Interviewer: Herr Blazek, Finanz-Coachings boomen und finden sich mittlerweile auf Plattformen wie YouTube, TikTok oder Twitch. Können solche Coachings aus Ihrer Sicht tatsächlich einen Mehrwert für Verbraucher bieten?
Daniel Blazek: Finanz-Coachings können durchaus einen Mehrwert bringen – vorausgesetzt, sie sind seriös und auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt. Sie können dazu beitragen, das Finanz-Mindset zu schärfen, grundlegendes Wissen zu vermitteln und Menschen zu motivieren, sich mit ihrer finanziellen Zukunft auseinanderzusetzen. Wichtig ist aber, dass man sich genau anschaut, wer hinter dem Angebot steckt und welche Qualifikationen die Coaches mitbringen. Denn im Gegensatz zu regulierten Anlageberatungen gibt es hier keine verbindlichen Standards oder Nachweispflichten für Fachwissen.
Interviewer: Woran können Interessierte denn erkennen, ob ein Finanz-Coaching seriös ist?
Daniel Blazek: Zunächst sollte man Angebote mit überzogenen Werbeversprechen, wie angeblich „geheime Strategien“ oder hohe zweistellige Renditen, mit Skepsis betrachten. Auch ein übertriebener Personenkult oder das Drängen auf einen schnellen Vertragsabschluss sind Warnsignale. Darüber hinaus sollte man prüfen, ob die Coaches transparent über ihre Qualifikationen und etwaige finanzielle Eigeninteressen informieren. Testcoachings und Vorgespräche bieten eine gute Gelegenheit, gezielte Fragen zu stellen und die Kompetenz zu überprüfen.
Interviewer: Was halten Sie von den Kosten solcher Coachings, die oft mehrere Tausend Euro betragen können?
Daniel Blazek: Die Preise für Finanz-Coachings variieren stark und können erheblich ins Geld gehen. Ob ein Angebot seinen Preis wert ist, muss jeder individuell beurteilen. Es ist aber ratsam, Kosten zu vergleichen und den Nutzen kritisch abzuwägen. Dabei hilft es, Beispiele zu rechnen: Wenn ein Coaching 2.700 Euro kostet, müssten Sie etwa 10.000 Euro mit einer Nettorendite von knapp 5 % pro Jahr anlegen, um das Honorar in fünf Jahren wieder hereinzuholen.
Interviewer: Gibt es rechtliche Risiken für Teilnehmende von Finanz-Coachings?
Daniel Blazek: Ja, die gibt es. Zum einen haften Finanz-Coaches in der Regel nicht für die Richtigkeit ihrer Tipps, da sie keine Anlageberatung im rechtlichen Sinne erbringen. Zum anderen können Teilnehmende in eine Grauzone geraten, wenn Coaches bestimmte Investments als geeignet empfehlen oder Empfehlungen auf persönliche Umstände stützen – ohne die dafür notwendige Erlaubnis der BaFin oder der Gewerbeaufsicht. Verbraucher sollten hier genau prüfen, ob ein Coach tatsächlich neutral agiert oder womöglich Provisionen durch Affiliate-Links oder Partnerprogramme verdient.
Interviewer: Was empfehlen Sie Menschen, die lieber auf Nummer sicher gehen möchten?
Daniel Blazek: Wer bei der Auswahl seiner Geldanlageprodukte auf Nummer sicher gehen möchte, sollte eine klassische Beratung in Erwägung ziehen. Hier stehen Banken, Honorar-Anlageberater oder unabhängige Finanzberater zur Verfügung. Diese unterliegen strengen Regularien und müssen Empfehlungen abgeben, die zu den Anlagezielen, der Risikobereitschaft und den Kenntnissen der Anleger passen.
Interviewer: Abschließend: Was ist Ihr Rat an Verbraucher, die sich für Finanz-Coachings interessieren?
Daniel Blazek: Seien Sie kritisch und recherchieren Sie gründlich. Prüfen Sie, ob das Coaching Ihre Ziele unterstützt und ob die Anbietenden tatsächlich Expertise haben. Lassen Sie sich nicht durch Werbetricks oder emotionale Geschichten blenden, und vergleichen Sie die Angebote sorgfältig. Vor allem aber: Hinterfragen Sie jeden Tipp und holen Sie Informationen aus unabhängigen Quellen ein, bevor Sie Entscheidungen treffen. Schließlich geht es um Ihr Geld und Ihre Zukunft.
Interviewer: Vielen Dank, Herr Blazek, für das informative Gespräch.
Daniel Blazek: Sehr gern.