Genitalherpes gehört zu den am weitesten verbreiteten sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) und betrifft laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit mehr als jeden fünften Menschen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren. Insgesamt leben 846 Millionen Menschen mit einer Genitalherpes-Infektion. Jährlich stecken sich etwa 42 Millionen Menschen neu mit dem Virus an, wie eine aktuelle WHO-Studie zeigt.
Ein stilles Gesundheitsrisiko
Obwohl Genitalherpes so weit verbreitet ist, bleibt die Infektion in den meisten Fällen unbemerkt. Rund 90 Prozent der Infizierten zeigen keine oder nur unauffällige Symptome, was dazu führt, dass viele Menschen unwissentlich das Virus weitergeben. Diese asymptomatischen Verläufe machen es schwierig, die Infektion zu kontrollieren und zu bekämpfen.
Genitalherpes wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursacht, wobei hauptsächlich die Typen HSV-1 und HSV-2 beteiligt sind. HSV-1, das traditionell für Lippenherpes bekannt ist, wird zunehmend auch für Genitalinfektionen verantwortlich gemacht. HSV-2 bleibt jedoch der häufigste Verursacher von Genitalherpes.
Erhöhtes Risiko für HIV-Infektion
Die WHO warnt vor den langfristigen gesundheitlichen Folgen einer Herpesinfektion. Genitalherpes erhöht das Risiko einer Infektion mit dem Aids-Virus HIV erheblich. Die durch Herpes verursachten Haut- und Schleimhautverletzungen erleichtern das Eindringen des HIV-Virus in den Körper. Studien zeigen, dass das Risiko einer HIV-Infektion bei Menschen mit Genitalherpes bis zu dreimal höher ist.
Verbreitung und Prävention
Die Übertragung erfolgt vor allem durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt, meist bei sexuellem Kontakt. Herpesviren bleiben nach einer Infektion lebenslang im Körper und können durch verschiedene Auslöser wie Stress, geschwächtes Immunsystem oder hormonelle Veränderungen reaktiviert werden.
Die Prävention von Genitalherpes stellt eine Herausforderung dar. Der Gebrauch von Kondomen bietet zwar einen gewissen Schutz, kann aber die Übertragung nicht vollständig verhindern, da die Viren auch in Bereichen vorkommen können, die von Kondomen nicht abgedeckt werden.
Forschung und medizinische Fortschritte
Bisher gibt es keine Heilung für Genitalherpes, aber antivirale Medikamente wie Aciclovir oder Valaciclovir können die Symptome lindern, die Häufigkeit von Ausbrüchen reduzieren und das Risiko einer Übertragung verringern. Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen HSV, der die Ausbreitung der Infektion langfristig eindämmen könnte. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse, doch bis ein Impfstoff verfügbar ist, wird es noch Jahre dauern.
Aufklärung als Schlüssel zur Bekämpfung
Die WHO betont, dass die Aufklärung über Genitalherpes und andere sexuell übertragbare Krankheiten entscheidend ist, um die Verbreitung einzudämmen. Regelmäßige Untersuchungen, insbesondere für sexuell aktive Menschen, und die offene Kommunikation mit Sexualpartnern über Gesundheitsrisiken können helfen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Fazit
Genitalherpes ist eine weit verbreitete, aber oft unterschätzte Infektion, die nicht nur individuelle Gesundheitsrisiken birgt, sondern auch gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Eine verbesserte Prävention, umfassende Aufklärung und die Entwicklung neuer medizinischer Ansätze sind entscheidend, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Gesundheit der Betroffenen zu schützen.