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Staatsanwaltschaft Hagen
„Strategische Entscheidungen bei der OLB: Rechtsanwältin Bontschev über nachrangige Anleihen, genehmigtes Kapital und Derivateinsatz“
Nachhaltigkeit - Global: Breite Diversifikation und ESG-Integration für langfristige Stabilität

„Strategische Entscheidungen bei der OLB: Rechtsanwältin Bontschev über nachrangige Anleihen, genehmigtes Kapital und Derivateinsatz“

popmelon (CC0), Pixabay

Interviewer: Vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns genommen haben, Frau Bontschev. Die Oldenburgische Landesbank AG hat eine außerordentliche Hauptversammlung mit weitreichenden Tagesordnungspunkten angekündigt. Könnten Sie uns zunächst einen Überblick geben, warum diese Versammlung so bedeutsam ist?

Frau Bontschev: Sehr gerne. Die außerordentliche Hauptversammlung ist eine entscheidende Gelegenheit für die Aktionäre, über strategische Entscheidungen abzustimmen, die die finanzielle Struktur und die langfristige Ausrichtung der Bank maßgeblich beeinflussen können. Themen wie die Ausgabe von nachrangigen Schuldverschreibungen, die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals und der Einsatz von Derivaten für Aktienrückkäufe stehen im Fokus. All diese Maßnahmen zielen darauf ab, der Bank mehr Flexibilität und Stabilität in einem hochregulierten und wettbewerbsintensiven Markt zu verschaffen.
Nachrangige Schuldverschreibungen

Interviewer: Einer der Tagesordnungspunkte betrifft die Ausgabe nachrangiger Schuldverschreibungen im Umfang von bis zu 500 Millionen Euro. Was genau sind diese Schuldverschreibungen, und warum sind sie wichtig?

Frau Bontschev: Nachrangige Schuldverschreibungen sind Finanzinstrumente, die bei einer Liquidation hinter anderen Schulden im Rang zurücktreten. Dennoch sind sie für Banken von zentraler Bedeutung, da sie gemäß der EU-Eigenkapitalverordnung (CRR) als zusätzliches Kernkapital anerkannt werden können. Für die Oldenburgische Landesbank bedeutet die Ausgabe solcher Anleihen eine Stärkung ihrer regulatorischen Eigenmittelbasis. Dies verbessert die Fähigkeit der Bank, potenzielle Verluste abzufedern und regulatorische Anforderungen zu erfüllen.

Interviewer: Es wird auch erwähnt, dass das Bezugsrecht der Aktionäre für diese Schuldverschreibungen ausgeschlossen werden könnte. Ist das eine übliche Praxis?

Frau Bontschev: Ja, das kommt öfter vor. Obwohl Aktionäre normalerweise ein Vorzugsrecht auf neue Wertpapiere haben, kann die Bank dieses Recht ausschließen, wenn dies im strategischen Interesse der Gesellschaft liegt. Der Ausschluss ermöglicht es der Bank, Investoren gezielt anzusprechen und schneller sowie zu besseren Konditionen Kapital zu beschaffen. Dies setzt jedoch voraus, dass der Ausschluss sorgfältig begründet wird, um keine unangemessene Benachteiligung der Aktionäre zu verursachen.

Interviewer: Welche Risiken könnte ein solcher Schritt für die Aktionäre bergen?

Frau Bontschev: Ein Risiko besteht darin, dass die Aktionäre weniger direkten Einfluss auf die Kapitalstruktur nehmen können. Zudem könnten die finanziellen Verpflichtungen der Anleihen langfristige Auswirkungen auf die Dividendenfähigkeit der Bank haben. Andererseits ermöglicht dieser Schritt der Bank, Konditionen zu sichern, die letztlich allen Aktionären zugutekommen können.
Schaffung neuen genehmigten Kapitals

Interviewer: Kommen wir zum nächsten Punkt, der Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals. Warum ist das für die Bank von Bedeutung?

