Eine deutliche Mehrheit der Deutschen unterstützt die Einführung eines strengen Social-Media-Gesetzes ähnlich wie in Australien. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, bei der 77 Prozent der Befragten angaben, ein solches Gesetz zu befürworten. Lediglich 13 Prozent lehnten den Vorschlag ab, während 10 Prozent unschlüssig waren.
Australien als Vorbild
Das australische Parlament hatte diese Woche einem Gesetzentwurf zugestimmt, der eine Altersgrenze von 16 Jahren für die Nutzung von Plattformen wie TikTok, Instagram und anderen sozialen Netzwerken vorsieht. Ziel des Gesetzes ist es, Kinder und Jugendliche besser vor den negativen Auswirkungen von sozialen Medien zu schützen, darunter exzessive Bildschirmzeit, Cybermobbing und der Einfluss schädlicher Inhalte.
Besorgnis über Auswirkungen auf Jugendliche
In der Umfrage gaben zudem 82 Prozent der Deutschen an, dass sie soziale Medien für schädlich halten, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Als Hauptgründe wurden die Förderung von unrealistischen Schönheitsidealen, die Gefahr von Online-Mobbing und der Zugang zu ungefilterten oder gewaltverherrlichenden Inhalten genannt. Viele Eltern sorgen sich außerdem über die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder, etwa durch den Vergleich mit anderen oder den Druck, ständig online präsent zu sein.
Diskussion um mögliche Gesetzgebung in Deutschland
Ein Gesetz nach australischem Vorbild könnte auch in Deutschland für mehr Schutz sorgen, wirft jedoch Fragen auf:
- Altersverifikation: Wie soll das Alter von Nutzern effektiv überprüft werden, ohne Datenschutzstandards zu verletzen?
- Verantwortung der Plattformen: Wer trägt die Verantwortung für die Einhaltung der Altersgrenzen – die Nutzer, die Plattformen oder die Eltern?
- Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit: Kritiker warnen davor, dass eine strengere Regulierung auch die Meinungsfreiheit einschränken könnte, insbesondere wenn bestimmte Inhalte für jüngere Zielgruppen blockiert werden.
Politische Stimmen und Forderungen
Mehrere Politiker in Deutschland haben bereits signalisiert, dass ein ähnliches Gesetz diskutiert werden sollte. Familienministerin Lisa Paus forderte in einer Stellungnahme, dass große Plattformen stärker in die Pflicht genommen werden müssten, um Minderjährige vor Gefahren zu schützen. Auch Datenschutzbeauftragte sehen Handlungsbedarf, warnen aber vor der technischen und rechtlichen Komplexität einer Altersverifikation.
Gesellschaftliche Debatte
Die hohe Zustimmung in der Umfrage zeigt, dass viele Deutsche Handlungsbedarf sehen. Gleichzeitig wird es entscheidend sein, einen Kompromiss zu finden, der den Schutz junger Nutzer stärkt, ohne dabei die digitale Teilhabe zu erschweren.
Ein Gesetz wie in Australien könnte ein Meilenstein für den Jugendschutz in der digitalen Welt sein, doch es erfordert eine gründliche Abwägung zwischen Sicherheit, Datenschutz und technischer Machbarkeit. Die gesellschaftliche Debatte dürfte in den kommenden Monaten an Fahrt aufnehmen.