Dark Mode Light Mode

Manager sollen für eine Milliarde Euro haften: „Bierdeckel“-Bilanzen und spektakuläre Fehltritte

Matthias_koll_leverkusen (CC0), Pixabay

Die Geschichte rund um die Signa Prime Selection AG klingt fast wie ein Wirtschaftskrimi – nur mit einem Plot, den niemand hätte schreiben können. Nach der Insolvenz des Immobiliengiganten im Dezember 2023 schlägt der Insolvenzverwalter nun mit voller Härte zurück: Die ehemaligen Manager und Aufsichtsräte sollen für einen Schaden von mindestens einer Milliarde Euro haften. Eine Summe, die selbst in der Welt der Luxusimmobilien alle Rekorde bricht.

Insolvenzverschleppung: Ein Lehrstück in Versäumnissen

Laut Anwalt Norbert Abel, der die Ansprüche der Gläubiger vertritt, war die Insolvenz der Signa Prime „spätestens seit März 2022“ absehbar. Doch statt Verantwortung zu übernehmen, haben sich die Vorstände und Aufsichtsräte offenbar auf „Bierdeckel“-Kalkulationen verlassen – ja, tatsächlich. Die Liquiditätsplanung eines Milliardenkonzerns wurde mit rudimentären Excel-Tabellen betrieben, die mehr nach Kreativarbeit denn nach solider Finanzplanung klingen.

Upstream Loans und fragwürdige Zahlungen

Die Krönung des Chaos: Allein 2023 wurden über 252 Millionen Euro in Form von nachrangigen Darlehen an die Signa Prime Holding GmbH überwiesen – ein Unternehmen, das ebenfalls insolvent war. Diese „Upstream Loans“ an den Mehrheitsaktionär bezeichnet der Insolvenzverwalter treffend als „Unikum in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte“. Ob die Verantwortlichen dachten, sie könnten die finanzielle Schieflage mit noch mehr internen Krediten überdecken, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Pflichtverletzungen in Serie

Der Vorstand und die Aufsichtsräte, darunter prominente Namen wie der ehemalige SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer, werden beschuldigt, ihre Pflichten sträflich verletzt zu haben. Laut Insolvenzverwalter Abel hätten die Aufsichtsräte schon 2022 den Vorstand dazu drängen müssen, einen Insolvenzantrag zu stellen – was offensichtlich nicht passiert ist. Stattdessen scheint man sich in Untätigkeit geübt zu haben, während die Gläubiger mit jedem Monat tiefer in die Verlustspirale gerieten.

„Solidarische Haftung“ und offene Rechnungen

Das Wort „solidarisch“ bekommt in diesem Fall eine ganz neue Bedeutung: Sowohl die ehemaligen Vorstände als auch die zwölf Aufsichtsräte haften laut Abel für die gesamte Schadenssumme. Die Untersuchung sei noch im Gange, weitere Ansprüche seien nicht ausgeschlossen. Und als ob das nicht genug wäre, verlangt der Insolvenzverwalter auch bereits gezahlte Honorare zurück.

Ein Lehrstück für Missmanagement

Die Signa Prime Selection AG könnte in die Geschichtsbücher eingehen – nicht als Erfolgsgeschichte, sondern als Paradebeispiel für Managementfehler in großem Stil. Von „Bierdeckel“-Bilanzen über fragwürdige Kredite bis hin zur absoluten Ignoranz gegenüber der eigenen Insolvenzfähigkeit: Dieser Fall hat alles, was ein Wirtschaftslehrbuch nicht empfehlen würde.

Fazit: Kein Mitleid für die Verantwortlichen

Während die Gläubiger um ihr Geld bangen, dürfen die ehemaligen Manager und Aufsichtsräte jetzt zittern: Eine Milliarde Euro ist nicht gerade eine Summe, die man auf der hohen Kante hat. Vielleicht hilft ihnen beim nächsten Mal eine sorgfältigere Finanzplanung – oder zumindest ein etwas professionelleres Excel-Sheet.

Add a comment Add a comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Mehr Wohnungslose in Deutschland: Erfolgsgeschichte der sozialen Prioritäten

Next Post

Interview mit Rechtsanwalt Reime: Was die Fehlerbekanntmachung der Gateway Real Estate AG für Anleger bedeutet