrag im Gesamtbudget kaum spürbar. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass das zusätzliche Geld sinnvoll genutzt wird.
Überfüllung und Umweltprobleme auf dem Everest
Einer der zentralen Kritikpunkte gegenüber der nepalesischen Regierung ist die ausufernde Anzahl an Bergsteigern, die jedes Jahr den Everest besteigen. Durchschnittlich werden rund 300 Genehmigungen jährlich ausgestellt, was auf dem höchsten Berg der Welt zu teils gefährlichen Überfüllungen führt. Bereits 2019 veröffentlichte die Nepalese Army Bilder von langen Warteschlangen auf schmalen Graten nahe des Gipfels, die das Risiko für Bergsteiger stark erhöhen.
Auch die Umweltbelastung ist ein großes Problem. Der Everest wird häufig als „die höchste Müllhalde der Welt“ bezeichnet. Seit 2019 organisiert die nepalesische Armee daher jährliche Reinigungsaktionen. Bisher wurden in fünf Säuberungsmissionen insgesamt 119 Tonnen Müll sowie die Überreste von mindestens 14 Menschen geborgen. Experten schätzen, dass weitere 200 Leichen auf dem Berg verborgen liegen.
Maßnahmen zur Regulierung
Im April 2024 erließ der Oberste Gerichtshof Nepals einen vorläufigen Beschluss, der die Regierung dazu auffordert, die Anzahl der ausgestellten Genehmigungen für den Mount Everest und andere Gipfel zu begrenzen. Der Gerichtshof betonte, dass die Kapazitäten der Berge „respektiert“ werden müssen. Allerdings wurde in dem Beschluss keine maximale Anzahl festgelegt, was die Umsetzung bislang erschwert.
Die Erhöhung der Gebühren und die gerichtlichen Vorgaben könnten in der Zukunft dazu beitragen, das Problem der Überfüllung auf dem Everest und anderen nepalesischen Gipfeln zu verringern. Dennoch bleibt unklar, ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um die Nachfrage langfristig zu senken oder die Bedingungen für Bergsteiger und die Umwelt zu verbessern.
Fazit
Als Heimat von acht der 14 höchsten Berge der Welt, darunter Everest, ist Nepal ein bedeutendes Ziel für Bergsteiger aus der ganzen Welt. Die aktuelle Gebührenerhöhung stellt für viele kein Hindernis dar, könnte jedoch einen wichtigen Schritt darstellen, um sowohl wirtschaftliche Vorteile zu maximieren als auch langfristige Probleme wie Überfüllung und Umweltverschmutzung anzugehen. Zukunftsorientierte Maßnahmen und ein klarer Plan für die Nutzung der zusätzlichen Einnahmen könnten ein nachhaltigeres Bergsteigererlebnis gewährleisten.