Frau Bontschev: Genehmigtes Kapital gibt der Bank die Möglichkeit, in einem festgelegten Zeitraum über ein vereinfachtes Verfahren neues Eigenkapital zu schaffen. Dies ist besonders hilfreich, um auf Marktgegebenheiten oder strategische Anforderungen schnell reagieren zu können, ohne eine zusätzliche Hauptversammlung einberufen zu müssen. Damit bleibt die Bank handlungsfähig, zum Beispiel bei Akquisitionen oder der Realisierung von Wachstumsprojekten.

Interviewer: Auch hier könnte das Bezugsrecht der Aktionäre in bestimmten Fällen ausgeschlossen werden. Was bedeutet das konkret?

Frau Bontschev: Das Bezugsrecht könnte zum Beispiel ausgeschlossen werden, wenn die neuen Aktien als Sachleistung für den Erwerb von Unternehmen oder Unternehmensbeteiligungen verwendet werden. Dies ermöglicht der Bank, Übernahmen effizient und flexibel zu gestalten. Ein weiterer möglicher Grund für den Bezugsrechtsausschluss ist die Ausgabe von Aktien zu einem marktnahen Preis, um schnell Kapital zu beschaffen und dabei Marktopportunitäten zu nutzen.

Interviewer: Wie wird sichergestellt, dass die Interessen der Aktionäre dennoch gewahrt bleiben?

Frau Bontschev: Wichtig ist, dass der Vorstand sorgfältig abwägt, ob ein Bezugsrechtsausschluss im Interesse der Gesellschaft und ihrer Aktionäre liegt. Zudem gibt es rechtliche Vorgaben, wie zum Beispiel die Begrenzung der Gesamtmenge an Aktien, die unter Ausschluss des Bezugsrechts ausgegeben werden dürfen. Das minimiert das Risiko einer Verwässerung für die Aktionäre.
Einsatz von Derivaten für Aktienrückkäufe

Interviewer: Zu guter Letzt möchte die Bank auch den Einsatz von Derivaten für den Rückkauf eigener Aktien ermöglichen. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Frau Bontschev: Der Einsatz von Derivaten, wie beispielsweise Call- oder Put-Optionen, erlaubt der Bank, Rückkäufe flexibler und strategischer zu gestalten. Zum Beispiel kann die Bank mit Put-Optionen Kapitalzuflüsse generieren oder durch Call-Optionen potenzielle Kurssteigerungen abfedern. Dies kann eine kosteneffiziente Methode sein, Aktien zurückzukaufen, die dann beispielsweise für Mitarbeiterprogramme oder Akquisitionen genutzt werden können.

Interviewer: Was bedeutet das für die Aktionäre?

Frau Bontschev: Solche Rückkäufe können den Wert pro Aktie steigern, da die Gesamtzahl der Aktien reduziert wird. Allerdings führen Derivate auch zu einer gewissen Komplexität und einem Restrisiko, das durch Marktvolatilität entstehen kann. Wichtig ist hier Transparenz, damit die Aktionäre nachvollziehen können, wie die Bank diese Instrumente einsetzt.

Interviewer: Abschließend, wie bewerten Sie die strategischen Ziele der Oldenburgischen Landesbank in Bezug auf diese Maßnahmen?

Frau Bontschev: Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind durchdachte Schritte, um die Bank widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger zu machen. Sie ermöglichen eine stärkere Eigenkapitalbasis, erfüllen aufsichtsrechtliche Vorgaben und bieten Flexibilität für künftiges Wachstum. Gleichzeitig bleibt es entscheidend, dass diese Schritte transparent und sorgfältig umgesetzt werden, um das Vertrauen der Aktionäre zu erhalten und deren Interessen zu schützen.

Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank für diesen umfassenden Einblick!

Frau Bontschev: Es war mir ein Vergnügen!

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