Der Fußgängerverband „Fuss e.V.“ setzt sich dafür ein, Fußgängern unter bestimmten Bedingungen das Überqueren der Straße auch bei roter Ampel zu gestatten. Laut Vorstand Roland Stimpel solle es Fußgängern erlaubt sein, eigenverantwortlich zu entscheiden, wann sie die Straße überqueren möchten, wenn sie die Verkehrslage für sicher halten. „Wer sich sicher fühlt, schaut und geht. Wer sich auf Grün verlassen will, wartet wie bisher“, erklärte Stimpel in der „Rheinischen Post“. Er verweist dabei auf das Modell des „Grünen Pfeils“ für Autofahrer, der es ermöglicht, bei entsprechender Vorsicht auch bei Rot rechts abzubiegen.
Stimpel sieht in dieser Regelung ein klares Zeichen dafür, dass das „Rot-Tabu“ bereits durchbrochen sei – zumindest für Autofahrer. „Warum soll das dann nicht auch für Fußgänger gelten, die an Ampeln oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, obwohl die Straße leer ist?“ fragt Stimpel und kritisiert, dass Fußgänger unnötig zur Untätigkeit gezwungen werden.
Der Verband betont, dass eine solche Lockerung vor allem in Städten für entspanntere Verkehrsabläufe sorgen könnte. Durch eine derartige Regelung könnten Menschen ihren Weg schneller fortsetzen, ohne auf lange Grünphasen zu warten, insbesondere dann, wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Dies könnte auch zu einer Entlastung des Verkehrs führen und den Straßenraum für alle Teilnehmer flexibler gestalten.
Für die Umsetzung schlägt „Fuss e.V.“ eine klare Informationskampagne und deutlich markierte Bereiche an Ampeln vor, an denen das Überqueren bei Rot erlaubt wäre, so lange keine Autos in unmittelbarer Nähe sind. Kritiker hingegen warnen davor, dass die Änderung zu einer höheren Unfallgefahr führen könnte, besonders für Kinder und ältere Menschen. Stimpel widerspricht: „Selbstverständlich bleibt die Eigenverantwortung entscheidend. Es geht nicht um ein pauschales Ignorieren von Ampeln, sondern um die Freiheit zur Wahl, wo es sicher ist.“
Durch diese Regelung könnte Deutschland einen Schritt in Richtung einer fußgängerfreundlicheren Verkehrsplanung gehen, die mehr auf das eigenverantwortliche Verhalten der Menschen setzt. Der Verband appelliert an die Verkehrsbehörden, die Mobilität von Fußgängern durch solche Anpassungen zu fördern und den Straßenverkehr flexibler zu gestalten.