Die Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH mit Sitz in Stans, Tirol, hat Insolvenz angemeldet. Das 1989 gegründete Unternehmen, das sich auf kulturelle Gruppenreisen in Europa spezialisiert hat, ist mit Außenständen von rund 32 Millionen Euro konfrontiert. Nach Angaben des Gläubigerschutzverbands Creditreform sind 1.900 Gläubiger sowie 116 Mitarbeiter betroffen.
Einbruch in der Reisebranche: Ursachen und Auswirkungen
Die Insolvenz ist ein weiterer Schlag für die schwer gebeutelte Reisebranche, die in den letzten Jahren unter den Auswirkungen von Covid-19, dem Ukraine-Krieg und steigenden Lebenshaltungskosten gelitten hat. Trotz positiver Tendenzen in den letzten Jahren habe sich im Herbst 2024 gezeigt, dass ein Sanierungsverfahren unumgänglich sei, so Creditreform.
Betroffen sind vor allem Kunden aus Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich, die über das Unternehmen Reisen nach Kroatien, Portugal und Österreich gebucht hatten. Auch die 116 Mitarbeiter, die hauptsächlich in der Zentrale in Stans und teilweise in der Zweigstelle in Wien tätig sind, blicken in eine unsichere Zukunft. Derzeit seien keine Kündigungen geplant, teilte das Unternehmen mit.
Finanzielle Lage: Hohe Verbindlichkeiten und Sanierungsbemühungen
Die Buchwert-Verbindlichkeiten belaufen sich auf rund 25,9 Millionen Euro, während der Liquiditätswert auf 23 Millionen Euro geschätzt wird. Hinzu kommen fünf Millionen Euro an besicherten Verbindlichkeiten. Die Geschäftsführung strebt eine Quote von 20 Prozent für die Gläubiger an, die aus den Ergebnissen des laufenden Betriebs sowie Beiträgen von Geschäftspartnern und Investoren finanziert werden soll.
Dafür wurde ein Eigenantrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht Innsbruck gestellt. Parallel dazu laufen Vorgespräche mit einem potenziellen starken Partner aus der Reisebranche, der das Unternehmen finanziell unterstützen könnte. Die Fortführung des Geschäfts sei das erklärte Ziel.
Eine schwierige Zukunft für die Reisebranche
Die Insolvenz der Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH ist symptomatisch für die anhaltenden Schwierigkeiten der Reisebranche. Gruppenreisen, insbesondere im kulturellen Bereich, waren lange ein stabiler Markt. Doch die massiven Einbrüche während der Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen aktueller Krisen haben das Fundament vieler Reiseveranstalter erschüttert.
Experten weisen darauf hin, dass viele Unternehmen in der Branche mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben. Neben dem Rückgang der Nachfrage belasten gestiegene Kosten für Logistik, Personal und Energie die Gewinnmargen. Gleichzeitig wird der Wettbewerb durch Discounter und digitale Plattformen härter.
Gläubiger und Kunden in Unsicherheit
Für die 1.900 Gläubiger bleibt die Situation angespannt. Ob die angepeilte Sanierungsquote von 20 Prozent ausreichen wird, um das Vertrauen der Geschäftspartner wiederherzustellen, ist ungewiss. Auch die betroffenen Kunden, die Vorauszahlungen geleistet haben oder geplante Reisen absagen mussten, stehen vor einer unklaren Lage.
Fazit: Hoffnung auf Rettung durch Sanierung
Die Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Der Erfolg des Sanierungsverfahrens wird entscheidend davon abhängen, ob das Unternehmen einen verlässlichen strategischen Partner findet und seine Geschäftstätigkeiten effizient restrukturiert. Für die Reisebranche bleibt der Fall ein alarmierendes Beispiel dafür, wie tiefgreifend aktuelle Krisen die wirtschaftliche Stabilität gefährden können. Anleger, Kunden und Partner müssen weiterhin auf Transparenz und eine konsequente Umsetzung der Sanierungspläne hoffen.