Die Deutsche Bahn hat im Jahr 2024 knapp 17 Milliarden Euro in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Infrastruktur investiert – ein Rekordwert. Laut Philipp Nagl, Chef der Bahn-Infrastrukturgesellschaft, markiert diese Summe einen Wendepunkt in der Finanzierung des deutschen Schienennetzes. „In dieser Größenordnung wurde seit Jahrzehnten nicht mehr in die Bahn investiert“, erklärte Nagl. Zum Vergleich: In den Vorjahren lag die Unterstützung durch den Bund fast immer unter 10 Milliarden Euro jährlich.
Wo wird investiert?
Die Gelder fließen in eine Vielzahl von Projekten, die darauf abzielen, das Schienennetz zukunftsfähig zu machen und den wachsenden Anforderungen des Bahnverkehrs gerecht zu werden. Zu den Schwerpunkten gehören:
Modernisierung von Bahnhöfen: Zahlreiche Stationen werden barrierefrei umgebaut, modernisiert und digitalisiert.
Ausbau der Streckenkapazität: Besonders auf hochfrequentierten Strecken sollen mehr Züge gleichzeitig verkehren können.
Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik: Die Einführung des europäischen Zugleitsystems ETCS (European Train Control System) wird vorangetrieben.
Klimaschutzmaßnahmen: Alte Dieselstrecken werden elektrifiziert, und neue Technologien wie Wasserstoff- oder Batterieantriebe werden getestet.
Ein entscheidender Schritt für die Verkehrswende
Die hohen Investitionen sollen auch die Verkehrswende voranbringen. Der Schienenverkehr gilt als klimafreundlichere Alternative zum Straßen- und Luftverkehr. Ziel ist es, mehr Menschen und Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und den Klimazielen Deutschlands näherzukommen.
Laut Nagl könnte das Schienennetz bis 2030 eine Schlüsselrolle in der Mobilität der Zukunft spielen, wenn die Investitionen weiterhin auf diesem hohen Niveau bleiben. „Wir wollen die Bahn nicht nur zuverlässiger, sondern auch attraktiver machen – sowohl für Reisende als auch für Unternehmen im Güterverkehr“, sagte er.
Herausforderungen und Kritik
Trotz der Rekordinvestitionen gibt es auch Herausforderungen. Viele Großprojekte sind zeit- und kostenintensiv, und die Modernisierungsarbeiten führen häufig zu Störungen im laufenden Betrieb. Zudem bemängeln Kritiker, dass trotz der hohen Summen immer noch viele Strecken sanierungsbedürftig sind und der Ausbau des Schienennetzes zu langsam voranschreitet.
Die Deutsche Bahn steht zudem unter Druck, nicht nur in die Infrastruktur zu investieren, sondern auch ihre Betriebsabläufe zu verbessern. „Ein modernes Schienennetz bringt wenig, wenn Züge weiterhin unpünktlich oder überlastet sind“, so die Einschätzung von Fahrgastverbänden.
Blick in die Zukunft
Für die kommenden Jahre plant die Deutsche Bahn, die Investitionen weiter zu steigern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Integration von Digitalisierung und klimaneutraler Mobilität. Auch der Bund signalisiert, dass er die Unterstützung fortsetzen will, um Deutschland als Standort für nachhaltige Mobilität zu stärken.
Fazit
Mit 17 Milliarden Euro erreicht die Deutsche Bahn einen Meilenstein in der Infrastrukturentwicklung. Dieser Wendepunkt ist nicht nur ein Signal für den Fortschritt im Schienenverkehr, sondern auch ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigen und leistungsfähigen Mobilität. Doch um die ehrgeizigen Ziele der Verkehrswende zu erreichen, müssen die Investitionen konsequent fortgesetzt und die Umsetzung beschleunigt werden.