Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat eine neue Vergleichsseite für Girokonten gestartet, die Verbrauchern mehr Transparenz verschaffen soll. Wie bewerten Sie dieses Angebot aus rechtlicher und verbraucherschutzrechtlicher Sicht?
Rechtsanwältin Bontschev: Dieses neue Angebot ist tatsächlich ein großer Schritt in Richtung Transparenz und Eigenverantwortung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Endlich gibt es eine zentrale, unabhängige Plattform, die eine Vielzahl von Girokonten übersichtlich darstellt – ohne Werbung oder kommerzielle Interessen. Das ist aus rechtlicher Sicht ein Vorbild für effektiven Verbraucherschutz, wie er von der EU-Zahlungskontenrichtlinie vorgesehen ist.
Interviewer: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an diesem Vergleichsportal?
Rechtsanwältin Bontschev: Das Besondere ist die Neutralität und der Umfang des Angebots. Verbraucher können zwischen fast 6.900 Kontomodellen von über 1.100 Anbietern wählen und anhand von 27 Vergleichskriterien genau das Konto finden, das ihren Bedürfnissen entspricht. Das Portal ist barrierefrei und enthält Inhalte in leichter Sprache, was den Zugang für viele Menschen erleichtert. Zudem werden die Daten ohne Cookies verarbeitet, was den Datenschutz stärkt.
Interviewer: Die BaFin selbst weist darauf hin, dass sie die gemeldeten Daten der Anbieter nicht überprüft. Ist das ein Schwachpunkt?
Rechtsanwältin Bontschev: Natürlich wäre eine vollständige Überprüfung der Daten wünschenswert. Allerdings wäre dies logistisch kaum machbar. Die BaFin führt stichprobenhafte Qualitätskontrollen durch, und die Anbieter sind gesetzlich verpflichtet, korrekte Angaben zu machen. Das bedeutet, dass die Verantwortung letztlich bei den Banken und FinTechs liegt. Verbraucher sollten dennoch die Details der Kontomodelle direkt bei den Anbietern prüfen.
Interviewer: Könnte das Portal tatsächlich den Wettbewerb unter den Banken ankurbeln?
Rechtsanwältin Bontschev: Absolut. Wenn Verbraucher die Möglichkeit haben, die Konditionen so einfach zu vergleichen, erhöht das den Druck auf die Anbieter, wettbewerbsfähige Produkte zu schaffen. Besonders Konten mit hohen Gebühren oder unattraktiven Bedingungen könnten dadurch in Bedrängnis geraten. Das stärkt die Position der Verbraucher und sorgt hoffentlich für mehr faire Angebote.
Interviewer: Gibt es rechtliche Herausforderungen, die durch das Portal gelöst werden könnten?
Rechtsanwältin Bontschev: Eine zentrale Herausforderung war bisher die Intransparenz auf dem Girokontenmarkt. Das Portal adressiert dieses Problem direkt, indem es Verbraucherinnen und Verbrauchern eine fundierte Entscheidungsgrundlage bietet. Allerdings könnte es bei fehlerhaften Angaben der Anbieter zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommen. Hier wird sich zeigen, wie rigoros die BaFin und die Verbraucher selbst reagieren.
Interviewer: Was raten Sie den Verbraucherinnen und Verbrauchern?
Rechtsanwältin Bontschev: Nutzen Sie die Plattform, aber bleiben Sie kritisch. Prüfen Sie die Details der Angebote direkt beim Anbieter und lesen Sie das Kleingedruckte. Das Portal bietet eine hervorragende Grundlage, ersetzt aber keine eigene Recherche. Und wenn es Probleme gibt, sollten Verbraucher nicht zögern, sich rechtliche Unterstützung zu holen.
Interviewer: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Frau Bontschev.
Rechtsanwältin Bontschev: Sehr gerne. Ich hoffe, dass dieses Projekt einen echten Mehrwert für die Verbraucher bietet und die Bankenlandschaft transparenter macht.