Im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump hat ein New Yorker Richter am Freitag eine Entscheidung getroffen, die selbst Hollywood nicht hätte besser schreiben können: Der ehemalige Präsident wurde zwar schuldig gesprochen, erhielt aber keine Strafe. Stattdessen gab es für ihn eine sogenannte „unconditional discharge“ – was so viel bedeutet wie „Du bist schuldig, aber mach ruhig weiter wie bisher.“ Kurz gesagt: Trump darf am 20. Januar als verurteilter Straftäter wieder ins Weiße Haus einziehen.
Ja, richtig gelesen. Amerika, wo sonst?
Schweigegeld? Welche Schweigegeldzahlung?
Trump war im Mai schuldig gesprochen worden, eine Schweigegeldzahlung an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht zu haben. Die 130.000 Dollar wurden von Trumps damaligem Anwalt Michael Cohen gezahlt und später von Trump selbst als „Rechtskosten“ verbucht. Praktisch, wenn man sein eigenes Unternehmen führt.
Daniels, offenbar nicht beeindruckt von der Schweigegeldzahlung, plauderte trotzdem öffentlich über eine angebliche Affäre mit Trump, die dieser natürlich vehement bestreitet. Die Anklage argumentierte, dass die Zahlung vor der Wahl 2016 Trumps Chancen erhöhen sollte, indem sie anzügliche Geschichten aus dem Wahlkampf fernhielt. Und was soll man sagen? Mission accomplished.
Schuldig in allen Punkten – aber frei wie ein Vogel
Insgesamt 34 Anklagepunkte – und in jedem einzelnen wurde Trump schuldig gesprochen. Damit ist er der erste ehemalige US-Präsident, der jemals wegen einer Straftat verurteilt wurde. Noch bemerkenswerter: Er ist auch der erste verurteilte Straftäter, der für das höchste Amt des Landes kandidiert – und es tatsächlich zurückgewonnen hat. Wer braucht schon eine saubere Weste, wenn man eine rote MAGA-Mütze hat?
Richter Juan Merchan sprach von einer „bemerkenswerten Situation“ und erklärte, dass eine bedingungslose Straffreiheit die einzige Möglichkeit sei, Trump zu verurteilen, ohne seine Rückkehr ins Präsidentenamt zu behindern. Übersetzung: „Ich hab ihn verurteilt, aber ich will nicht Schuld daran sein, dass Amerika komplett ausrastet.“
Trumps Reaktion: „Schande!“
Trump durfte der Urteilsverkündung bequem per Videoschaltung beiwohnen – vermutlich vom goldenen Sofa aus. Seinen Kommentar ließ er sich nicht nehmen: „Dies war eine schreckliche Erfahrung. Eine Schande für das New Yorker Rechtssystem.“ Natürlich, wer wäre nicht sauer, wenn man wegen einer Kleinigkeit wie 130.000 Dollar Schweigegeld vor Gericht gezerrt wird?
Trotzdem plant Trump, in Berufung zu gehen – weil natürlich alles eine „Hexenjagd“ sei. Auf seiner eigenen Plattform Truth Social schrieb er, dass die „unconditional discharge“ nur zeige, wie substanzlos der Fall gewesen sei. Warum er dann trotzdem schuldig gesprochen wurde? Details, unwichtig!
Der erste Straftäter im Oval Office
Trump wird also als verurteilter Straftäter ins Weiße Haus zurückkehren – eine Premiere in der amerikanischen Geschichte. Seine Anhänger feiern ihn dennoch als Opfer eines „Justizmissbrauchs“ und sehen ihn als den Messias der Entrechteten.
Was die anderen Strafverfahren betrifft, die gegen ihn laufen, sieht es ähnlich aus: Zwei Bundesverfahren wurden nach seinem Wahlsieg eingestellt, denn das US-Justizministerium verfolgt amtierende Präsidenten traditionell nicht. Das Verfahren in Georgia wurde kurzerhand eingefroren. Schließlich hat Trump noch viel zu tun: Golf spielen, Tweets auf Truth Social schreiben und – natürlich – weiter mit Vergeltung gegen seine Gegner drohen.
Fazit
Trump bleibt Trump: Skandale, Prozesse, Schuldsprüche – nichts scheint ihn aufzuhalten. Stattdessen stellt er mal wieder die Regeln auf den Kopf. Amerika hat einen Präsidenten, der nicht nur Reality-TV gemacht hat, sondern jetzt auch offiziell kriminelle Realität geschrieben hat. Und wie sagt man so schön? Only in America.