Der Konsum von Kokain hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Laut einem Bericht der Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht greifen mittlerweile etwa 1,6 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren mindestens einmal pro Jahr zu der illegalen Droge. Das entspricht einer Steigerung von über 166 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vor neun Jahren, als nur 0,6 Prozent der Erwachsenen angegeben hatten, Kokain zu konsumieren.
Besorgniserregender Trend unter Erwachsenen
Die Zunahme betrifft vor allem jüngere Erwachsene und Menschen in urbanen Gebieten. Experten führen den Anstieg auf mehrere Faktoren zurück, darunter die leichtere Verfügbarkeit der Droge, die steigende Akzeptanz in bestimmten sozialen Kreisen und den zunehmenden Druck durch stressige Lebensumstände, der zu einem höheren Konsum von Stimulanzien führt.
Kokain wird oft mit einem Lifestyle-Image assoziiert, was die Droge besonders in der Partyszene attraktiv macht. Gleichzeitig warnen Experten vor den gravierenden gesundheitlichen und sozialen Folgen. „Kokain ist alles andere als harmlos. Die Droge führt nicht nur zu physischer und psychischer Abhängigkeit, sondern erhöht auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hirnschäden und psychische Störungen wie Depressionen oder Angstzustände“, erklärt ein Sprecher der Beobachtungsstelle.
Dringender Handlungsbedarf in der Politik
Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert zeigte sich angesichts der Zahlen alarmiert und forderte entschiedenes Handeln von der Politik. „Die neuen Zahlen verdeutlichen, dass wir einen strukturierten und umfassenden Ansatz zur Drogenprävention und -bekämpfung brauchen“, sagte Blienert. Dazu gehören:
- Aufklärungskampagnen: Mehr Investitionen in öffentliche Informationskampagnen, um die Gefahren von Kokainkonsum insbesondere bei jungen Menschen aufzuzeigen.
- Bessere Therapieangebote: Der Zugang zu Drogenberatungsstellen und Entzugsprogrammen muss erleichtert und finanziell abgesichert werden.
- Stärkere Strafverfolgung: Die Verfügbarkeit von Kokain muss durch gezielte Maßnahmen gegen Schmuggel und Handel eingeschränkt werden.
- Internationale Zusammenarbeit: Der Kampf gegen Kokain erfordert eine verstärkte Kooperation mit internationalen Partnern, um die Lieferketten der Droge zu unterbrechen.
Gesellschaftliche Dimension des Problems
Neben den gesundheitlichen Folgen hat der wachsende Kokainkonsum auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der Markt für Kokain wird maßgeblich von kriminellen Netzwerken kontrolliert, die durch den Drogenhandel finanziert werden. Diese Strukturen fördern nicht nur die organisierte Kriminalität, sondern auch Gewalt und soziale Instabilität in betroffenen Regionen.
Ein europäischer Trend
Deutschland ist dabei keine Ausnahme. Der steigende Kokainkonsum wird in ganz Europa beobachtet. Laut einer Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht ist Kokain nach Cannabis die am zweithäufigsten konsumierte illegale Substanz in der EU. Die Nachfrage hat in den letzten Jahren stark zugenommen, was auch auf eine höhere Reinheit und sinkende Preise zurückzuführen ist.
Fazit
Die alarmierenden Zahlen zum Kokainkonsum in Deutschland erfordern ein koordiniertes Vorgehen von Politik, Gesellschaft und Gesundheitswesen. Neben repressiven Maßnahmen zur Eindämmung des Handels müssen Prävention und Therapie verstärkt in den Fokus rücken, um den wachsenden Konsum und seine Folgen effektiv zu bekämpfen. Der Bericht zeigt, dass es sich hierbei nicht nur um ein gesundheitliches, sondern auch um ein gesellschaftliches Problem handelt, das dringend adressiert werden muss.