EU-Agrarkommissar Hansen hat die umstrittene Preispolitik des Einzelhandels bei Lebensmitteln scharf kritisiert und vor den dramatischen Folgen für Landwirte gewarnt. In einem Interview mit der Funke Mediengruppe erklärte Hansen, dass die ständigen Rabattschlachten, mit denen Kunden angelockt werden sollen, die Existenz vieler Bauern gefährden.
„Ein fairer Lebensmittelpreis sollte sicherstellen, dass diejenigen, die unsere Nahrung produzieren, auch davon leben können“, betonte Hansen. Doch die Realität sehe anders aus: Während Supermärkte und Discounter mit Nahrungsmitteln enorme Gewinne erzielten, blieben Landwirte oft auf der Strecke. Viele Produzenten erhalten so geringe Preise, dass ihre Einnahmen nicht einmal die Produktionskosten decken – eine Entwicklung, die auf Dauer nicht tragbar sei.
Der EU-Agrarkommissar appellierte eindringlich an die Landwirte, sich besser zu organisieren und gemeinsam aufzutreten, um ihre Position gegenüber dem mächtigen Großhandel zu stärken. „Nur durch Zusammenarbeit können sie faire Preise durchsetzen und wirtschaftlich überleben“, so Hansen.
Ein weiterer Lösungsansatz liege laut Hansen in der Direktvermarktung. Bauern sollten verstärkt auf den direkten Verkauf an Verbraucher setzen, beispielsweise über Wochenmärkte, Hofläden oder Online-Plattformen. Dies würde nicht nur ihre Abhängigkeit vom Einzelhandel verringern, sondern ihnen auch ermöglichen, gerechtere Preise für ihre Produkte zu erzielen.
Hansen forderte schließlich auch die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den Preisverfall in der Landwirtschaft zu stoppen und faire Marktbedingungen zu schaffen. „Es geht nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch um die Zukunft unserer nachhaltigen Landwirtschaft in Europa“, warnte er abschließend.