Die deutsche Stahlbranche bleibt weiter unter Druck. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verzeichnete die Industrie im dritten Quartal 2024 einen deutlichen Rückgang bei den Auftragseingängen. Im Vergleich zum zweiten Quartal fielen die Orders um 9,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr war der Rückgang mit 9,7 Prozent sogar noch stärker ausgeprägt. Gleichzeitig sank der Auftragsbestand gegenüber dem Vorquartal um 4,9 Prozent, was die ohnehin angespannte Lage der Branche weiter verschärft.
Produktion stabilisiert sich leicht
Trotz der rückläufigen Aufträge zeigt sich die Produktion weniger drastisch betroffen. Im Vergleich zum Vorquartal sank die Stahlproduktion lediglich um 0,7 Prozent. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 konnte die Branche sogar ein Plus von 2,7 Prozent verbuchen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Unternehmen vorerst noch von früheren Aufträgen profitieren, während sich der aktuelle Abwärtstrend mittelfristig auf die Produktion auswirken dürfte.
Schwache Nachfrage belastet die Branche
Die Ursachen für den Rückgang liegen vor allem in der schwächelnden Nachfrage aus wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobil- und Bauindustrie. Hinzu kommen Herausforderungen durch hohe Energiekosten, die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten sowie die Umstellung auf „grünen Stahl“. Letztere erfordert hohe Investitionen, während die Nachfrage nach klimaneutralem Stahl bisher hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Experten warnen vor langfristigen Folgen
Wirtschaftsexperten und Branchenvertreter warnen, dass die aktuelle Entwicklung die deutsche Stahlindustrie langfristig schwächen könnte. Der Rückgang bei den Aufträgen könnte mittelfristig zu weiteren Produktionskürzungen, einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Branche und einem erhöhten Druck auf kleinere Anbieter führen. Zugleich gefährdet die Unsicherheit in der Branche die strategisch wichtige Umstellung auf nachhaltige Produktionsverfahren.
Politik und Industrie unter Zugzwang
Angesichts der anhaltenden Probleme sehen sich Politik und Industrie in der Pflicht, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Während die Stahlhersteller auf Subventionen und Unterstützung bei der Umstellung auf klimafreundliche Technologien hoffen, fordern Wirtschaftsverbände eine Reform der Energiepolitik, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Ob diese Maßnahmen rechtzeitig greifen, bleibt jedoch ungewiss.