Interviewer: Herr Högel, Sie warnen eindringlich vor der sogenannten Neujahrsaktion von Bitcoin Genesis. Was hat Sie zu dieser Einschätzung gebracht?
Rechtsanwalt Maurice Högel: Diese Aktion weist zahlreiche Merkmale auf, die für unseriöse Investmentangebote typisch sind. Es beginnt mit der unrealistischen Versprechung hoher Gewinne bei minimalem Aufwand, kombiniert mit Zeitdruck, um potenzielle Anleger zur schnellen Investition zu drängen. Solche Taktiken sind klassische Anzeichen für betrügerische Absichten.
Interviewer: Was genau macht Sie skeptisch bei diesem Angebot?
Högel: Es gibt mehrere kritische Punkte:
Unrealistische Renditeversprechen: Erfolgsquoten von 99,4 % und tägliche „Auszahlungen“ in Höhe von mehreren Hundert Euro sind in der realen Welt der Investments praktisch unmöglich.
Zeitlich begrenzte Aktionen: Der starke Druck, schnell zu investieren, ist eine typische Strategie, um Anleger daran zu hindern, gründlich zu recherchieren.
Fehlende Transparenz: Wichtige Informationen wie der Sitz des Unternehmens, die Identität der Betreiber oder eine Lizenzierung bei Finanzaufsichtsbehörden fehlen völlig. Zudem sind die versprochenen Einlagensicherungen weder nachweisbar noch realistisch.
Interviewer: Auf der Website wird mehrfach betont, dass die Plattform sicher und benutzerfreundlich sei. Können sich Anleger darauf verlassen?
Högel: Absolut nicht. Betrügerische Plattformen setzen oft auf professionelles Design und verlockende Texte, um Vertrauen zu erwecken. Die Behauptung, dass eine „gesetzlich geregelte Einlagenabsicherung“ existiere, ist ein direkter Täuschungsversuch. Es gibt keine Hinweise darauf, dass dieses Angebot von einer anerkannten Finanzaufsichtsbehörde überwacht wird.
Interviewer: Was raten Sie Anlegern, die vielleicht schon investiert haben?
Högel: Zunächst sollten sie sich sofort an ihre Bank wenden, um gegebenenfalls Überweisungen zu stoppen oder Rückbuchungen zu veranlassen. Es ist auch sinnvoll, den Vorfall der zuständigen Finanzaufsichtsbehörde zu melden, in Deutschland beispielsweise der BaFin. Außerdem sollten sie juristischen Rat einholen, um weitere Schritte zu prüfen.
Interviewer: Gibt es typische Warnsignale, die Anleger in Zukunft beachten sollten, um solche Fallen zu vermeiden?
Högel: Ja, hier sind die wichtigsten Warnzeichen:
Druck und Zeitlimits: Seriöse Anbieter geben Ihnen immer genügend Zeit, um Ihre Entscheidung zu überdenken.
Unrealistische Versprechen: Garantierte Gewinne, hohe Erfolgsquoten oder risikofreie Investitionen sind unseriös.
Mangelnde Informationen: Fehlen Angaben zur Lizenzierung oder sind die Betreiber nicht auffindbar, ist größte Vorsicht geboten.
Unerwünschte Kontaktaufnahme: Wenn Sie unaufgefordert kontaktiert werden, sollten Sie skeptisch sein.
Interviewer: Was ist Ihr abschließender Rat an potenzielle Anleger?
Högel: Investieren Sie niemals in Angebote, die Ihnen aufgedrängt werden, ohne dass Sie diese vorher intensiv geprüft haben. Recherchieren Sie den Anbieter, lesen Sie unabhängige Bewertungen und prüfen Sie, ob eine Registrierung bei einer Finanzaufsichtsbehörde vorliegt. Und vor allem: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das in der Regel auch.
Interviewer: Vielen Dank, Herr Högel, für Ihre wertvollen Einblicke und Warnungen.
Högel: Gern geschehen. Anleger sollten stets wachsam bleiben, um nicht Opfer solcher betrügerischen Machenschaften zu werden.