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Gespräch mit Jens Reime: Pennystocks und ominöse Aktien-Portale – eine gefährliche Falle?
Kritische Analyse der Bilanz der Enespa GmbH Deutschland

Gespräch mit Jens Reime: Pennystocks und ominöse Aktien-Portale – eine gefährliche Falle?

artisticme (CC0), Pixabay

Pennystocks, exotische Aktien aus dem Ausland und dubiose Portale, die hohe Gewinne versprechen – immer wieder stoßen Anleger im Internet auf solche „Angebote“. Doch wie seriös ist das wirklich? Jens Reime, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, warnt im Gespräch vor den Gefahren und Risiken.

Was sind Pennystocks, und warum sind sie so riskant?

Jens Reime erklärt: „Pennystocks sind Aktien von Unternehmen, deren Wert meist unter einem Euro liegt – häufig sogar nur ein paar Cent. Sie werden oft von kleinen, wenig bekannten Firmen herausgegeben, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken oder noch keinen stabilen Geschäftsbetrieb aufgebaut haben.“

Das große Risiko bei Pennystocks liegt in ihrer extremen Volatilität: „Der Wert kann in kurzer Zeit rasant steigen oder fallen. Oft basieren die Kursschwankungen weniger auf der tatsächlichen Leistung des Unternehmens als auf spekulativen Marktbewegungen.“

Warum werben ominöse Portale für solche Aktien?

„Bei Pennystocks handelt es sich oft um Aktien, die auf wenig regulierten Märkten gehandelt werden – beispielsweise in den USA oder in Offshore-Ländern. Diese Märkte sind nicht so streng überwacht wie etablierte Börsen, etwa die Frankfurter oder die New Yorker Börse. Das macht sie anfällig für Manipulationen,“ so Reime.

Ein bekanntes Phänomen ist das sogenannte Pump-and-Dump-System:

  1. Pump: Über dubiose Portale oder aggressive Werbung werden Anleger dazu animiert, in bestimmte Pennystocks zu investieren. Es wird mit Versprechungen von schnellen Gewinnen oder „geheimen Insider-Tipps“ gelockt.
  2. Dump: Wenn der Kurs durch die erhöhte Nachfrage künstlich in die Höhe getrieben wurde, verkaufen die Drahtzieher ihre eigenen Anteile – oft mit großem Gewinn. Danach fällt der Kurs abrupt, und die Kleinanleger bleiben auf wertlosen Aktien sitzen.

„Diese Masche ist leider immer noch sehr verbreitet“, sagt Reime.

Welche Rolle spielen Portale aus dem Ausland?

„Oft agieren solche Plattformen aus Ländern mit schwacher Finanzaufsicht oder lockeren Regulierungen. Das bedeutet, dass die Verantwortlichen nur schwer belangt werden können, wenn Anleger ihr Geld verlieren,“ erklärt Reime.

Das Problem: Viele Anleger lassen sich von der vermeintlichen Internationalität täuschen. Wenn eine Plattform aus den USA oder einer Offshore-Region agiert, wirkt sie auf den ersten Blick seriös. Doch in Wirklichkeit haben diese Portale oft nur das Ziel, uninformierte Anleger auszunehmen.

Wie erkennt man unseriöse Angebote?

Jens Reime rät, bei folgenden Warnsignalen besonders vorsichtig zu sein:

  1. Aggressive Werbung:
    „Wenn ein Portal mit Schlagwörtern wie ‚Geheimtipp‘, ‚schnelle Gewinne‘ oder ‚Einmalige Chance‘ lockt, sollten bei Ihnen alle Alarmglocken schrillen.“
  2. Keine regulierte Börse:
    „Werden die Aktien nicht an einer regulierten Börse gehandelt, sondern nur auf intransparenten Plattformen, ist Vorsicht geboten.“
  3. Unrealistische Gewinnversprechen:
    „Niemand kann garantieren, dass eine Aktie in kurzer Zeit um 500 % oder mehr steigt. Solche Versprechen sind fast immer unseriös.“
  4. Kein Impressum oder Sitz im Ausland:
    „Wenn die Betreiber der Webseite nicht klar zu identifizieren sind oder der Sitz der Firma in einem Offshore-Land liegt, sollten Sie die Finger davon lassen.“
  5. Fehlende Informationen zum Unternehmen:
    „Pennystocks stammen oft von Firmen, über die es kaum öffentlich zugängliche Informationen gibt. Seriöse Unternehmen hingegen veröffentlichen regelmäßig Berichte und Zahlen.“

Wie können sich Anleger schützen?

Reime gibt folgende Tipps, um sich vor dubiosen Angeboten zu schützen:

  1. Informieren Sie sich gründlich:
    „Bevor Sie investieren, sollten Sie das Unternehmen und die Aktie genau prüfen. Gibt es Berichte in seriösen Medien? Ist das Unternehmen an einer regulierten Börse gelistet?“
  2. Finger weg von E-Mails und Werbeanrufen:
    „Lassen Sie sich nicht von Werbemails oder Cold Calls beeinflussen. Seriöse Finanzberater arbeiten nicht mit solchen Methoden.“
  3. Setzen Sie auf etablierte Märkte:
    „Anleger sollten sich auf große und regulierte Börsen konzentrieren. Hier sind die Regeln strenger, und Manipulationen sind schwieriger.“
  4. Vorsicht bei unbekannten Plattformen:
    „Kaufen Sie Aktien nur über seriöse Broker oder Banken. Wenn ein Anbieter unbekannt ist oder seinen Sitz im Ausland hat, sollten Sie skeptisch sein.“
  5. Im Zweifel: Rechtsberatung einholen:
    „Wenn Sie unsicher sind, ob ein Angebot seriös ist, sprechen Sie mit einem Fachanwalt oder einem unabhängigen Finanzberater.“

Fazit: Pennystocks – keine Aktien für Anfänger

„Pennystocks können reizvoll wirken, weil sie scheinbar billig sind und hohe Gewinne versprechen. Doch in der Realität sind sie extrem riskant und oft Ziel von Betrügereien“, warnt Jens Reime. „Wer langfristig und sicher investieren möchte, sollte auf etablierte Unternehmen oder breit gestreute Fonds wie ETFs setzen.“

Sein abschließender Rat: „Halten Sie sich von ominösen Portalen fern, die aggressive Werbung für Aktien machen – vor allem, wenn diese aus dem Ausland kommen. Am Ende riskieren Sie, viel Geld zu verlieren.“

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