Die politische Stimmung in Dänemark ist düster, passend zum grauen Januarwetter in Kopenhagen. Der Grund: Drohungen von Donald Trump, Grönland für die USA zu erwerben – und Dänemark mit hohen Zöllen zu bestrafen, falls es sich widersetzt.
Außenminister Lars Løkke Rasmussen betonte die Ernsthaftigkeit der Situation, erklärte jedoch, dass Dänemark keine Absicht habe, eine „Wortschlacht“ zu eskalieren. Premierministerin Mette Frederiksen versuchte, die Lage zu entschärfen, indem sie Trumps vage Andeutungen über mögliche militärische Gewalt als „undenkbar“ bezeichnete. Dennoch fanden hinter den Kulissen die ganze Woche über eilig einberufene Krisensitzungen statt.
Grönland im Mittelpunkt der Diskussionen
Grönlands Premierminister Mute Egede reiste nach Kopenhagen, um mit Frederiksen und König Frederik X. über die Krise zu sprechen. Frederiksen erklärte, dass die Entscheidung über Grönlands Zukunft ausschließlich den Bewohnern der autonomen Region obliege. „Grönland gehört den Grönländern“, stellte sie klar.
Ihre vorsichtige Haltung spiegelt jedoch die delikate Balance wider, die sie halten muss: Einerseits möchte sie die Beziehungen zu den USA nicht belasten, andererseits muss sie Rücksicht auf Grönlands wachsende Unabhängigkeitsbewegung nehmen.
Kritik aus der Opposition
Frederiksens Umgang mit der Situation wurde von oppositionellen Politikern kritisiert. Der konservative Abgeordnete Rasmus Jarlov forderte eine klare Ablehnung von Trumps Vorschlag. „Diese Respektlosigkeit gegenüber loyalen Verbündeten ist beispiellos“, sagte er. Jarlov warnte auch davor, Grönland zu viel Verantwortung aufzubürden, indem man allein den Inselbewohnern die Entscheidung überlässt.
Unabhängigkeit Grönlands als Herausforderung
Grönlands Unabhängigkeitsbewegung gewinnt an Fahrt, vor allem unter der jüngeren Generation, die das kulturelle Erbe der Inuit wiederentdeckt. Ein erfolgreiches Unabhängigkeitsreferendum wird in naher Zukunft erwartet. Allerdings stellt die Abhängigkeit Grönlands von dänischen Subventionen – die 60 % der Wirtschaft ausmachen – eine erhebliche Herausforderung dar.
Karsten Honge, Abgeordneter der Sozialdemokraten, erklärte, dass Grönland schwierige Entscheidungen treffen müsse. „Wenn man die Unabhängigkeit schätzt, macht eine Abkehr von Dänemark zugunsten der USA keinen Sinn“, sagte er.
Internationale Reaktionen und wirtschaftliche Sorgen
Die Drohung Trumps, militärische Gewalt anzuwenden, sowie mögliche Zölle auf dänische Waren haben internationale Besorgnis ausgelöst. Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot betonten die Unantastbarkeit von Grenzen. Ein dänisches Wirtschaftsstudie aus 2024 warnte, dass US-Zölle auf EU-Importe Dänemarks Wirtschaft erheblich schaden könnten.
Vorbereitung auf eine ungewisse Zukunft
Mit Trumps bevorstehender Amtseinführung wächst die Nervosität in Dänemark. Politiker und Wirtschaftsexperten hoffen, dass das Thema Grönland bald in den Hintergrund rückt. Doch die Möglichkeit, dass die USA ihre Drohungen umsetzen könnten, sorgt für anhaltende Unruhe. Wie ein dänischer Abgeordneter es ausdrückte: „Das ist die neue Realität mit Trump.“