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Kürzere Wintertage: Auswirkungen auf Bewegung, Gesundheit und Psyche

Niko_Shogol (CC0), Pixabay

Die dunklen und kurzen Wintertage haben tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Ein geringeres Interesse an Aktivitäten im Freien, Veränderungen in der Ernährung und hormonelle Schwankungen tragen dazu bei, dass viele Menschen in dieser Jahreszeit weniger aktiv sind und mit Stimmungsschwankungen kämpfen. Experten wie Hans Orru und Kelli Lehto von der Universität Tartu beleuchten, wie sich die Jahreszeit auf den Körper auswirkt und welche Strategien helfen können, die negativen Effekte zu minimieren.

Hormonelle Veränderungen und Schlafqualität

Hans Orru, Professor für Umwelt und Gesundheit, erklärt, dass hormonelle Veränderungen eine zentrale Rolle spielen. Kürzere Tage reduzieren die Serotoninproduktion, während der Melatoninspiegel steigt. Diese Hormone beeinflussen Wachheit und Schlafqualität. „Wenn der Melatoninspiegel vor dem Schlafengehen nicht optimal ist, wird die Erholung gestört, und die Menschen fühlen sich weniger wohl“, so Orru. Zusätzlich sinkt die körpereigene Produktion von Vitamin D aufgrund der geringen Sonneneinstrahlung, was die Gesundheit weiter beeinträchtigen kann.

Weniger Bewegung, mehr Appetit

Mit den kürzeren Tagen nimmt die körperliche Aktivität deutlich ab. Laut Studien sind Menschen bei Tageslicht aktiver, was zu besserem Schlaf führt. In der dunklen Jahreszeit hingegen steigt der Appetit, insbesondere auf energiereiche Lebensmittel. Orru führt dies auf psychologische und physiologische Faktoren zurück: „Die Wahrnehmung von Kälte signalisiert dem Körper, dass er mehr Energie benötigt. Diese psychologische Wahrnehmung beeinflusst unser Essverhalten.“ Dies kann kurzfristig die Stimmung verbessern, führt jedoch häufig zu Gewichtszunahme und Schwankungen des Blutzuckerspiegels.

Kinder, insbesondere Jungen, sind von dieser saisonalen Trägheit besonders betroffen. Untersuchungen aus Norwegen zeigen, dass ihre körperliche Aktivität im Winter deutlich abnimmt. Im Frühling hingegen kehrt die Aktivität meist zurück, während der Appetit sinkt.

Affektive Störung und mentale Gesundheit

Für manche Menschen sind die Auswirkungen der dunklen Monate besonders gravierend. Kelli Lehto, Expertin für neuropsychiatrische Genetik, hebt hervor, dass die saisonal bedingte affektive Störung (SAD) nicht nur die Stimmung, sondern auch kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Konzentration beeinträchtigen kann. „Lichtzyklen beeinflussen die Synthese wichtiger Substanzen in unserem Körper, darunter Hormone und Neurotransmitter. Die Dunkelheit kann bei empfindlichen Menschen zu einer erheblichen Belastung werden“, sagt Lehto.

Strategien zur Minderung der Auswirkungen

Beide Experten betonen, dass die gesundheitlichen Risiken der dunklen Jahreszeit mit einfachen Maßnahmen gemildert werden können:

  • Körperliche Aktivität: Trotz der Dunkelheit können beleuchtete Sportplätze oder Fitnessstudios genutzt werden, um aktiv zu bleiben. Bewegung hilft nicht nur, die Stimmung zu heben, sondern verbessert auch die Schlafqualität.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde, energiereiche Ernährung mit moderatem Genuss von Süßigkeiten kann Gewichtszunahme verhindern und die Stimmung stabilisieren.
  • Vitamin-D-Präparate und Lichttherapie: Diese können den Mangel an Sonnenlicht ausgleichen und stimmungsaufhellend wirken.
  • Gemütlichkeit schaffen: Skandinavische Traditionen wie Kerzen, Lichterketten und gemütliche Innenräume helfen, die Dunkelheit erträglicher zu machen und die Psyche zu stärken.

Ein Bewusstsein für die dunkle Jahreszeit

Die Effekte kürzerer Wintertage auf die Gesundheit sind ein noch wenig erforschtes, aber zunehmend wichtiges Thema, insbesondere in nördlichen Regionen. Ein bewusster Umgang mit Bewegung, Ernährung und Licht kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen abzumildern und die kalte Jahreszeit positiv zu erleben. Die Kombination aus wissenschaftlichem Verständnis und kulturellen Strategien bietet eine gute Grundlage, um körperliches und seelisches Wohlbefinden auch in den dunklen Monaten zu bewahren.

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