Die Vielzahl an Logos, Slogans und Gütesiegeln auf Lebensmitteln sorgt in der Europäischen Union zunehmend für Verwirrung und Irreführung der Verbraucher. Laut einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs gibt es gravierende Lücken in den rechtlichen Vorgaben und Mängel bei Kontrollen, die die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit der Kennzeichnungen beeinträchtigen.
Probleme bei der Lebensmittelkennzeichnung
Die Prüfer des Rechnungshofs betonen, dass die bestehenden EU-Vorschriften zwar garantieren, dass Etiketten grundlegende Informationen wie Nährwertangaben oder Zutatenlisten enthalten. Doch darüber hinaus fehlen oft klare Regelungen für zusätzliche Kennzeichnungen, die bei Verbrauchern falsche Erwartungen wecken könnten. Besonders problematisch seien Gütesiegel, die suggerieren, ein Produkt sei nachhaltig, regional oder gesund, obwohl dies nicht ausreichend nachgewiesen werde.
Gefahr der Verbrauchertäuschung
Die Lücken im rechtlichen Rahmen seien laut dem Bericht so gravierend, dass sie „der Täuschung der Verbraucher Vorschub leisten“. Ein Beispiel ist die Verwendung von Begriffen wie „natürlich“, „traditionell“ oder „regional“, die auf Etiketten oft ohne verbindliche Standards verwendet werden. Diese Begriffe erwecken den Eindruck von höherer Qualität oder Umweltfreundlichkeit, ohne dass dies durch unabhängige Prüfungen belegt ist.
Mängel bei Kontrollen
Ein weiteres Problem liegt in der unzureichenden Überwachung und Kontrolle durch die Mitgliedstaaten. Der Bericht hebt hervor, dass die Kontrollen der Kennzeichnungen oft uneinheitlich oder lückenhaft sind. Dies ermöglicht es Herstellern, ihre Produkte irreführend zu kennzeichnen, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen.
Forderungen des Rechnungshofs
Der Europäische Rechnungshof fordert die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, die bestehenden Regeln zu überarbeiten und zu verschärfen. Insbesondere sollten:
Verbindliche Standards für die Verwendung von Begriffen wie „regional“ oder „nachhaltig“ eingeführt werden.
Die Transparenz von Gütesiegeln und Logos verbessert werden, etwa durch unabhängige Prüfstellen.
Die Kontrollen durch nationale Behörden verstärkt und europaweit harmonisiert werden, um Verbraucher besser zu schützen.
Was können Verbraucher tun?
Um sich vor Irreführung zu schützen, sollten Verbraucher auf etablierte und vertrauenswürdige Siegel achten, wie das EU-Bio-Siegel oder die geschützte geografische Angabe (g.g.A.), die strengen Prüfkriterien unterliegen. Kritisches Hinterfragen von Produktversprechen und ein Blick in unabhängige Verbraucherberichte können ebenfalls helfen, Fehlkäufe zu vermeiden.
Fazit
Die Kennzeichnung von Lebensmitteln in der EU zeigt deutliche Schwächen, die dringend behoben werden müssen. Nur durch strengere Vorschriften, verbesserte Kontrollen und mehr Transparenz können Verbraucher verlässliche Informationen erhalten und vor Täuschung geschützt werden. Der Bericht des Europäischen Rechnungshofs ist ein Weckruf an die EU und die Mitgliedstaaten, die Rechte der Verbraucher stärker in den Fokus zu rücken.