Der Insolvenzverwalter der Signa Prime Selection AG hat beschlossen, in den Ring zu steigen – mit Haftungsschreiben, die klingen wie ein Boxhieb der finanziellen Extraklasse. Zielscheiben? Vier ehemalige Vorstandsmitglieder und zwölf Ex-Aufsichtsräte, die anscheinend nicht nur den Überblick, sondern auch die Verantwortung verloren haben. Schaden? Mindestens eine Milliarde Euro. Oder wie man in der Finanzwelt sagt: „ein großer Haufen Geld“.
Der Vorwurf: Geld verbrannt wie Marshmallows am Lagerfeuer
In den Anwaltsbriefen, die Anwalt Norbert Abel verschickte, heißt es sinngemäß: „Ihr habt die Firma gefahren wie ein überladener LKW ohne Bremsen – und das bei einer abschüssigen Straße.“ Der Vorstand soll spätestens seit März 2022 gewusst haben, dass die Kasse nicht mehr klimpert, sondern pfeift – und trotzdem wurde kein Insolvenzantrag gestellt. Stattdessen wurde fröhlich weitergewirtschaftet, oder besser gesagt: „Bierdeckel“-Wirtschaft betrieben. Ja, richtig gelesen – die Liquiditätsplanung soll sich auf Excel-Tabellen im Stil von Kneipennotizen beschränkt haben.
Man stelle sich das vor: Ein Unternehmen, das Milliarden jongliert, entscheidet sich für den Planungshorizont „Mal schauen, was der Bierdeckel hergibt“. Ergebnis? Eine finanziell geplünderte Gesellschaft und eine Insolvenzmasse, die so klein ist, dass sogar ein Floh weinen würde.
Wohin floss das Geld? Spoiler: Nicht dahin, wo es gebraucht wurde
Ein Highlight der schiefgelaufenen Finanzakrobatik: Über 252 Millionen Euro wurden im Jahr 2023 an die Signa Prime Holding GmbH überwiesen, die ebenfalls mit einem Bein im Insolvenzgrab stand. Diese Zahlungen werden im Schreiben des Insolvenzverwalters als „Upstream Loans“ bezeichnet, oder, wie es Abel formuliert: „Das ist ein Unikum in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.“ Übersetzt bedeutet das so viel wie: „Das macht wirklich niemand – außer, man hat einen sehr schlechten Tag.“
Der Aufsichtsrat: Zuschauer in der ersten Reihe
Auch der Aufsichtsrat wird in den Schreiben nicht verschont. Statt den Vorstand zu überwachen, wurden offenbar die Hände in den Schoß gelegt – oder vielleicht ein paar spannende Sudoku-Rätsel gelöst. Die Insolvenz des Unternehmens hätte spätestens 2022 für jeden sorgfältigen Aufsichtsrat sichtbar sein müssen. Aber laut Abel haben die Aufsichtsräte genau nichts gemacht, was in ihrer Stellenbeschreibung steht.
Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, der unter den Ex-Aufsichtsräten auf der Liste steht, dürfte besonders ins Schwitzen kommen. Man könnte sagen, dass es sich hier nicht nur um ein Finanz-, sondern auch um ein Imageproblem handelt.
Eine Deadline und weitere Überraschungen
Der Insolvenzverwalter fordert nun von den früheren Führungskräften, ihre Haftung bis spätestens 20. Januar 2025 „dem Grunde nach anzuerkennen“. Klingt nach einer Einladung, die man nicht so einfach ausschlägt – es sei denn, man steht auf Klagen, die sich ziehen wie eine Netflix-Serie mit zu vielen Staffeln.
Ach, und übrigens: Weitere Haftungsansprüche sind nicht ausgeschlossen. Die Untersuchung der Signa Prime AG sei noch im Gange, und die Struktur sei so komplex, dass man noch einiges ausgraben könnte. Mit anderen Worten: Der Spaß ist noch lange nicht vorbei.
Fazit: Wenn Manager Monopoly spielen
Die Geschichte der Signa Prime AG liest sich wie eine Mischung aus Drama, Komödie und Wirtschaftskrimi. Ehemalige Manager sollen Milliarden verbrannt haben, während die Gläubiger nun auf den Trümmern sitzen. Was bleibt? Ein Insolvenzverwalter mit einer Mission, jede Menge juristische Briefe – und eine Menge ehemaliger Vorstände und Aufsichtsräte, die vermutlich gerne irgendwo anders wären.
Merke: Wer mit Excel-Tabellen auf Bierdeckel-Niveau plant, sollte sich nicht wundern, wenn die Zahlen irgendwann in Flammen aufgehen.