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GÖRKE/„Synthetisches Cannabis: Hochgefährlich und unberechenbar“ – Ein Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel
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GÖRKE/„Synthetisches Cannabis: Hochgefährlich und unberechenbar“ – Ein Interview mit Rechtsanwalt Maurice Högel

PixelAlchemyStudio96 (CC0), Pixabay

Frage: Herr Högel, synthetisches Cannabis wird oft als vermeintlich harmloser Ersatz für natürliches Cannabis vermarktet. Was genau steckt dahinter?

Maurice Högel: Synthetisches Cannabis ist alles andere als harmlos. Es handelt sich dabei um chemische Substanzen, die künstlich hergestellt werden und die Wirkung von THC, dem psychoaktiven Bestandteil von natürlichem Cannabis, nachahmen sollen. Diese Stoffe werden meist auf Kräutermischungen gesprüht oder als Flüssigkeiten verkauft, die dann verdampft werden können. Das Problem ist jedoch, dass diese Substanzen häufig unreguliert und hochpotent sind. Die Wirkung kann bis zu 100-mal stärker als die von natürlichem THC sein – und das mit unvorhersehbaren Nebenwirkungen.

Frage: Was macht synthetisches Cannabis so gefährlich?

Maurice Högel: Es gibt mehrere Gründe. Erstens wird synthetisches Cannabis in illegalen Laboren hergestellt, häufig ohne jegliche Qualitätskontrollen. Das bedeutet, dass jede Charge unterschiedlich zusammengesetzt sein kann. Man weiß also nie, welche chemischen Stoffe genau enthalten sind und in welcher Konzentration. Zweitens verändern die Hersteller die Rezepturen ständig, um gesetzliche Verbote zu umgehen. Dadurch entstehen immer neue Varianten, deren Wirkung und Risiken nicht erforscht sind. Drittens ist die Wirkung extrem unberechenbar. Während THC relativ sanft an die Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn bindet, tun dies synthetische Cannabinoide viel aggressiver, was zu schweren körperlichen und psychischen Reaktionen führen kann.

Frage: Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von synthetischem Cannabis auftreten?

Maurice Högel: Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist erschreckend lang. Zu den akuten körperlichen Folgen gehören Herzrasen, Bluthochdruck, Brustschmerzen und sogar Herzinfarkte. Es können auch Krampfanfälle und Nierenversagen auftreten. Psychisch gesehen berichten Konsumenten häufig von extremen Angstzuständen, Panikattacken und Halluzinationen. In manchen Fällen können sogar Psychosen ausgelöst werden, die langfristige Folgen haben. Besonders alarmierend ist, dass es auch zu Suizidgedanken und Selbstverletzungen kommen kann.

Frage: Wie sieht es mit der rechtlichen Situation aus? Ist synthetisches Cannabis überhaupt legal?

Maurice Högel: In Deutschland und vielen anderen Ländern sind synthetische Cannabinoide mittlerweile verboten. Sie fallen unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Herstellung, Besitz, Handel und Konsum dieser Substanzen sind strafbar. Allerdings versuchen die Hersteller immer wieder, das Gesetz zu umgehen, indem sie die chemische Zusammensetzung leicht abändern. Sobald eine Substanz verboten wird, bringen sie eine neue Variante auf den Markt. Diese ständige Veränderung macht es den Behörden schwer, Schritt zu halten.

Frage: Es gibt Berichte, dass synthetisches Cannabis vor allem bei jungen Menschen beliebt ist. Warum ist das so?

Maurice Högel: Das liegt vor allem an der irreführenden Vermarktung. Synthetisches Cannabis wird häufig als „Legal High“ oder „natürliche Kräutermischung“ verkauft, obwohl es mit natürlichen Substanzen nichts zu tun hat. Die bunten Verpackungen, oft mit Namen wie „Spice“ oder „K2“, sprechen vor allem junge Menschen an. Dazu kommt, dass es im Vergleich zu anderen Drogen relativ günstig ist und in der Vergangenheit leicht über Online-Shops erhältlich war. Viele junge Leute unterschätzen die Risiken und denken, sie konsumieren eine harmlose Droge – ein fataler Irrtum.

Frage: Welche langfristigen Folgen kann der Konsum haben?

Maurice Högel: Langfristig kann synthetisches Cannabis schwerwiegende Schäden anrichten. Es besteht ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder dauerhafte Psychosen. Auch körperlich kann es zu bleibenden Schäden kommen, zum Beispiel an Herz, Nieren oder Gehirn. Zudem macht synthetisches Cannabis schnell abhängig. Der Entzug ist äußerst unangenehm und führt oft zu starken Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Schlaflosigkeit, Krampfanfällen und Depressionen.

Frage: Was raten Sie Menschen, die mit dem Gedanken spielen, synthetisches Cannabis auszuprobieren?

Maurice Högel: Ganz klar: Finger weg! Die Risiken sind schlichtweg unkalkulierbar. Selbst bei der ersten Einnahme können lebensbedrohliche Reaktionen auftreten. Wer auf der Suche nach einem „legalen Rausch“ ist, setzt seine Gesundheit – und sein Leben – aufs Spiel. Stattdessen sollten sich Betroffene über die tatsächlichen Gefahren informieren und bei Problemen mit Substanzen professionelle Hilfe suchen.

Frage: Was können Eltern oder Angehörige tun, wenn sie den Verdacht haben, dass jemand synthetisches Cannabis konsumiert?

Maurice Högel: Zunächst ist es wichtig, das Gespräch zu suchen – ohne Vorwürfe, sondern mit Verständnis und Unterstützung. Gleichzeitig sollten sich Eltern und Angehörige selbst informieren, um die Risiken und Folgen des Konsums zu verstehen. Wenn der Verdacht bestätigt wird, empfehle ich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, etwa durch Suchtberatungsstellen oder Ärzte. Je früher man handelt, desto besser stehen die Chancen, den Betroffenen zu helfen.

Frage: Herr Högel, eine abschließende Frage: Warum ist die Bekämpfung von synthetischem Cannabis so schwierig?

Maurice Högel: Die größte Herausforderung ist die ständige Veränderung der chemischen Zusammensetzungen. Die Hersteller agieren äußerst geschickt, um rechtliche Schlupflöcher zu nutzen. Hinzu kommt, dass viele Menschen die Gefahr schlicht unterschätzen und glauben, synthetisches Cannabis sei sicherer oder weniger problematisch als andere Drogen. Es braucht eine bessere Aufklärung, strengere Kontrollen und konsequente Strafverfolgung, um dieser Problematik Herr zu werden.

Fazit:
Synthetisches Cannabis ist keine harmlose Alternative, sondern eine hochgefährliche Substanz mit unberechenbaren Folgen. Wie Rechtsanwalt Maurice Högel betont, ist Aufklärung der Schlüssel, um Konsumenten vor den Gefahren zu schützen und die Verbreitung dieser Substanzen einzudämmen. Der einzige sichere Umgang mit synthetischem Cannabis ist, es gar nicht erst auszuprobieren.

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