Interviewer: Frau Bontschev, der Kryptomarkt zeigt eine enorme Dynamik. Bitcoin hält sich stabil bei 90.000 US-Dollar, während Altcoins wie Solana starke Kapitalzuflüsse verzeichnen. Welche rechtlichen Herausforderungen sehen Sie in diesem Umfeld?
Rechtsanwältin Bontschev: Der Kryptomarkt ist faszinierend, birgt jedoch erhebliche rechtliche Risiken. Zu den zentralen Herausforderungen zählen unzureichende Regulierung, die Gefahr von Marktmanipulationen und der Schutz von Anlegern. Besonders problematisch ist, dass viele Marktteilnehmer, darunter auch Influencer und Trading-Plattformen, oft unreguliert agieren und Anleger in die Irre führen können. Zudem stellen komplexe Produkte wie Hebel-Trades ein enormes Risiko dar, das nicht immer ausreichend kommuniziert wird.
Interviewer: In sozialen Medien werden oft optimistische Marktprognosen geteilt, wie etwa das Halten eines Preisniveaus von 90.000 US-Dollar bei Bitcoin. Gleichzeitig wird vor den Gefahren eines überhitzten Marktes gewarnt. Ist diese Art von Kommunikation rechtlich zulässig?
Rechtsanwältin Bontschev: Solche Aussagen bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone. Es kommt darauf an, wie die Aussagen formuliert und präsentiert werden. Werden klare Gewinne oder Strategien beworben, die Risiken jedoch nicht transparent dargelegt, könnte dies als irreführend oder gar als unzulässige Anlageberatung eingestuft werden. Besonders kritisch wird es, wenn Influencer keine Lizenz für Finanzberatung besitzen oder ihre eigenen finanziellen Interessen nicht offenlegen. Anleger sollten sich bewusst sein, dass solche Inhalte oft nicht neutral sind.
Interviewer: Es wurde von „Kapitalrotation“ und kurzfristigen Kursgewinnen gesprochen. Wie beurteilen Sie solche Ratschläge aus rechtlicher Perspektive?
Rechtsanwältin Bontschev: Ratschläge zu Kapitalrotation oder kurzfristigen Gewinnen können problematisch sein, insbesondere wenn sie konkrete Handlungen wie Käufe oder Verkäufe nahelegen. Wer öffentlich zu Investments rät, bewegt sich schnell im Bereich der Anlageberatung, für die eine behördliche Zulassung erforderlich ist. Fehlt diese, drohen empfindliche Strafen. Zudem können solche Ratschläge Anleger dazu verleiten, unüberlegte Entscheidungen zu treffen, was im Falle von Verlusten rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Interviewer: Welche Maßnahmen sollten Anleger ergreifen, um sich rechtlich und finanziell zu schützen?
Rechtsanwältin Bontschev: Anleger sollten kritisch hinterfragen, woher Informationen stammen und ob die Quelle vertrauenswürdig ist. Es empfiehlt sich, auf Plattformen mit klarer Regulierung zu handeln und keine Entscheidungen ausschließlich auf Grundlage sozialer Medien zu treffen. Wer Altcoins oder andere riskante Produkte handelt, sollte die damit verbundenen Risiken vollständig verstehen. Für Neuanleger gilt: Finger weg von Hebel-Trades oder Produkten, die übermäßig komplex erscheinen.
Interviewer: Auch die Rolle von Börsen wie Pionex wird immer wieder hervorgehoben. Gibt es rechtliche Risiken beim Handel über solche Plattformen?
Rechtsanwältin Bontschev: Plattformen wie Pionex müssen in den Ländern, in denen sie tätig sind, den jeweiligen regulatorischen Vorgaben entsprechen. Anleger sollten prüfen, ob die Plattform eine gültige Lizenz besitzt, beispielsweise in der EU oder in Deutschland. Plattformen, die in sogenannten Offshore-Gebieten registriert sind, könnten bei Problemen keine ausreichende rechtliche Sicherheit bieten. Außerdem müssen solche Anbieter ihre Gebühren und Risiken klar ausweisen. Fehlen diese Informationen, ist Vorsicht geboten.
Interviewer: Abschließend, was ist Ihr wichtigster Rat an Anleger, die sich in der aktuellen Marktlage orientieren wollen?
Rechtsanwältin Bontschev: Der wichtigste Rat ist, immer mit einem kühlen Kopf zu agieren. Emotionale Entscheidungen und die Hoffnung auf schnelle Gewinne führen oft zu Verlusten. Anleger sollten eine klare Strategie entwickeln, ihre Investments diversifizieren und nur Kapital einsetzen, dessen Verlust sie verschmerzen können. Zudem sollte man sich nicht von kurzfristigen Hypes oder der Dynamik sozialer Medien treiben lassen – rechtliche und finanzielle Sicherheit gehen immer vor.