In Teilen Europas und anderen Regionen der Welt nehmen extreme Hitzewellen durch die Erderwärmung deutlich schneller zu, als selbst die modernsten Klimamodelle vorhergesagt haben. Forscher des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, Niederösterreich, berichten, dass insbesondere Länder in Nordwesteuropa stark betroffen sind. Diese Entwicklung hat bereits weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit, Landwirtschaft und Infrastruktur.
Deutliche regionale Unterschiede bei Temperaturanstiegen
Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal PNAS, untersuchte Hitzewellen der letzten sechs Jahrzehnte und identifizierte Regionen, in denen die Sommerhitze erheblich schneller zunimmt als im globalen Durchschnitt. Laut Studienleiter Kai Kornhuber verwandeln sich diese Gebiete „zeitweise in regelrechte Treibhäuser“, in denen die Hitze das Leben massiv beeinträchtigt. Besonders betroffen sind Länder wie Deutschland, Frankreich, England und die Niederlande. Serien von Hitzewellen, wie sie in den Jahren 2022 und 2023 auftraten, führten dort zu über Hunderttausend Todesfällen.
Auch andere Regionen der Welt erleben außergewöhnliche Temperaturanstiege. Dazu gehören Zentralchina, Japan, Korea, die Arabische Halbinsel, Ostaustralien sowie Teile Südamerikas und der Arktis. Allein im September 2024 wurden in Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden neue Temperaturrekorde gemessen, wie das IIASA bekannt gab.
Klimamodelle stoßen an ihre Grenzen
Die Forscher betonen, dass die derzeitigen Klimamodelle extreme Trends nur unzureichend vorhersagen können. „Die überdurchschnittlichen Temperaturanstiege sind das Ergebnis komplexer physikalischer Wechselwirkungen, die wir möglicherweise noch nicht vollständig verstehen“, erklärt Kornhuber. Zu den verstärkenden Faktoren gehören wiederholt auftretende Wetterlagen, die Hitzewellen begünstigen, sowie eine zunehmende Bodentrocknung, die die Hitzeintensität weiter steigert.
Globales Ungleichgewicht bei den Auswirkungen der Klimakrise
Interessanterweise bleiben einige Weltregionen bislang weniger von der Klimakrise betroffen, als die Modelle ursprünglich prognostizierten. Dazu zählen Teile des Landesinneren der USA, Kanadas und Südamerikas sowie Nordafrika, Nordaustralien und Sibirien. Dennoch bleibt unklar, wie lange diese Regionen von den extremen Folgen verschont bleiben.
Dramatische Folgen für Mensch und Natur
Die gesundheitlichen Auswirkungen der Hitzewellen sind alarmierend. Neben einer hohen Zahl von Todesfällen durch Hitzestress führen die extremen Temperaturen auch zu einer Überlastung von Gesundheitssystemen. Gleichzeitig leiden Landwirtschaft und Vegetation unter den anhaltenden Dürren, die Ernteausfälle und Waldbrände begünstigen. Auch die Infrastruktur stößt bei extremer Hitze an ihre Grenzen, etwa durch Schäden an Straßen und Schienenwegen.
Fazit und Handlungsbedarf
Die Ergebnisse der IIASA-Studie verdeutlichen, dass die Klimakrise in einigen Regionen schneller voranschreitet als erwartet. Dies stellt Regierungen, Wissenschaftler und Gesellschaften vor große Herausforderungen. Um die Auswirkungen zu mildern, sind dringend Maßnahmen erforderlich: von verbesserten Klimamodellen und Frühwarnsystemen bis hin zu regional angepassten Strategien zur Anpassung an extreme Wetterbedingungen. Gleichzeitig bleibt die Reduzierung globaler Treibhausgasemissionen der Schlüssel, um den Temperaturanstieg langfristig einzudämmen.