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Barcelona: Ferienwohnungsbesitzer fordern Entschädigung in Milliardenhöhe

JoaquinAranoa (CC0), Pixabay

Eine Vereinigung von Ferienwohnungseigentümern in Barcelona hat von der katalanischen Regionalregierung eine Entschädigung in Höhe von 4,2 Milliarden Euro gefordert. Anlass ist ein geplantes Verbot der privaten Vermietung an Touristinnen und Touristen, das bis zum Jahr 2029 vollständig umgesetzt werden soll. Laut der Vereinigung Apartur betrifft die Forderung insgesamt 7.200 Wohnungen, deren Eigentümer durch die geplante Maßnahme erhebliche finanzielle Einbußen befürchten.

Forderung nach Schadensersatz

Apartur erklärte, der geforderte Betrag umfasse nicht nur die in den letzten fünf Jahren getätigten Investitionen und Ausgaben der Eigentümer, sondern auch die prognostizierten Einnahmeverluste durch das geplante Verbot. Die Forderung wurde formell bei der Regionalregierung eingereicht, die nun sechs Monate Zeit hat, darauf zu reagieren. Sollte die Regierung die Forderung ablehnen oder nicht darauf eingehen, kündigte Apartur rechtliche Schritte an, um den Schadensersatz gerichtlich einzufordern.

Wohnungsmarkt im Fokus der Stadtpolitik

Der sozialistische Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni, hatte bereits im Juni angekündigt, keine neuen Lizenzen für Ferienwohnungen mehr zu erteilen und bestehende Lizenzen auslaufen zu lassen. Ziel sei es, rund 10.000 Wohnungen zurück auf den regulären Miet- und Kaufmarkt zu bringen, um dem angespannten Wohnungsmarkt in der katalanischen Metropole entgegenzuwirken.

Die Stadtverwaltung begründet die Maßnahmen mit den negativen Auswirkungen des Massentourismus, der nicht nur die Mietpreise in die Höhe treibt, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtigt. Die täglichen Besucherzahlen Barcelonas belaufen sich laut Stadtverwaltung auf rund 170.000 – eine enorme Belastung für die Infrastruktur und den Wohnungsmarkt.

Reaktion der Eigentümer: „Verdeckte Enteignung“

Die Ferienwohnungsbesitzer reagierten empört auf die Pläne der Stadtverwaltung. Laut Apartur machen die 10.000 Ferienwohnungen lediglich ein Prozent des gesamten Wohnungsbestands in Barcelona aus und hätten daher nur einen geringen Einfluss auf den Wohnungsmarkt. Die Vereinigung bezeichnete die Maßnahmen der Stadt als „verdeckte Enteignung“ und wirft der Regierung vor, die Rechte der Eigentümer massiv zu verletzen.

Auch wirtschaftliche Argumente werden angeführt: Viele Eigentümer hätten ihre Wohnungen als langfristige Investitionen betrachtet und durch die Ferienvermietung zusätzliche Einnahmen erzielt. Das Verbot gefährde nicht nur die finanzielle Existenz vieler Familien, sondern auch Arbeitsplätze im Zusammenhang mit Tourismus und Ferienwohnungen.

Konflikt zwischen Tourismus und Wohnraum

Barcelona steht wie viele andere Touristenhochburgen – etwa Mallorca oder Venedig – vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den wirtschaftlichen Vorteilen des Tourismus und den Bedürfnissen der einheimischen Bevölkerung zu finden. Die Wohnungsnot hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Protesten und Spannungen zwischen Anwohnern und Touristen geführt. Kritiker des Massentourismus bemängeln, dass Wohnraum zunehmend für Besucher statt für Einheimische genutzt wird, was die ohnehin hohen Mietpreise weiter steigen lässt.

Ein komplexes Dilemma

Der Konflikt in Barcelona verdeutlicht ein grundlegendes Dilemma vieler Metropolen: Wie kann der Tourismus als wirtschaftlicher Motor erhalten bleiben, ohne die Lebensqualität der Anwohner zu beeinträchtigen? Während die Stadtverwaltung entschlossen ist, den Wohnungsmarkt durch strenge Regulierungen zu entlasten, sehen Eigentümer und Tourismusbetreiber ihre Interessen gefährdet.

Ob die Forderung von Apartur Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass der Umgang mit Ferienwohnungen und Massentourismus zu einem zentralen Thema in Barcelonas Stadtpolitik geworden ist – mit potenziellen Auswirkungen, die weit über die katalanische Hauptstadt hinausreichen könnten.

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