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Betrüger unterwegs: Falsche Spendensammler nutzen Weihnachtszeit aus

Riki32 (CC0), Pixabay

Die Weihnachtszeit gilt als Hochsaison für Spenden. Viele Menschen zeigen sich besonders großzügig, um gemeinnützige Organisationen und Hilfsprojekte zu unterstützen. Doch diese Hilfsbereitschaft lockt auch Betrüger an, die mit dreisten Maschen Geld erbeuten. Laut Schätzungen von Experten landen jedes Jahr bis zu eine Milliarde Euro bei Kriminellen statt bei seriösen Organisationen. Besonders betroffen sind Weihnachtsmärkte und die sozialen Medien.

Falsche Spendensammler auf der Straße – die „Klemmbrett-Masche“

Wie die Polizei berichtet, kam es zuletzt in Ingolstadt zu mehreren Fällen von Spendenbetrug. Kriminelle gaben vor, für ein „Hilfswerk für Taubstumme“ zu sammeln. Die angeblichen Spendensammler waren mit Klemmbrettern, Unterschriftenlisten und gefälschten Hilfsorganisation-Logos ausgestattet. Teilweise gaben sie sich selbst als taubstumm aus oder sprachen mit gebrochenem Akzent, um glaubwürdig zu wirken.

Die Polizei konnte mehrere Personen festnehmen, die Teil einer bayernweit agierenden Gruppe waren. Laut Ermittlern ist dieses Vorgehen kein Einzelfall. Besonders auf Weihnachtsmärkten und in Fußgängerzonen wird die Hilfsbereitschaft von Passanten gezielt ausgenutzt.

Seriöse Organisationen leiden unter Betrug

Die Maschen der Betrüger schaden nicht nur den Betroffenen, sondern auch seriösen Hilfsorganisationen, die auf Spenden angewiesen sind. Eine Sprecherin von Handicap International berichtet, dass sich regelmäßig Menschen melden, die angeblich auf der Straße für die Organisation gespendet haben. „Wir sammeln kein Bargeld auf der Straße“, stellt die Sprecherin klar. Solche Betrugsfälle führen dazu, dass das Vertrauen in gemeinnützige Organisationen schwindet.

Martin Wulff vom Deutschen Spendenrat betont: „Niemand muss sich auf der Straße nötigen lassen, Geld zu spenden. Besser ist es, sich in Ruhe zu informieren und gezielt zu spenden.“ Seriöse Organisationen bieten oft Möglichkeiten wie Banküberweisungen oder Online-Spenden an, die sicherer und transparenter sind.

Ablenkung und Diebstahl: Vorsicht in Menschenmengen

Das Landeskriminalamt (LKA) warnt vor einer weiteren Gefahr bei den falschen Spendensammlern: Oft dient die Sammelaktion nur als Ablenkung. Während eine Person um eine Spende bittet, nutzt ein Komplize die Gelegenheit, um Geldbörsen oder Handys zu stehlen.

Die Polizei empfiehlt:

  • Nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, wenn man sich bedrängt fühlt.
  • Keine Spenden auf der Straße annehmen, sondern lieber gezielt spenden.
  • In Menschenmengen besonders auf Wertsachen achten und sie sicher verstauen.

Betrug im Internet: Gefälschte Tier-Rettungsvideos

Auch im Internet sind Kriminelle aktiv. Besonders verbreitet sind sogenannte Fake-Rescue-Videos. Dabei geben die Betrüger vor, Tiere aus lebensgefährlichen Situationen zu retten, um Mitleid zu erregen und Spenden zu sammeln. Doch tatsächlich inszenieren sie die Situationen selbst und setzen die Tiere bewusst Gefahren und Misshandlungen aus.

Tierschutzorganisationen fordern seit langem, solche Taten unter § 131 des Strafgesetzbuches zu fassen, der bisher nur Gewaltdarstellungen an Menschen verbietet. Eine Gesetzesänderung ist jedoch laut Bundesjustizministerium derzeit nicht geplant.

Fehlende Kontrollen: Gesetzeslücke ermöglicht Betrug

Früher gab es in vielen Bundesländern Gesetze, die Straßensammlungen kontrollierten und überwachten. Diese Regelungen wurden jedoch in den meisten Bundesländern abgeschafft. Das führt dazu, dass betrügerische Sammlungen leichter organisiert werden können. Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) warnt: „Ohne Kontrollen fehlt es an Schutz für Spender.“

Laut Experten landen jedes Jahr 5 bis 10 Prozent der Spendengelder in den Händen von Betrügern. Bei einem jährlichen Spendenaufkommen von rund 12 Milliarden Euro in Deutschland bedeutet das einen Schaden von bis zu 1 Milliarde Euro.

So schützen sich Spender vor Betrug

Wer spenden möchte, sollte vorsichtig sein und folgende Tipps beachten:

  1. Keine Spenden auf der Straße: Seriöse Organisationen sammeln kaum noch Bargeld.
  2. Organisation prüfen: Informieren Sie sich online oder über das DZI-Siegel, ob eine Organisation vertrauenswürdig ist.
  3. Gezielt spenden: Nutzen Sie offizielle Webseiten oder Banküberweisungen.
  4. Keine persönlichen Daten preisgeben: Unterschriftenlisten könnten für Betrug verwendet werden.

Fazit: Die Gutmütigkeit der Menschen wird vor allem in der Weihnachtszeit von Betrügern schamlos ausgenutzt. Ob auf der Straße oder im Internet – Kriminelle setzen auf Täuschung und Mitleid. Wer wirklich helfen möchte, sollte sich genau informieren und seriöse Organisationen unterstützen. So kommt das Geld sicher dort an, wo es wirklich gebraucht wird.

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