Kommanditisten und Treuhandgesellschafter stehen oft vor einem langen und komplexen Prozess, wenn ihr Fonds in Liquidation geht. In einem Gespräch erläuterte Rechtsanwalt Jens Reime die Rechte und Einflussmöglichkeiten der Anleger in dieser Phase und gab wertvolle Hinweise, wie sie ihre Ansprüche geltend machen können und was sie vom Liquidationsprozess erwarten dürfen.
Die Rolle der Kommanditisten in einer Kommanditgesellschaft (KG)
Eine Kommanditgesellschaft (KG) ist eine Personengesellschaft, in der es zwei Arten von Gesellschaftern gibt: die Komplementäre, die unbeschränkt haften und meist die Geschäftsführung übernehmen, und die Kommanditisten, deren Haftung auf ihre Einlage beschränkt ist und die keine direkte Beteiligung an der Geschäftsführung haben. Während der Liquidation einer KG sind die Kommanditisten in erster Linie darauf angewiesen, dass die Liquidatoren die Gesellschaft korrekt abwickeln und nach Begleichung aller Verbindlichkeiten den verbleibenden Erlös an die Gesellschafter ausschütten.
Gründe und Ablauf der Liquidation
Laut Handelsgesetzbuch (HGB) kann eine Liquidation durch verschiedene Umstände ausgelöst werden, etwa durch den Ablauf einer festgelegten Laufzeit, einen Gesellschafterbeschluss oder eine Insolvenz. Für die Kommanditisten ist die Liquidation besonders relevant, da sie auf die Rückzahlung ihrer Einlagen und eine Beteiligung am Liquidationserlös hoffen. Jedoch gibt es im HGB keine festen Fristen, sodass sich die Liquidation je nach Komplexität der Vermögenswerte über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann.
Einflussmöglichkeiten und Informationsrechte der Kommanditisten
Obwohl Kommanditisten keinen direkten Einfluss auf die Liquidation haben, stehen ihnen einige Rechte zu, die Transparenz und Kontrolle sicherstellen sollen. Sie können gemäß § 166 HGB Einblick in die Bücher und Berichte der Gesellschaft nehmen und sich so über den Fortschritt der Liquidation informieren. Falls Anzeichen dafür bestehen, dass die Liquidatoren ihre Aufgaben nicht ordnungsgemäß erfüllen oder den Prozess unnötig in die Länge ziehen, können die Kommanditisten in Gesellschafterversammlungen Druck ausüben oder die Abberufung der Liquidatoren anstreben.
Risiko von Interessenkonflikten und der Vorteil eines externen Liquidators
Ein häufiges Problem in der Liquidationsphase ist das Risiko von Interessenkonflikten, insbesondere wenn der Liquidator zuvor in der Geschäftsführung tätig war. Reime betont, dass es oft vorteilhaft ist, einen externen und neutralen Liquidator zu bestellen, der keine persönlichen Verbindungen zur Gesellschaft hat. Ein solcher Liquidator handelt unabhängig und kann den Prozess im besten Interesse aller Gesellschafter, insbesondere der Kommanditisten, leiten.
Rechte der Kommanditisten bei einer Insolvenz
Im Falle einer Insolvenz wird ein Insolvenzverwalter bestellt, dessen Hauptaufgabe es ist, die Gläubiger zu bedienen. Dies bedeutet in der Regel, dass für die Kommanditisten weniger übrig bleibt, da die Interessen der Gläubiger Vorrang haben. Jedoch unterliegt der Insolvenzverwalter strikten gesetzlichen Vorgaben, die den Prozess beschleunigen können.
Empfehlungen für Anleger
Abschließend empfiehlt Reime den Kommanditisten, ihre Informationsrechte konsequent wahrzunehmen, regelmäßig Berichte einzufordern und bei Unregelmäßigkeiten aktiv zu werden. Rechtlicher Rat kann zudem helfen, die eigenen Rechte besser zu verstehen und durchzusetzen. Anleger, die den Liquidationsprozess aufmerksam und informiert begleiten, haben die besten Chancen, ihre Ansprüche erfolgreich geltend zu machen und eine möglichst hohe Rückzahlung zu erzielen.
Mit diesen Maßnahmen können Kommanditisten sicherstellen, dass die Liquidation effizient verläuft und ihre Interessen gewahrt bleiben.