In einer stillen, aber wirkungsvollen Protestaktion legen Tausende tschechische Polizisten ihre Arbeit in den kommenden Tagen auf eine Weise nieder, die bei Autofahrern Freude und bei Vorgesetzten Besorgnis auslöst: Bis zum Ende der Woche sollen keine Strafzettel für kleinere Verkehrsvergehen mehr ausgestellt werden. Falschparker und Temposünder dürfen damit zumindest vorübergehend aufatmen. Doch hinter diesem ungewöhnlichen „Knöllchen-Bummelstreik“ steckt tiefer Unmut über die Arbeitsbedingungen innerhalb der tschechischen Polizei.
Die Führung der Polizeibehörde hat bereits Kritik an der Aktion geübt und gewarnt, dass ein solcher Protest das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheitsorgane untergraben könnte. Die Polizeigewerkschaften jedoch verteidigen den stillen Aufstand: Die Beamten seien durch zunehmende Bürokratie und wachsende Arbeitsbelastung immer stärker gefordert. Überstunden häufen sich, und die Zahl unbesetzter Stellen nimmt zu – die Folge eines Systems, das seine eigenen Leute zunehmend im Stich lässt.
Auch die Bezahlung der Polizisten steht im Zentrum der Kritik: Viele Beamte fühlen sich finanziell nicht ausreichend gewürdigt, während der Druck auf sie weiter wächst. Ein formales Streikrecht haben die tschechischen Polizisten allerdings nicht, weswegen sie zu diesem ungewöhnlichen Mittel greifen. Mit dem Verzicht auf die Ausstellung von Bußgeldern für kleinere Vergehen wollen sie ein klares Signal an die Regierung senden: Ein „weiter so“ können und wollen sie nicht mehr akzeptieren.