Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, dass junge Erwachsene in Deutschland häufiger von Einsamkeit betroffen sind als ältere Menschen. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten im Alter zwischen 18 und 39 Jahren gaben an, sich häufig, manchmal oder selten einsam zu fühlen. Bei den älteren Befragten ab 40 Jahren liegt dieser Wert deutlich niedriger: Nur jeder Zweite fühlt sich gelegentlich oder regelmäßig einsam.
Jüngere empfinden Einsamkeit intensiver
Besonders auffällig ist, dass Einsamkeit bei jüngeren Erwachsenen nicht nur häufiger vorkommt, sondern auch als belastender empfunden wird. Laut der Umfrage gaben 36 Prozent der unter 40-Jährigen an, dass sie sich durch ihre Einsamkeit stark oder sogar sehr stark belastet fühlen. Im Vergleich dazu ist der Anteil der älteren Befragten, die Einsamkeit als ähnlich belastend empfinden, deutlich geringer.
Hintergründe und mögliche Ursachen
Experten sehen mehrere Gründe für diese Entwicklung. Junge Erwachsene befinden sich oft in einer Lebensphase des Übergangs – sei es durch den Start ins Berufsleben, den Wechsel des Wohnorts oder das Aufbauen neuer sozialer Netzwerke. Diese Veränderungen können bestehende Freundschaften belasten und das Gefühl der Einsamkeit verstärken. Zudem wird die zunehmende Digitalisierung des sozialen Lebens als Faktor genannt: Soziale Medien und digitale Kommunikation können echte Begegnungen nicht vollständig ersetzen und führen bei manchen Menschen zu einer verstärkten Isolation.
Die Corona-Pandemie hat das Problem zusätzlich verschärft. Vor allem junge Menschen litten unter Kontaktbeschränkungen und dem Wegfall sozialer Treffpunkte, was das Gefühl der Einsamkeit weiter verstärkte.
Einsamkeit im Alter: Ein anderer Fokus
Obwohl ältere Menschen weniger häufig angeben, einsam zu sein, bleibt das Thema in dieser Altersgruppe relevant. Hier stehen häufig andere Ursachen im Vordergrund, wie der Verlust von Lebenspartnern oder gesundheitliche Einschränkungen, die soziale Aktivitäten erschweren.
Folgen von Einsamkeit
Einsamkeit kann erhebliche Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben. Sie erhöht das Risiko für Depressionen, Angstzustände und Stress. Auch körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und ein geschwächtes Immunsystem werden mit chronischer Einsamkeit in Verbindung gebracht.
Handlungsbedarf und Lösungsansätze
Die Techniker Krankenkasse betont die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen und Angeboten zur Förderung sozialer Kontakte. „Wir müssen Einsamkeit enttabuisieren und Unterstützungsangebote schaffen, die vor allem jüngere Menschen erreichen“, erklärte ein Sprecher der TK. Dazu könnten beispielsweise niedrigschwellige Beratungsangebote, soziale Treffpunkte und Initiativen zur Förderung von echten Begegnungen gehören. Gleichzeitig wird auch die Rolle von Bildungseinrichtungen und Arbeitgebern hervorgehoben, die soziale Interaktionen fördern und das Thema Einsamkeit offen ansprechen können.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem
Die Ergebnisse der Umfrage machen deutlich, dass Einsamkeit nicht nur ein Phänomen des Alters ist, sondern Menschen in jeder Lebensphase treffen kann. Vor allem jüngere Erwachsene benötigen gezielte Unterstützung, um mit den Herausforderungen ihrer Lebenssituation besser umgehen zu können. Der offene Umgang mit dem Thema und die Schaffung sozialer Netzwerke könnten helfen, das Gefühl der Isolation zu reduzieren und langfristige Folgen zu verhindern.