Dark Mode Light Mode

Handwerker Mafia

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay

Ob Rohrreinigung, Türöffnung oder Schädlingsbekämpfung – die Not ist groß, die Lösung teuer. Unseriöse Handwerker machen sich genau das zunutze und verlangen für einfache Routinearbeiten teilweise absurde Summen. So wurden in einigen Fällen bis zu 2000 Euro für die Reinigung eines verstopften Rohrs oder das Öffnen einer Tür berechnet. Die Opfer? Oft ahnungslose Mieter, Eigenheimbesitzer oder sogar Institutionen wie ein Seniorenzentrum der Diakonie in Bayern, das kürzlich auf betrügerische Handwerker hereinfiel.

Doch wer steckt hinter diesen Wucherpreisen? Laut einem Insider handelt es sich um ein millionenschweres Geschäftsmodell, das weniger von den ausführenden Handwerkern als vielmehr von den Vermittlern gelenkt wird – eine regelrechte „Mafia“, die Deutschland in Regionen aufgeteilt hat. Diese Vermittler kassieren dabei oft bis zu 70 Prozent der Einnahmen.


So funktioniert das System der Abzocke

Die Masche beginnt bereits bei der Suche nach Hilfe:

  • Scheinbar lokale Anbieter werben mit Google-optimierten Webseiten oder Branchenbuchanzeigen. Die Namen wirken vertrauenswürdig – typisch deutsche Nachnamen wie „Zimmermann“ oder „Rudolf“ und sympathische Fotos sollen den Eindruck erwecken, dass es sich um einen seriösen Anbieter aus der Nachbarschaft handelt. Doch in den meisten Fällen ist alles Fake.
  • Wer die angegebene 0800er-Nummer anruft, landet nicht bei einem Handwerksbetrieb, sondern in einem Callcenter, das Aufträge an eigene Handwerker oder Subunternehmer weiterleitet.
  • Impressum lügt: Erst ein Blick ins Impressum zeigt oft, dass die angeblich lokalen Betriebe eine auswärtige Adresse oder sogar nur eine Briefkastenadresse haben.

Die perfiden Tricks der Handwerker-Mafia

  1. Ködern mit günstigen Preisen: Am Telefon wird ein ungefährer Preis genannt, der harmlos klingt. Vor Ort wird dann jedoch eine horrende Rechnung präsentiert.
  2. Falsche Verträge: Der Vertrag wird mit dem Handwerker vor Ort geschlossen – oft unter Zeitdruck. Die Kontaktdaten darauf sind häufig falsch, sodass die Betriebe später nicht auffindbar sind.
  3. Nachtzuschläge und unnötige Arbeiten: Die Arbeiter erscheinen oft spätabends, um höhere Zuschläge zu kassieren. Zudem wird absichtlich langsam gearbeitet oder sogar länger als nötig hantiert, um den Preis weiter in die Höhe zu treiben.
  4. Bargeldzwang: Kunden werden dazu gedrängt, die Summe sofort in bar zu zahlen – eine Nachverfolgung ist so nahezu unmöglich.
  5. Fehlende Rechnungsangaben: Auf den Rechnungen fehlen oft wesentliche Angaben wie Steuernummern oder vollständige Firmenadressen. Manchmal stimmen die genannten Adressen überhaupt nicht.

Millionenschaden für ehrliche Handwerksbetriebe

Dieses betrügerische System schadet nicht nur den Kunden, sondern auch seriösen Handwerksbetrieben in der Region, die durch die Praktiken der Abzocker in Verruf geraten. Dabei zeigt sich, dass die Betrüger oft auch technisch schlecht arbeiten, wie Sachverständige immer wieder berichten.


Tipps, wie Sie sich schützen können

  • Vorab recherchieren: Suchen Sie schon vor einem Notfall in Ruhe nach einem seriösen Handwerker aus der Nähe und speichern Sie die Nummer ab.
  • Vorsicht bei 0800er-Nummern: Rufen Sie keine Callcenter an und überprüfen Sie auch Handynummern über eine Google-Suche. Warnungen zu bekannten Abzockern finden sich oft im Netz.
  • Keine Barzahlung: Seriöse Handwerker stellen Ihnen immer eine nachvollziehbare Rechnung aus, die Sie überweisen können.
  • Im Zweifel Polizei rufen: Wenn Sie sich bedrängt fühlen oder die Rechnung offensichtlich überhöht ist, zögern Sie nicht, die Polizei einzuschalten.

Fazit: Vorsicht ist besser als Nachsicht

Die Handwerker-Mafia agiert professionell und perfide. Wer sich schützen möchte, sollte in Ruhe vorsorgen und seriöse Handwerker aus der Umgebung kontaktieren – bevor der Notfall eintritt. Im Ernstfall gilt: Nicht unter Druck setzen lassen und bei Verdacht auf Betrug die Polizei informieren. Nur so lässt sich verhindern, Opfer dieser Abzockmasche zu werden.

Add a comment Add a comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Previous Post

Zoom-Meeting der DEGAG zum Thema Anlegerausschuss – Erwartungen und Befürchtungen

Next Post

Morning News