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Freebirthing: Geburt in Eigenregie ohne medizinische Betreuung

Greyerbaby (CC0), Pixabay

Freebirthing, auch als „alleingeburt“ bekannt, beschreibt die Entscheidung, ein Kind ohne die Anwesenheit von medizinischem Personal wie Hebammen oder Ärzten zur Welt zu bringen. Im Gegensatz zur Hausgeburt, bei der meist eine Hebamme oder andere Fachperson anwesend ist, erfolgt eine Freebirth ausschließlich in Eigenregie oder mit der Unterstützung durch Partner oder nahestehende Personen. Freebirthing gewinnt zunehmend Aufmerksamkeit, vor allem durch Diskussionen in sozialen Medien und persönliche Erfahrungsberichte.

Gründe und Motivation für Freebirthing

Die Entscheidung für eine Geburt ohne medizinische Begleitung beruht auf verschiedenen Gründen. Viele Frauen, die sich für Freebirthing entscheiden, möchten die Geburt ihres Kindes in einer ungestörten, intimen Umgebung erleben und selbstbestimmt handeln. Sie fühlen sich in medizinischen Einrichtungen oder unter Aufsicht oft eingeengt oder empfinden die medizinische Überwachung als zu kontrollierend. Einige Frauen, die zuvor belastende oder traumatische Erfahrungen während klinischer Geburten gemacht haben, wählen Freebirthing als Weg, die Kontrolle über das Geburtserlebnis zurückzugewinnen.

Für einige Frauen spielt auch das Vertrauen in die eigene körperliche Intuition eine große Rolle. Sie sehen die Geburt als natürlichen Prozess und sind überzeugt, dass sie ohne medizinische Eingriffe verläuft, solange keine Komplikationen auftreten. Zudem finden einige in Studien und Erfahrungsberichten Unterstützung für die Idee, dass eine störungsfreie Umgebung den Geburtsverlauf positiv beeinflussen kann.

Risiken und Kritik

Freebirthing birgt jedoch erhebliche Risiken, sowohl für die Gebärende als auch für das Kind. Ohne fachkundige Unterstützung besteht die Gefahr, dass ernste Komplikationen wie Blutungen, Nabelschnurvorfälle oder andere Notfälle nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt werden. Die medizinische Betreuung bei einer Geburt hat nicht nur das Ziel, die Mutter und das Kind zu schützen, sondern auch auf eventuelle Komplikationen vorbereitet zu sein, die bei jeder Geburt auftreten können. Daher wird Freebirthing von medizinischen Fachkräften kritisch betrachtet.

Auch ethische Fragen spielen eine Rolle, da die Gesundheit des Kindes auf dem Spiel steht und medizinische Eingriffe bei Bedarf das Leben des Kindes und der Mutter retten könnten. Kritiker argumentieren, dass Freebirthing ein zu hohes Risiko darstellt und die Verantwortlichkeit für die Sicherheit der Geburt vernachlässigt. Viele Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe lehnen Freebirthing ab, da die Risiken unvorhersehbar sind und die Folgen für das Kind weitreichend sein können.

Der rechtliche Rahmen von Freebirthing

In den meisten Ländern ist Freebirthing rechtlich nicht verboten, da die Entscheidung über den Geburtsort und die Art der Geburt der Mutter obliegt. Dennoch sehen sich Eltern im Fall von Komplikationen oder einem schlechten Geburtsausgang rechtlichen und ethischen Fragen gegenüber. Das Thema hat in einigen Ländern zu Diskussionen geführt, ob und wie das Gesundheitswesen präventiv aufklären sollte, ohne die Entscheidungsfreiheit der Eltern einzuschränken.

Abwägung von Selbstbestimmung und Sicherheit

Die Entscheidung für eine Freebirth ist sehr individuell und sollte gut überdacht werden. Mütter, die eine Geburt in Eigenregie planen, sollten sich intensiv mit dem Prozess auseinandersetzen und mögliche Notfallszenarien berücksichtigen. Es ist ratsam, sich zumindest über die Risiken umfassend zu informieren und gegebenenfalls Notfallkontakte vorzubereiten. Freebirthing bleibt eine persönliche Entscheidung, die Selbstbestimmung über Sicherheit und ärztliche Unterstützung stellt und eine Abwägung der Werte und Prioritäten der Eltern erfordert.

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