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Junge Erwachsene: Interesse an Finanzen hoch, Wissen jedoch ausbaufähig

Pexels (CC0), Pixabay

Immer mehr junge Menschen in Deutschland nutzen digitale Tools wie Smartphone-Apps und Plattformen, um ihre Finanzen zu verwalten, in ETFs oder Kryptowährungen zu investieren und alltägliche Bankgeschäfte zu erledigen. Dennoch zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von Visa und der ING Deutschland, dass es vielen an grundlegenden Kenntnissen über Finanzthemen fehlt. Nur 52 Prozent der Befragten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren gaben an, sich gut mit Finanzen auszukennen, obwohl 91 Prozent betonten, dass es wichtig sei, in finanziellen Belangen Bescheid zu wissen. Die Umfrage, an der über 1.800 Erwachsene teilnahmen, zeichnet ein differenziertes Bild vom Verhältnis junger Menschen zu Geld und Finanzbildung.

Hohe Affinität zu digitalen Finanzlösungen

Die Digitalisierung hat den Zugang zu Finanzdienstleistungen revolutioniert, und junge Erwachsene sind Vorreiter bei der Nutzung neuer Technologien. Bank-Apps, Trading-Plattformen und Fintech-Lösungen spielen eine zentrale Rolle im Alltag dieser Altersgruppe. Besonders beliebt sind Kryptowährungen und ETFs, die oft als einfacher und kostengünstiger Einstieg in die Geldanlage gelten. Auch die schnelle Verfügbarkeit von Informationen über soziale Medien und Finanzblogs trägt dazu bei, dass junge Menschen Finanzentscheidungen häufiger eigenständig treffen.

Mangelndes Wissen trotz Engagement

Trotz des hohen Interesses an neuen Finanzinstrumenten gibt es erhebliche Wissenslücken bei grundlegenden Finanzthemen wie Altersvorsorge, Schuldenmanagement oder Steuern. Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass viele junge Menschen zwar motiviert sind, ihre Finanzen aktiv zu gestalten, dabei aber oft auf unsicherem Terrain agieren.

Ein Sprecher von Visa kommentiert: „Die Digitalisierung hat den Zugang zu Finanzmärkten und -produkten demokratisiert, aber gleichzeitig besteht die Gefahr, dass ohne ein fundiertes Wissen falsche Entscheidungen getroffen werden – sei es bei risikoreichen Anlagen oder bei unüberlegten Ausgaben.“

Fehlende Finanzbildung im Bildungssystem

Die Umfrage verdeutlicht ein strukturelles Problem: Finanzbildung wird in der Schule nur unzureichend vermittelt. Obwohl Themen wie Budgetplanung, Sparen oder Altersvorsorge essenziell sind, bleiben sie oft außen vor. Die Folge ist, dass viele junge Erwachsene auf Informationen aus dem Internet oder sozialen Medien angewiesen sind, die nicht immer zuverlässig oder vollständig sind.

Barbara Weber, Finanzexpertin bei der ING Deutschland, erklärt: „Finanzbildung muss früh ansetzen, idealerweise schon in der Schule. Junge Menschen brauchen die richtigen Werkzeuge, um ihre finanzielle Zukunft verantwortungsbewusst zu gestalten.“

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Die Umfrage zeigt auch, dass Männer in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen ihr Finanzwissen häufiger als gut einschätzen als Frauen. Diese Selbsteinschätzung könnte auf strukturelle Unterschiede hinweisen: Frauen nehmen seltener an Finanzseminaren oder Investmentgesprächen teil und sind laut Studien weniger präsent in Finanzforen. Es ist jedoch auch möglich, dass Männer tendenziell überschätzen, wie gut sie sich tatsächlich auskennen.

Der Einfluss von versteckten Kosten und falschen Erwartungen

Ein weiteres Problem sind versteckte Kosten und die oft unterschätzten Risiken neuer Anlageformen wie Kryptowährungen. Viele junge Anleger haben durch volatile Märkte, insbesondere im Krypto-Bereich, bereits Verluste erlitten. Auch bei der Nutzung von Kreditkarten oder Ratenkrediten fehlt häufig das Bewusstsein für die langfristigen Kosten. Die Gefahr: Junge Menschen könnten sich unbewusst verschulden oder unvorteilhafte finanzielle Entscheidungen treffen.

Internationale Erfolge durch Finanzbildung

Die Umfrage macht auch deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich Nachholbedarf hat. In Ländern wie Großbritannien oder den nordischen Staaten sind Schulprogramme zur Finanzbildung längst etabliert. Studien zeigen, dass junge Menschen dort im Umgang mit Finanzen sicherer sind und besser informierte Entscheidungen treffen.

Was muss sich ändern?

Experten fordern ein umfassendes Finanzbildungskonzept, das auf mehreren Ebenen ansetzt:

  • Schulische Finanzbildung: Finanzthemen sollten verpflichtender Bestandteil des Lehrplans werden.
  • Digitale Bildungsangebote: Apps und Plattformen könnten gezielt genutzt werden, um junge Menschen spielerisch an Finanzthemen heranzuführen.
  • Workshops und Beratung: Banken und Finanzinstitute sollten niedrigschwellige Angebote schaffen, um fundiertes Wissen zu vermitteln.

Fazit: Chancen nutzen, Bildung stärken

Die Digitalisierung hat jungen Menschen den Zugang zu Finanzprodukten erleichtert, doch das fehlende Wissen über grundlegende Finanzthemen stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass viele junge Erwachsene motiviert sind, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen, aber noch Unterstützung benötigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein verstärkter Fokus auf Bildung und Aufklärung könnte nicht nur die finanzielle Kompetenz junger Menschen stärken, sondern auch langfristig das Risiko von Schulden und Fehlentscheidungen minimieren.

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